Im Sommer Luftwaffen-Übung der Nato über Sachsen geplant

03. Mai 2023, 05:00 Uhr

Die Nato übt regelmäßig die Zusammenarbeit der einzelnen Streitkräfte. Ein Hörer von MDR AKTUELL fragt, ob es stimme, dass im Sommer die historisch größte Nato-Luftkampfübung über Sachsen stattfinden werde und ob dabei auch der Abwurf von taktischen Nuklearsprengköpfen trainiert werde.

Die Antwort: Es stimmt. Im Sommer wird die Nato-Übung Air Defender 23 stattfinden. Es ist die größte Verlege-Übung von Luftstreitkräften seit Bestehen der Nato.

Dazu teilt die deutsche Luftwaffe auf eine Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit: "Geübt wird das Verlegen von Luftstreitkräften über große Entfernungen. Zum Beispiel von den USA nach Deutschland. Es sind knapp 10.000 Soldaten aus 24 vorwiegend Nato-Nationen beteiligt. Kernübungszeitraum ist der 12. bis 23. Juni. Ziel der Übung ist die glaubhafte Abschreckung möglicher Aggressionen."

Der Übung finde auch im Luftraum über Sachsen statt, der Abwurf von Nuklearsprengköpfen werde aber nicht trainiert, so die Luftwaffe.

Die deutsche Flugsicherung, die für die Überwachung des Luftraumes zuständig ist, teilt auf eine Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit: "Festgelegte Teile des deutschen Luftraums werden jeweils zeitlich befristet für militärische Einsatzübungen reserviert. Beeinträchtigungen an einzelnen Flughäfen oder Flugstrecken können nicht ausgeschlossen werden."

CDU, SPD und Grüne halten Übung für sinnvoll

Die CDU-Landtagsfraktion begrüße die Nato-Übung, sagt Ronald Pohle, Beauftragter für die Bundeswehr in seiner Fraktion: "Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist die lange als garantiert empfundene Sicherheit infrage gestellt. Um im Bedarfsfall schnell und entschlossen handeln zu können, müssen die Streitkräfte der verschiedenen Bündnisstaaten gemeinsam üben, um ein qualitativ notwendiges Niveau zu erreichen."

Das sieht auch Albrecht Pallas von der SPD-Fraktion so und fügt hinzu: "Es ist gut, dass die Bundeswehr rechtzeitig und umfassend über die Übung informiert und versucht, die Einschränkungen für die zivile Luftfahrt so gering wie möglich zu halten."

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 62 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

Daniel Gerber, Sprecher für Außenpolitik und Frieden der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im sächsischen Landtag, ist überzeugt, Air Defender 23 sei notwendig, um die Stärke im Nato-Bündnis zu zeigen und: "Genau diese Solidarität im Bündnis und diese transatlantische Verbundenheit brauchen wir jetzt auch in einem möglichen Beistandsfall in der NATO. Das ist der Grund für diese Übung."

AfD und Linke fordern stattdessen Diplomatie

Air Defender 23 sei ein falsches Signal, gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts, findet der Vorsitzende der AfD-Fraktion im sächsischen Landtag, Jörg Urban. Er befürchtet, dass Deutschland immer mehr in eine direkte Konfrontation mit Russland getrieben werde: "Statt sich mit diplomatischen Mitteln um Frieden in der Ukraine zu bemühen, provoziert der Westen weiter Russland. Diese Kriegstreiberei lehnen wir entschieden ab. Diplomatie statt Kampfjets über Sachsen."

So ähnlich sieht es Stefan Hartmann, Co-Landesvorsitzender der Partei die Linke in Sachsen. Auch er fürchtet, Air Defender 23 führe zu einer: "Spirale der Konfrontation, der Rüstung und der Eskalation. Wir halten das als Linke für den völlig falschen Weg. Wir denken, dass wir ganz klar in Richtung stärkerer diplomatischer Bemühungen gehen müssen. Deshalb lehnen wir Air Defender ab."

Wer für den Zeitraum der Nato-Luftübung über Deutschland bzw. Sachsen einen Flug plant, zum Beispiel einen Urlaubsflug, der sollte sich – rein vorsorglich – mit seinem Reisebüro oder der Fluglinie in Verbindung setzen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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