Beamte einer Tatortgruppe in Schutzkleidung
Die Kriminalpolizei hat am Sonnabend umfangreich Spuren gesichert. Dabei wurde auch die mögliche Tatwaffe sichergestellt. Bildrechte: picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Leipzig Siebenjährige mit mehreren Stichen getötet - Schwester unter Tatverdacht

27. Oktober 2024, 12:50 Uhr

Im Leipziger Stadtteil Kleinzschocher ist es am Freitagabend zu einem Tötungsdelikt gekommen, das über die Stadt hinaus für Entsetzen sorgt. Ein 13-jähriges Mädchen hat offenbar mit einer Stichwaffe mehrmals auf ihre kleine Schwester eingestochen und dann den Notruf gewählt. Doch die Ärzte konnten die Siebenjährige nicht mehr retten. Die 13-Jährige befindet sich in einer Fachklinik. Wie es für sie und die Familie weitergeht, ist derzeit unklar. Ebenso, was sich in der Wohnung zugetragen hat.

Ein sieben Jahre altes Mädchen ist in Leipzig durch mehrere Stiche schwer verletzt worden und wenig später gestorben. Nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft soll die 13 Jahre alte Schwester des Mädchens die Verletzungen verursacht haben, wie die Polizei am Sonnabend mitteilte. Demnach hat die 13-Jährige am Freitagabend gegen 19 Uhr selbst den Notruf gewählt und die Polizei informiert.

Die mögliche Tatwaffe sei sichergestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Daran seien Spuren entdeckt worden. Bislang machte die Polizei keine Angaben dazu, um welche Stichwaffe es sich handelt.

Eine Frau in Uniform schaut in die Kamera.
Bildrechte: TNN

Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft und der Polizei wissen wir jetzt, dass die 13-jährige Schwester die Verletzungen verursacht hat.

Josephin Sader Polizeisprecherin Leipzig

Eltern zum Tatzeitpunkt nicht zu Hause

Die Polizei war am Freitagabend zu einem Mehrfamilienhaus im Leipziger Stadtteil Kleinzschocher gerufen worden. Dort fanden sie das schwerverletzte Kind und brachten es in ein Krankenhaus. Dort erlag das Mädchen seinen Verletzungen. Die 13 Jahre alte Schwester selbst ist laut Polizei körperlich unverletzt und wird derzeit in einer Fachklinik psychologisch betreut.

"Die Eltern waren zum Zeitpunkt des Einsatzes nicht zu Hause, wurden aber noch am Abend informiert", sagte eine Polizeisprecherin. Ein Kriseninterventionsteam sei vor Ort gewesen, um die Eltern zu betreuen. Solche Teams unterstützen in akuten Notlagen Angehörige etwa von Verbrechens- und Unfallopfern.

Obduktion der Leiche angeordnet

Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen zum genauen Hergang aufgenommen. In der mittlerweile versiegelten Wohnung wurden Spuren gesichert. Nach Polizeiangaben wurde eine Obduktion der Leiche angeordnet. Wann diese durchgeführt wird, und wann es erste Ergebnisse gibt, sagte die Sprecherin nicht.

Polizisten stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Leipzig. Ein sieben Jahre altes Mädchen ist in Leipzig an schweren Verletzungen gestorben. Nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft soll die 13 Jahre alte Schwester des Mädchens die Verletzungen verursacht haben.
Am Tag nach den tödlichen Stichen auf ein siebenjähriges Mädchen in Leipzig erinnert kaum etwas an die tragische Tat. Vor dem Mehrfamilienhaus steht lediglich ein Polizeiwagen. Niemand hat Blumen, Kerzen oder Plüschtiere, wie sonst bei solchen Fällen üblich, vor die Tür oder an den Straßenrand gelegt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

13-Jährige noch nicht strafmündig

"Es ist tragischer Fall", sagt Ricardo Schulz von der Staatsanwaltschaft Leipzig. Die 13-Jährige sei zwar nicht strafmündig, aber es gehe nun darum, die Umstände der Tat aufzuklären. Laut Strafgesetzbuch ist schuldunfähig, wer bei Begehung der Tat noch keine 14 Jahre alt ist - selbst bei schlimmen Verbrechen wie Mord oder Totschlag. Denn es wird davon ausgegangen, dass Kinder die Folgen ihres Handelns noch nicht ausreichend überblicken.

Unklar, wie es für die Familie weitergeht

In Fällen mit strafunmündigen Kindern halten sich die Ermittlungsbehörden generell mit Antworten zu den Hintergründen und mit Details zurück. Dies geschieht zum Schutz der Kinder. Am Ende der Ermittlungen gibt die Staatsanwaltschaft den Fall zumeist an die Jugendbehörden weiter. Welche Maßnahmen dort ergriffen werden, hängt vom Einzelfall ab.

Denkbar sind, eine psychiatrische Behandlung für das Kind, unter Umständen auch in einer geschlossenen Einrichtung. Möglich ist auch, dass die Eltern Hilfe bei der Erziehung bekommen - oder dass das Kind eine Zeit lang in einem Heim oder bei einer Pflegefamilie untergebracht wird. Die rechtlichen Hürden für eine Trennung von den Eltern gegen deren Willen sind aber hoch.

Polizeiautos stehen auf einer Straße
Kurz nach 19 Uhr wurde die Polizei am Freitagabend an den Tatort gerufen. Bildrechte: Eric Pannier

Diskussion um Absenkung des Alters für Strafmündigkeit

Diskussion um Herabsenkung des Alters für Strafmündigkeit Zuletzt wurde immer wieder darüber diskutiert, das Alter für Strafmündigkeit herabzusenken. Hintergrund waren auch besonders extreme Fälle, in denen Kinder als Täter beziehungsweise Tatverdächtige galten. So soll etwa im April ein damals 13 Jahre alter Junge einen Mann ohne festen Wohnsitz in Dortmund mit Messerstichen getötet haben. Vielen Menschen blieb auch der Fall von Luise aus Nordrhein-Westfalen in Erinnerung: Zwei Mädchen im Alter von damals zwölf und 13 Jahren gestanden, die zwölf Jahre alte Schülerin im März 2023 mit Messerstichen getötet zu haben.

MDR (wim/dkö)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

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