Regentropfen fallen auf eine Wasseroberfläche
Viel Regen im Winter hat nach Daten von Umweltforschern die mehrjährige Dürre beendet. Bildrechte: PantherMedia / Astrid Gast

Bodenfeuchte und Grundwasser Experte aus Leipzig: Nasser Winter beendet Dürrejahre

02. März 2024, 08:00 Uhr

Die Natur atmet auf. Ungewöhnlich viel Niederschlag in den vergangenen Monaten hat die Dürre beendet. Böden sind wieder feucht und das Grundwasser füllt sich auf. Der Leipziger Umweltforscher Andreas Marx glaubt, dass Deutschland auf die trockenen Jahre seit 2018 schlecht vorbereitet war.

Nach den sehr nassen Herbst- und Wintermonaten hat sich die Situation der ausgetrockneten Böden deutlich entspannt. Der Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig, Andreas Marx, sagte: "Die Dürre hat sich aufgelöst, das ist deutschlandweit eigentlich kein Problem mehr." Seit 2018 hatten extrem trockene Böden bis in tiefere Schichten für gravierende Schäden vor allem im Wald, für geringere Ernten auf Äckern und auch zunehmende Diskussionen über die Versorgungssicherheit mit Wasser gesorgt. "Eine Dürre ist ein Extremereignis. Jedes Extremereignis geht irgendwann vorbei", sagte Marx.

Allerdings sei man in Deutschland eher Hochwasser oder Stürme gewöhnt, die wenige Stunden bis einige Tage anhielten. "Eine Dürresituation über mehrere Jahre hat es in der Intensität seit 1867 nicht mehr gegeben", sagte der Klimaforscher. Man sei schlecht vorbereitet gewesen.

Nur ganz im Osten noch trockene Böden

Aktuell gebe es lediglich im Osten Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns noch einzelne Regionen, in denen trockenere Böden registriert werden, sagte Marx. Das habe mehrere Gründe: Zum einen habe die Niederschlagsmenge 2023 rund 40 Prozent über dem langjährigen Mittel gelegen. Je weiter man nach Osten komme, desto niedriger sei allerdings der Überschuss, sagte Marx. Zum anderen dringe das Wasser in Regionen mit einem hohen Ton- oder Lehmanteil im Boden langsamer nach unten.

Entspannung für Wald-, Forst- und Wasserwirtschaft

Die flächendeckende Auflösung der Dürre sei für die Wald-, Forst- und Wasserwirtschaft eine gute Nachricht, sagte Marx. 2024 dürfte für diese Bereiche relativ entspannt werden. Aktuell sei so viel Wasser im Boden, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass sich dieses Jahr eine kritische Situation entwickeln werde. Für die Landwirtschaft lasse sich eine solche Aussage nicht treffen. "Das Problem ist, dass man selbst im April nicht sagen kann, wie der Sommer wird", sagte Marx. Die Landwirtschaft lebe bei ihren Sommerkulturen vom Niederschlag, der von April bis Oktober fällt.

Ein Waldarbeiter demonstriert die derzeitige Trockenheit und lässt vertrockneten Waldboden durch die Finger rieseln.
Die Zeit der ausgetrockneten Waldböden in Sachsen ist vorerst vorüber. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Landesumweltamt registriert mehr Bodenfeuchte im Wurzelraum

Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bestätigte bezogen auf die Bodenfeuchte die Entspannung. Die Bodenfeuchten liegen an den vier Intensivmessflächen in Mittelsachsen, Nordsachsen und Ostsachsen seit Anfang des Jahres auf konstant hohem Niveau. In den tiefen Bodenschichten in Mittel- und Nordsachsen zeige sich in den vergangenen Wochen eine deutliche Wiederbefeuchtung bis in 1,50 Meter Bodentiefe, hieß es auf Anfrage von MDR SACHSEN vom Landesamt. "Die Bodenwasserspeicher im Wurzelraum wurden aufgefüllt und zeigen derzeit für alle vier Stationen einen feuchten bis nassen Bodenzustand an."

Am geringsten sei der Auffüllstand noch an der Station Schmorren in Mittelsachsen - aufgefüllt zu etwa 65 Prozent des maximal möglichen Wasserspeichers. Der dort tiefgründige Lössboden habe ein sehr hohes Wasserspeichervermögen und leite versickerndes Wasser nur langsam in tiefere Bodenschichten. Dadurch erfolgt die Auffüllung des Bodenwasserspeichers langsamer und zeitverzögert.

Grundwasserspeicher vielerorts aufgefüllt

Auch beim Grundwasser gebe es Entspannung, so das LfULG. In Sachsen sind die Grundwasserstände in den zurückliegenden drei Monaten deutlich angestiegen. Das liege an den sehr hohen Niederschlägen seit Herbst. Im Oktober 2023 habe das Grundwasser im Landesmittel noch auf sehr tiefem Niveau gelegen, im Februar 2024 bewege sich das Landesmittel nun aber oberhalb mittlerer Verhältnisse. Je nach Bodenverhältnissen habe aber der Niederschlag noch nicht überall das Grundwasser erreicht.

Wetterdienst: Winter deutlich zu nass und sehr mild

Der diesjährige Winter in Deutschland ist laut Meteorologen bisher deutlich zu warm gewesen. Statt kaltem Winterwetter "bereitete sich die Natur auf den Frühling vor", wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Der DWD bezieht seine vorläufige Bilanz auf die ersten Auswertungen der bundesweit rund 2.000 Messstationen. Deutschlandweit fielen zwischen Anfang Dezember und Ende Februar im Schnitt 270 Liter Niederschlag je Quadratmeter - und damit annähernd 50 Prozent mehr als die übliche Menge. Mit einem Temperaturmittel von 4,1 Grad Celsius war der zu Ende gehende Winter laut vorläufiger Bilanz außerdem der drittwärmste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen 1881.

MDR (lam)/dpa/AFP

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. Februar 2024 | 10:00 Uhr

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