Schule Kampf gegen Lehrermangel: Sachsen setzt auch auf ukrainische Lehrer
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04. Februar 2023, 15:06 Uhr
Sachsen will ukrainische Lehrerinnen und Lehrer, die vor dem Krieg aus ihrem Land geflüchtet sind, länger halten. Das Kultusministerium will unbefristete Verträge anbieten. Derzeit betreuen mehr als 500 Pädagogen aus der Ukraine vor allem Flüchtlingskinder aus ihrem Land, die seit dem Jahr 2022 an sächsischen Schulen unterrichtet werden. Die Lehrergewerkschaft GEW hat die Pläne für die ukrainischen Lehrer begrüßt und deren geregelte Qualifizierung angemahnt.
- Lehrer aus der Ukraine könnten auch an regulären Schulen beispielsweise in naturwissenschaftlichen Fächern unterrichten.
- Sachsens Kultusministerium will Ukrainer im Lehrbetrieb mit Festanstellungen zum Bleiben bewegen.
- Die sächsische Bildungsgewerkschaft GEW stellt Bedingungen für eine dauerhafte Übernahme ukrainischer Lehrkräfte.
Sachsen setzt im Kampf gegen Lehrermangel und Unterrichtsausfall auf geflüchtete Pädagoginnen und Pädagogen aus der Ukraine. 522 Lehrkräfte und 154 Schulassistenten von ihnen sind derzeit laut Kultusministerium in Sachsen tätig. Man wolle dieses Potential länger halten, sagte der Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung (Lasub), Roman Schulz, MDR SACHSEN. Ihnen würde angeboten, zu bleiben, auch über ein hoffentlich baldiges Kriegsende hinaus, so Schulz. So könnten ukrainische Naturwissenschaftler, Mathematik- und Englischlehrer, "wenn sie die deutsche Sprache beherrschen, vollumfänglich in unserem Schulsystem" eingesetzt werden.
Die Lehrkräfte aus der Ukraine, die das wollen und die Voraussetzungen erfüllen, sind an unseren Schulen gerne willkommmen. Auch wenn die kriegerischen Ereignisse hoffentlich einmal einem Ende entgegen gehen.
Kultusminister will ukrainischen Lehrern Festanstellungen anbieten
Landes-Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hat dafür bereit einen Plan: Ab dem neuen Schuljahr 2023/2024 sollte ukrainischen Lehrern eine dauerhafte Beschäftigung im sächsischen Schuldienst angeboten und aus befristeten Verträgen feste Anstellungen werden, sagte Piwarz der "Leipziger Volkszeitung". Insbesondere bei jenen, die sich "bisher bewährt" hätten und sich verpflichteten "sich sprachlich und fachlich weiter zu qualifizierten". Dabei unterstütze sie das Lasub. Auch werde die Anerkennung von ausländischen Lehrerdiplomen beschleunigt,so der Minister.
Lehrergewerkschaft GEW skeptisch wegen Zeitplan von Piwarz
Auch die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt den Plan von Piwarz, sieht aber dessen Zeitplan für die Umsetzung mit Skepsis. Wie die sächsische GEW-Vorsitzende, Uschi Kruse, MDR SACHSEN sagte, habe das Vorhaben nicht nur etwas mit dem Lehrermangel zu tun. Man brauche auch Menschen, die den gleichen kulturellen Hintergrund hätten wie die ukrainischen Schulkinder.
Man braucht auch Menschen, die den gleichen kulturellen Hintergrund haben wie die ukrainischen Schulkinder. Das ist auch wichtig, um Brücken zu den Eltern zu bauen.
Als notwendige Voraussetzung für eine Übernahme in den sächsischen Schuldienst nannte GEW-Chefin Kruse ein zertifiziertes Sprachniveau und ein Anerkennungsverfahren für die betreffenden Lehrkräfte. Sie könne sich allerdings nicht vorstellen, dass das, wie von Bildungsminister Piwarz vorgesehen, schon zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden könne, so Kruse.
Land Sachsen will auch Teilzeitquote bei Lehrkäften absenken
Laut Kultusministerium lernen aktuell 10.300 ukrainische Kinder und Jugendliche in Sachsen, davon 535 in herkömmlichen Klassen. Die Kosten für den Freistaat betrügen bislang 19,4 Millionen Euro. Um den Lehrermangel zu bekämpfen, will Sachsen zudem die Teilzeit-Quote bei Lehrern von derzeit 35,1 Prozent absenken. Ab dem kommenden Schuljahr soll Teilzeit nur noch für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen oder aus gesundheitlichen Gründen gewährt werden, so das Kultusministerium. Aktuell fehlten 1.220 Lehrkräfte, um alle Unterrichtsstunden abzusichern, hieß es. Etwa ein Drittel der 1.500 ausgeschriebenen Lehrerstellen sei unbesetzt.
MDR (wim)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 03. Februar 2023 | 09:11 Uhr