Info-Abend in Erfurt Suche nach Endlager für Atommüll auch in Thüringen
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26. September 2019, 12:08 Uhr
Deutschland will bis 2022 alle Atomkraftwerke abschalten. Noch ist unklar, wo der atomare Müll künftig gelagert werden soll. Auch Thüringen ist dafür im Gespräch. Am Mittwoch informierte das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) in Erfurt.
Deutschland will bis 2022 alle seine Atomkraftwerke abschalten. Wo der atomare Müll aus den Anlagen künftig lagern soll, ist aber längst nicht geklärt. Auch Thüringen ist im Rennen. Das hat der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit, Wolfram König, am Mittwochabend in Erfurt verkündet.Thüringens geologische Voraussetzungen würden unvoreingenommen und gleichberechtigt mit anderen Ländern geprüft.
Seit 2017 regelt ein Gesetz, dass in ganz Deutschland nach einem Standort für ein Endlager gesucht werden muss. Das für diese Suche zuständige Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit lädt deshalb in allen Landeshauptstädten zu Infoabenden ein. Ziel des aktuellen Suchverfahrens sei es, den am besten geeigneten Standort für Atommüll in Deutschland zu finden. Etwa 30 interessierte Bürger und politische Vertreter waren am Mittwoch gekommen, um sich über den aktuellen Stand der Suche zu informieren.
Ist Thüringen in der engeren Wahl für ein Atommüll-Endlager?
Auch wenn der Freistaat schon im Gespräch war: Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit sagt dazu erst mal nichts Konkretes. 2015 hatten Geologen der Universität Duisburg-Essen versucht, Potentiale für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen einzuschätzen. In ihrer Analyse kamen sie zu dem Schluss, dass mehrere Thüringer Regionen besonders günstige Bedingungen für ein Atommüll-Endlager haben. Dazu gehören die Gegend um Arnstadt und Stadtilm, Gebiete nördlich und westlich von Mühlhausen sowie zwischen Nordhausen und Duderstadt.
Die Pressesprecherin des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit, Ina Stelljes sagt, ähnliche Studien habe es auch für andere Regionen gegeben. "Sie spielen aber für das jetzige Verfahren keine Rolle. Was wirklich Grundlage der Endlagersuche ist, ist das vom Gesetz vorgesehene Verfahren nach festgelegten Kriterien", sagt Stelljes. Diese Kriterien sehen vor, dass zuerst jene Standorte benannt werden, die nicht in Frage kommen. Etwa deshalb, weil dort die Gefahr von Erdbeben besteht. Im dritten Quartal 2020 sollen in einem Zwischenbericht alle Regionen benannt werden, die als Standort eines Endlagers nicht geeignet sind. Der endgültige Standort soll 2031 feststehen.
Welchen Sinn haben die Info-Abende?
Die zuständige Bundesbehörde will auf den Info-Abenden das Verfahren für die Auswahl eines Standortes vorstellen. Das 2017 extra dafür verabschiedete Gesetz verlangt nach den Erfahrungen mit dem Widerstand in Gorleben absolut transparente Abläufe mit sehr breiter Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Infoabende in allen Landeshauptstädten sind ein Angebot für alle Interessierten, die den für die Standortsuche Zuständigen direkt Fragen stellen wollen. Dazu hat das Bundesamt auch Vertreter aus Kommunen eingeladen, in denen das Thema schon diskutiert wurde. Besprochen wurde vor allem, wie und wo sich Bürger am Auswahlprozess beteiligen können. Wie Wolfram König im Vorfeld des Info-Abends auf einer Pressekonferenz in Erfurt sagte, gebe es für die Bürger vielfältige Möglichkeiten, das Verfahren der Suche nach dem Endlagerstandort mitzugestalten. Mitbestimmung von Bürgern sehe das Standortauswahlgesetz aber nicht vor. Die Entscheidung, an welcher Stelle das Endlager schließlich gebaut werde, liege allein beim Bundestag.
Quelle: MDR THÜRINGEN/jw
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Die Nachrichten | 26. September 2019 | 07:00 Uhr