EIn Bach tritt über die Ufer in einem Dorf.
In Markersbach im Erzgebirge haben die starken Regenfälle am Sonntagabend für überflutete Straßen gesorgt. Bildrechte: Daniel Unger

Hochwasser Unwetter fegt über Sachsen - Überflutungen im Erzgebirge und 300 Einsätze in Dresden

19. August 2024, 12:36 Uhr

Die Feuerwehr in Sachsen musste am Sonntagabend zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. Denn Starkregenfälle und heftige Gewitter hatten das bis dahin heiße Sommerwetter beendet. In nur wenigen Stunden hat das Extremwetter vielerorts einen großen Schaden angerichtet.

  • Mehrere Landkreise sind in Sachsen von Überflutungen betroffen.
  • In einigen Regionen hat der Starkregen deutlich das Jahresmittel für den Monat August überschritten.
  • Die Wetterporognose für diese Woche verspricht wieder eine Wetterbesserung.

Schwere Unwetter mit Gewitter und Starkregen sind am Sonntag über Sachsen gezogen. Von Überflutungen waren die Landkreise Erzgebirge, Mittelsachsen, Bautzen, Meißen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie die Stadt Dresden betroffen. Wie die Rettungsleitstelle Chemnitz auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, sind dort bis zum Abend 51 Notrufe eingegangen. Vor allem Keller seien voll gelaufen, Straßen seien überspült worden. Die meisten Einsätze waren den Angaben nach im südlichen Erzgebirge. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt.

EIn Bach tritt über die Ufer in einem Dorf.
In den Orten Scheibenberg und Markersbach ist am Sonntagnachmittag nach Starkregen der Abrahambach über die Ufer getreten. Bildrechte: Daniel Unger

Grundstücke und Häuser überflutet

Schwere Überschwemmungen sind nach Angaben der Chemnitzer Leitstelle aus den Orten Scheibenberg, Raschau und Markersbach im Erzgebirgskreis gemeldet worden. In Scheibenberg und Markersbach trat Reporterangaben zufolge der Abrahambach über die Ufer. Mehrere Grundstücke und Häuser seien überflutet worden. Am Sonntagabend habe sich die Einsatzlage im Einsatzbereich Chemnitz deutlich beruhigt, hieß es aus der Leitstelle.

EIn Bach tritt über die Ufer in einem Dorf.
Von den Überschwemmungen am Nachmittag war vor allem das südliche Erzgebirge betroffen. Bildrechte: Daniel Unger

Blitz stört Forstfest Kamenz

Schwerpunkt der Unwetter im Landkreis Bautzen waren Bischofswerda, Bernsdorf und Arnsdorf, im Landkreis Görlitz: Schönbach, Kodersdorf und Kreba. Das Forstfest in Kamenz musste am Sonntagnachmittag unterbrochen werden, nachdem ein Blitz nahe des Festplatzes eingeschlagen und für technische Probleme gesorgt hatte, wie die Polizei bestätigt. In Bischofswerda stand der Hof des Polizeireviers knöcheltief unter Wasser.

Mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

Örtlich haben die Regenmengen, die vom Himmel prasselten, in wenigen Stunden die Durchschnittsmengen eines ganzen August-Monates deutlich überschritten, wie MDR-Wetterexpertin Susanne Langhans am Montag sagte. Demnach gab es pro Quadratmeter folgende Litermengen an diesen Orten in Sachsen:

  • Dippoldiswalde-Reinsberg: 103,4
  • Dresden-Hosterwitz: 99,9
  • Dippoldiswalde-Elend: 98,8
  • Dresden-Strehlen: 96,9
  • Kreischa-Saida: 81,2
  • Fichtelberg: 70,4
  • Kubschütz (bei Bautzen): 50,2
  • Plauen: 29,2
  • Görlitz: 14,8
  • Leipzig-Mockau: 1,8
  • Klimareferenzwert für August in 30 Jahren: 77


Quelle: Deutscher Wetterdienst, Kachelmann GmbH (Angaben in Liter/Quadratmeter)

Mehr als 300 Einsätze im Raum Dresden

Auch in der Leitstelle Dresden sind am Sonntag die Telefone heiß gelaufen. In der Stadt Dresden sowie in den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat es mehr als 300 Einsätze gegeben, teilte Feuerwehr-Sprecher Michael Klahre auf Anfrage mit. Alle Feuerwehren der Stadt Dresden und viele Freiwillige Feuerwehren waren demnach bis zum späten Nachmittag im Einsatz.

Nach Unwettern in Sachsen meldet der Schlösserbetrieb in Pillnitz Unwetterschäden wie Astabbrüche an Bäumen.
Im Schlosspark Pillnitz brachen Äste an den Bäumen ab. Das Erdgeschoss im Neuen Palais wurde aufgrund überlasteter Schleusen geflutet und notdürftig getrocknet. Bildrechte: Schlösserland Sachsen

Den Angaben zufolge liefen Keller voll, Bäume stürzten um und Straßen wurden überschwemmt. Im Dresdner Rathaus habe das Wasser im Kellergeschoss etwa 20 Zentimeter hoch gestanden und musste abgepumpt werden. Im Südosten Dresdens retteten Feuerwehrleute 13 Menschen mit einem Schlauchboot von einem S-Bahn-Steig, da die Unterführung und eine anliegende Straße 1,5 Meter tief unter Wasser standen.

Im Schlosspark Pillnitz kam es zu Überflutungen im Neuen Palais und zu Astabbrüchen. Wegen der Aufräumarbeiten bleiben Schloss und Park in Pillnitz am Montag geschlossen, sollen am Dienstag teilweise öffnen.

150 Anrufer in der Warteschlange

Der Feuerwehrsprecher weist alle Bürgerinnen und Bürger darauf hin, nur im Ernstfall die 112 zu wählen. "Ein vollgelaufener Keller ist kein Grund den Notruf zu wählen", betonte Klahre. Zwischenzeitlich war am Sonntag in Dresden der Notruf mit 150 Anrufern in der Warteschleife überlastet. Einem Sprecher der Stadtentwässerung Dresden zufolge sind die Hauseigentümer verantwortlich dafür, die Keller zu schützen. Gegen einen Rückstau aus der Kanalisation bei Starkregen helfe eine Hebeanlage oder eine Rückstauklappe.

Eine überflutete Tunnelunterführung in Dresden.
In Dresden-Niedersedlitz ist am Sonntag die Tunnelunterführung der Bahnhofsstraße voll gelaufen. Bildrechte: xcitepress

Gewitter zieht weiter Richtung Osten

Das Unwetter war seit Sonntagmittag von Westsachsen weiter Richtung Osten gezogen. Der Deutsche Wetterdienst hat mittlerweile alle Warnungen vor schweren Gewitter in Sachsen aufgehoben. Am Montag soll es laut dem Deutschen Wetterdienst kaum noch regnen. Susanne Langhans vom MDR-Wetterstudio: "Jetzt stellt sich allmählich wieder freundliches und zunehmend auch warmes Sommerwetter ein."

MDR (phb/wim/vis)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 18. August 2024 | 17:00 Uhr

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