Der Redakteur | 18.11.2024 Autobahnen in Thüringen: Wo saniert wird und warum manche Baustelle stillsteht
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18. November 2024, 19:04 Uhr
Die gute Nachricht: Thüringens 820 Autobahnbrücken sind in einem guten Zustand, die Fahrbahndecken sind es vielerorts auch. Trotzdem muss auf den Autobahnen einiges getan werden, damit das auch so bleibt. Ein Überblick.
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit sind die Parkplätze "Erfurter Becken" fertig. Paul Seeliger, Sprecher der Autobahn GmbH Ost, sagte MDR THÜRINGEN, dass die Kapazität von ursprünglich 24 auf insgesamt 57 Lkw-Stellplätze erweitert wurde. Es wurden außerdem zusätzliche Busspuren und Stellflächen für Schwerlasttransporte geschaffen, ein Technikgebäude und ein Regenrückhaltebecken errichtet und die Toilettenanlagen wurden erneuert. Die neuen Lärmschutzwände dürften vor allem die dort schlafenden Lkw-Fahrer erfreuen.
Mehr Platz und E-Ladesäulen
Auch haben nun mehr Pkw Platz und Stromtanken soll auch demnächst möglich sein. "Die Grundlagen für die Ladeinfrastruktur sind geschaffen", berichtet Seeliger. "Anschluss und Einrichtung der Schnellladesäulen ist nun Aufgabe des Auftragnehmers."
Und auch, wenn sich die Baustelle gefühlt ewig hingezogen hat, bis auf wenige Wochen Verzug sei man mit den Baumaßnahmen fast im Zeitplan gewesen, so Seeliger.
Warum oftmals die Autobahn-Baustelle stillsteht
Wenn es auf den Autobahn-Baustellen hierzulande klemmt oder sie gar komplett verwaist sind, ist oft Personalmangel schuld. Viele Firmen haben Schwierigkeiten, ausreichend qualifiziertes Personal für ihre Baustellen zu finden. Fallen dann auch noch mehr Leute aus als kalkuliert, geht es an die Substanz.
So braucht man für den Einbau der Fahrbahndecke einen gewissen Umlauf an Lkw, die Beton oder Bitumen bringen, um kontinuierlich arbeiten zu können. Wenn aber zu viele Lkw-Fahrer fehlen, dann funktioniert das irgendwann nicht mehr. Gleiches gilt, wenn die Besatzung eines Fertigers, der die Fahrbahndecke einbaut, nicht komplett ist. Bedeutet: Es werden auf einer Baustelle alle Leute abgezogen und anderswo die Brigaden aufgefüllt. Das Resultat: ein ruhender Baustellenbetrieb.
Blick auf zukünftige Bauvorhaben
Für die kommenden Monate sind in Thüringen weitere Streckensanierungen geplant. Der genaue Zeitrahmen ist jedoch noch unklar, da der Bundeshaushalt für 2025 noch nicht verabschiedet ist. Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf die nötige Sanierung der A4 zwischen Weimar und Erfurt. "Der Zustand dieses Streckenabschnitts ist uns bekannt und entsprechende Planungen laufen bereits", berichtet Seeliger. "Ein genauer Zeitrahmen kann jedoch derzeit nicht genannt werden."
Anders sieht es auf der A4 bei Ronneburg aus. Aktuell bekommt die Richtungsfahrbahn Dresden eine neue Betondecke, im kommenden Jahr ist die Gegenfahrbahn an der Reihe. Geplante Fertigstellung: Dezember 2025.
Beton- oder Schwarzdecke: Vor- und Nachteile
Als Straßenbelag wird je nach Streckenabschnitt und Verkehrsbelastung entweder eine Betondecke oder eine Schwarzdecke (Bitumen) verwendet. Betondecken werden vor allem auf stark belasteten Abschnitten eingesetzt, da sie eine höhere Lebensdauer aufweisen und widerstandsfähiger sind, wenn schwere Lkw darüber rollen.
Allerdings ist der Bau zeitintensiver, auch weil der Beton länger zum Aushärten benötigt. Zudem ist die Reparatur aufwendiger. Eine Schwarzdecke ist schneller eingebaut und kann flexibler auf Temperaturschwankungen reagieren. Auch die Lebensdauer spielt eine Rolle: Eine Betondecke kann durchaus 30 Jahre halten, eine Schwarzdecke ist auf nur 15 Jahre ausgelegt.
Zustand der Thüringer Brücken und Tunnel
Die 820 Autobahnbrücken in Thüringen sind laut Seeliger in einem guten Zustand, da sie im Vergleich zu jenen in anderen Bundesländern noch relativ neu sind. Regelmäßige Inspektionen und Wartungsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Sanierungsarbeiten betreffen in der Regel lediglich Verschleißteile wie Fahrbahndecken und -übergänge oder Sicherheitsausstattungen.
Besonderes Augenmerk wird auf die Sanierung der Tunnel gelegt. Thüringens stolze Tunnelkette ist nämlich mittlerweile auch schon 20 Jahre alt. So wird beispielsweise der Tunnel Eichelberg noch bis Ende 2025 umfassend saniert, einschließlich einer neuen Beschichtung der Innenwände. Diese soll verhindern, dass Streusalz den Beton schädigt. Denn vor allem die Lkw schleppen bei nassen Fahrbahnen mit dem Wasser auch das darin gelöste Salz in die Tunnel. Bei den Sanierungen werden auch die Sicherheitseinrichtungen auf den neuesten Stand gebracht.
Die Bauzäune am neuen Parkplatz Tümmelsberg hingegen, auf der A4 zwischen Gera und dem Hermsdorfer Kreuz, sind kein Zeichen für ungewöhnlich frühe Sanierungsarbeiten. Ein Lkw-Fahrer hatte sich hier - ohne auszusteigen - auf dem Weg zum Toilettenhäuschen gemacht. Das ist aber für derartige Drive-in-Besuche schlicht nicht ausgelegt.
MDR (thk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 18. November 2024 | 16:40 Uhr