Schulunterricht an einer Grundschule in Bayern am ersten Schultag nach den Sommerferien am 12.09.2023.
Sachsens Schulen sollen sich weiterentwickeln. Bildrechte: IMAGO/Sven Simon

Schulreformen Sachsen diskutiert über Bildungsland 2030

25. Oktober 2023, 13:27 Uhr

Das sächsische Kultusministerium hat einen großen Reformprozess angestoßen: Bildungsland Sachsen 2030. Aktuell wird in fünf verschiedenen Bildungsforen diskutiert, was beispielsweise gegen häufigen Unterrichtsausfall unternommen werden kann. Die Foren wollen im November ihre Ergebnisse veröffentlichen.

Das Reformprojekt des sächsischen Kultusministeriums nennt sich "Bildungsland Sachsen 2030". Eine Vision, die von Referatsleiter Matthias Böhme mit Leben erfüllt werden soll. Der ehemalige Direktor eines Dresdner Gymnasiums soll ausloten, wie sich Schulen weiterentwickeln müssen.

Dadurch sollen bessere Antworten auf Unterrichtsausfall und Lehrermangel gefunden werden. "Wir sehen das ganz deutlich an Themen wie dem multiprofessionellen Zusammenarbeiten", sagt Böhme: "Wie kann es gelingen, die Elternhäuser beispielsweise, aber auch das schulische Umfeld wie Vereine und Verbände einzubeziehen? Die gesamtgesellschaftliche Funktion spielt natürlich in diesem Prozess auch eine Rolle." Die Herausforderung für das Kultusministerium werde sein, in der internen Phase umsetzbare Maßnahmen zu formulieren, so der ehemalige Direktor.

Diskussions-Grundlage sind die im Sommer veröffentlichten Handlungsempfehlungen der Wissenschaft. Mehr als 200 konkrete Vorschläge haben die Experten auf den Tisch gelegt. Diese werden derzeit auf den fünf regionalen Bildungsforen diskutiert. Sie treffen sich in diesen Tagen zu ihren Abschlusssitzungen.

Hitzige Debatten beim Bildungsforum in Leipzig

Der Sozialpädagoge Tobias Heinemann begleitet zum Beispiel das Forum in Leipzig und berichtet von Debatten voller Emotionen und Ungeduld: "Das Leipziger Bildungsforum ist ein sehr diskussionsfreudiges und kritisches Forum. Es ist immer wieder spürbar, dass ein hoher Entwicklungs- und Erwartungsdruck da ist. Es soll angepackt werden. Dinge, die lange diskutiert wurden, sollen endlich verändert und vorangebracht werden."

Bei den Experten-Vorschlägen geht es zum Beispiel um Stundentafeln, die mehr Platz für gesellschaftliche Debatten lassen sollen. Oder flexiblere Lernzeiten mit einem Unterrichtsbeginn nicht vor acht Uhr morgens. Auch wird vorgeschlagen, Zensuren und Kopfnoten abzuschaffen und stattdessen mehr Wert auf persönliches Feedback zu legen.

Landesschülerrat: Schüler werden übergangen

Von Anfang an beteiligt war der Landesschülerrat Sachsen. Dennoch befürchtet die Vorsitzende Lilly Härtig, dass ausgerechnet die Schülerinnen und Schüler in diesem Prozess an den Rand gedrängt werden könnten: "Es ist so, dass man einen kleinen Realitätscheck bekommt. Da sitzt man mit der Schulleitung und Lehrkräften an einem Tisch. Schüler und Schülerinnen finden es wichtig, dass ihre Anmerkungen und Perspektiven aufgenommen und ernst genommen werden und nicht abgebremst werden, weil die Schulleitung das komplett anders sieht. Da werden Erfahrungen teilweise komplett verneint und überspielt."

Trotz der Meinungsverschiedenheiten wollen die fünf Bildungsforen mit ihrer Arbeit im November fertig sein und ihre Vorschläge auf einer Projektseite veröffentlichen. Das Kultusministerium will daraus dann seine Strategie für das "Bildungsland Sachsen 2030" ableiten und hofft, dass auch künftig die Schülerinnen und Schüler des Freistaates in den Vergleichsstudien glänzen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. Oktober 2023 | 06:05 Uhr

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