Fernreise-Boom Sachsen wollen ihre Träume nicht länger aufschieben
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31. Dezember 2024, 16:10 Uhr
In der Zeit rund um den Jahreswechsel schmieden viele Sachsen Reisepläne. Die Reiseanbieter locken mit den unterschiedlichsten Angeboten, von der Pauschalreise über die Kreuzfahrt bis zur organisierten Gruppenreise. Eine Entscheidung zu treffen, fällt bei der riesigen Auswahl nicht immer leicht. MDR SACHSEN hat sich auf der Tourismus-Messe in Leipzig einmal umgehört, welche Trends Reisexperten beobachten.
- Die Sachsen zieht es aktuell unter anderem wieder in die Ferne: Asien gilt als Top-Reiseziel.
- Wer es ermöglichen kann, gibt gerne Geld für das Reiseerlebnis aus.
- Trotz Abenteuerlust wird Sicherheit großgeschrieben.
In der nasskalten Jahreszeit träumen viele Menschen in Sachsen vom nächsten Urlaub. Und seit dem Ende der Corona-Pandemie scheint das Motto zu lauten: nicht kleckern, sondern klotzen. "Nach Corona haben wir gespürt, dass die Nachfrage nach 'Einmal-im-Leben-Reiseträumen', wie zum Beispiel Australien und Neuseeland, deutlich gestiegen ist", sagt die Prokuristin von Eberhardt Travel, Isabel Braksiek und fügt an: "Früher hat man gesagt: Das mache ich mal irgendwann. Heute lautet die Devise: Was weiß ich denn, was übernächstes Jahr ist. Ich möchte das jetzt noch erleben." Die Nachfrage werde momentan nur von den verfügbaren Flugangeboten limitiert.
Asien - vom Nachzügler zum Top-Reiseziel
Asien hat laut Braksiek nach der Corona-Pandemie etwas länger gebraucht, bevor es von den Reisefans wieder in Erwägung gezogen wurde. "Inzwischen läuft das aber bei uns auch ganz stark. Es werden verstärkt Reisen nach Japan und Vietnam nachgefragt", berichtet die Prokuristin.
Das Kesselsdorfer Unternehmen setzt dabei auf das Konzept der begleiteten Reisen. "Das bedeutet, dass immer jemand dabei ist, damit sich die Gäste nicht alleingelassen fühlen, sei es bei der Organisation oder den sprachlichen Barrieren", sagt Braksiek. Zudem gebe es oft kombinierte Reisen aus Kreuzfahrten und Rundreisen.
Ferner als Mittelmeer und Nordkap
Den Trend zu Fernreisen bemerkt auch der Leiter für Gruppen- und Sonderreisen bei Ullmann Reisen, Nico Hinkelthein: "In der Corona-Zeit hatten wir viel Nachfrage nach Mittelmeer- oder Nordland-Reisen Richtung Nordkap, Island und rund um Großbritannien. Jetzt, wo Corona vorbei ist, sagen die Leute jedoch: Ich will wieder in die Ferne reisen."
Reisend bereit, mehr Geld auszugeben
Besonders Asien-Reisen, nach Hongkong, Südkorea und Japan, seien auf der Tourismus-Messe der Renner gewesen. "Man merkt, dass die Leute bereit sind, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, um exotischere Ziele zu besuchen." Ähnlich wie Isabel Braksiek stellt Nico Hinkelthein fest, dass das Thema Kreuzfahrt die Menschen in Sachsen nach wie vor fasziniert: "Es gibt auf jeden Fall einen starken Trend zu Kreuzfahrten." Rundreisen seien ebenfalls begehrt, vor allem Südafrika hätten Reisende in letzter Zeit vermehrt auf dem Schirm.
Man merkt, dass die Leute bereit sind, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, um exotischere Ziele zu besuchen.
Pauschalreisen weiter im Trend
Doch auch das klassische Pauschalreisegeschäft findet nach wie vor seine Interessenten. Das berichtet der Marketing-Leiter des Leipziger Reisebüros Reudnitzer Reisen, Willy Gräske. "Neben den Kreuzfahrten steht das Pauschalreisegeschäft klar im Mittelpunkt."
Die Pauschalreise sei den Menschen wichtig. "Da haben wir ganzjährig den Mittelmeerraum, die Türkei und Bulgarien im Angebot."
Geheimtipp Albanien
Als Geheimtipp habe sich zudem Albanien herauskristallisiert: "Das hat sich dieses Jahr wunderbar entwickelt und ich denke, dass das auch 2025 so weitergehen wird." Zwar gebe es noch nicht so eine touristische Infrastruktur wie in der Türkei oder auf Mallorca, dennoch entschieden sich immer mehr Menschen dafür, vor allem auch Individualisten.
Abenteuer- und Vollkasko-Mentalität
Trotz Abenteuerlust wird bei den Sachsen Sicherheit großgeschrieben. Auch das ein Grund für den Erfolg der Pauschalreisen. "Im Notfall ist man mit einer Pauschalreise immer am besten abgesichert", sagt Willy Gräske.
Konkret geht es darum, dass Pauschalreisende bei einer Insolvenz des Pauschalreise-Anbieters geschützt sind und ihr Geld zurückerhalten. Sind die Urlauber bereits vor Ort, ist in diesen Fällen die Heimreise gesichert.
Georgien neu entdecken
Das Reiseziel steht bei George Tevdorashvili von Georgia Insights - nomen est omen - schon von Anfang an fest. Dennoch sei das Spektrum umfangreich: "Georgien ist zwar ein kleines Land, aber wir haben sehr unterschiedliche Natur, gutes Essen und guten Wein." Man könne Wanderreisen, Rundreisen und Kulturreisen unternehmen. Bei den Messebesuchern in Leipzig stieß das auf Interesse.
"Georgien ist hier in Leipzig gut bekannt. Einige Leute, die an unseren Stand kamen, waren schon einmal zu sowjetischen Zeiten zu Besuch, aber sie konnten damals nicht alles anschauen und wollen das jetzt nachholen." Meistens interessierten sich die Leute für den Großen Kaukasus, weil man da sehr gute Wanderreisen unternehmen könne. "Swanetien im Westkaukasus oder im Osten Tuschetien sind Regionen, wo man wirklich Natur und Kultur gleichzeitig erleben kann", sagt Tevdorashvili.