Wasserrohrbruch
Nach dem Rohrleitungsbruch in der Leipziger Südvorstadt dauern die Reparaturen an der Straße. Asphalt kann erst aufgebracht werden, wenn der Boden wenigstens fünf Grad Celsius warm ist. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Havarie-Management Nach dem Wasserrohrbruch: Wie steht es um Leipzigs Unterwelt?

12. Januar 2024, 13:49 Uhr

Fast zeitgleich wurden am Mittwochmorgen zwei Wasserrohrbrüche in Leipzig gemeldet. Während die Schäden an den 50 und 100 Jahre alten Rohren behoben werden, bleibt die Frage, ob sich ein Vorfall dieser Art künftig vermeiden lässt. Und was können Privatleute tun, um sich zu schützen? Ein Experte weiß, wie man teure Frostschäden zu Hause vermeidet.

Nach den Wasserrohrbrüchen in der Leipziger Südvorstadt und am Hauptbahnhof am Mittwoch reparieren die Wasserwerke die Schäden und betreiben Schadensbegutachtung. Wie hoch der Sachschaden insgesamt ist, könne allerdings erst beziffert werden, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, sagt die Sprecherin der Leipziger Wasserwerke-Gruppe, Katja Gläß im Gespräch mit MDR SACHSEN.

"Gerade gestaltet sich die Reparatur der Straßen schwierig. Das Wasser hatte unterirdisch Sand und Unterbau ausgespült. Der Asphalt kann erst aufgebracht werden, wenn es mindestens fünf Grad warm ist", so Gläß. Unklar sei auch, wie viele Liter Wasser bei den beiden Havarien abflossen. In Medien kursierende Mengenangabe von Hektolitern wollten die Wasserwerke nicht bestätigen.

Mehrere Ursachen für Rohrbrüche wahrscheinlich

Dass die Leitungen am Mittwoch barsten, hat nach Ansicht des Experten Florian G. Reißmann vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) nicht direkt mit dem Frost der zurückliegenden Tage zu tun. "Bis in diese Bodenschichten, in denen Rohrleitungen liegen, wird nie der Frost eindringen", sagte er MDR SACHSEN. Er geht vielmehr davon aus, dass der Boden über den Rohren gefroren war und dadurch andere Kräfte auf die Wasserrohre gewirkt haben.

Das vermuten auch die Wasserwerke. "Die Bodeneigenschaften haben sich eventuell geändert", sagt Sprecherin Katja Gläß. Sie verweist neben dem hohen Alter der Rohre auch auf die hohe Verkehrsbelastung, die die Kurt-Eisner-Straße und die Kurt-Schumacher-Straße, wo die Wassermassen am Mittwoch nach oben sprudelten, abhalten müssten.

Hälfte von rund 3.500 Kilometer Leitungen erneuert

Was heißt das für die Zukunft? Gehören Havarien dieser Art zum Alltag? "In den vergangenen 30 Jahren ist viel erneuert worden", sagt Gläß. "Wir werden in diesem Jahr 15 Millionen Euro für 15 Kilometer neue Leitungen ausgeben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Leipziger Netz 3.500 Kilometer lang ist." Etwa die Hälfte dieser Leitungen, die teils 100 Jahre und älter sind, seien erneuert worden. In gut 20 Jahren könnte der Versorger mit der Sanierung fertig sein. "Dann muss die nächste Generation wieder anfangen zu sanieren. Infrastruktur bleibt eine Generationenaufgabe."

500 Rohrschäden pro Jahr in Leipzig

Zwar seien die beiden Rohrbrüche am Mittwoch von der Öffentlichkeit sehr beachtet worden, aber: "Rohrschäden gehören für Wasserversorger zum Tagesgeschäft. Wir haben jedes Jahr rund 500 Rohrschäden zu beheben", erklärt die Unternehmenssprecherin. Das sei aber kein Vergleich zur Lage Anfang der 1990er-Jahre. Damals hätten die Havarie-Mitarbeiter bis zu 2.500 Mal im Jahr in Leipzig ausrücken müssen. Nur eines habe sich in den Jahrzehnten nicht verändert: Notrufe wegen der Wasserrohrbrüche kämen tags und nachts, auch an Wochenenden. Katja Gläß dazu: "Havarien halten sich an keine Uhrzeiten."

Havarien halten sich an keine Uhrzeiten.

Katja Gläß Sprecherin der Leipziger Wasserwerke-Gruppe

Klempnermeister: Frostschäden zu Hause fast immer vermeidbar

Das kennt auch der Innungsobermeister für Sanitär, Heizung und Klima in Leipzig, Steffen Mercklein. Der Klempnermeister und seine Kollegen werden derzeit besonders häufig von Privatleuten zu Havarien in Wohnungen oder auf Grundstücken gerufen. "Wenn es nach Frosttagen milder wird und taut, kommen die Frostschäden", weiß der Handwerker.

Dabei seien Probleme mit Heizungs- und Wasserrohren fast immer vermeidbar. Aber: "Viele Menschen machen sich keine Gedanken. Auffällig ist, dass viele wegen der Energiepreise sparen. Und dann frieren ihnen die Leitungen ein." Dabei sollten auch Keller, Abstellkammern und Dachgeschossbereiche frostsicher sein.

Viele Menschen machen sich keine Gedanken. Auffällig ist, dass viele wegen der Energiepreise sparen. Und dann frieren ihnen die Leitungen ein.

Steffen Mercklein Innungsobermeister für Sanitär, Heizung und Klima in Leipzig

Als typisches Beispiel nennt der Handwerksmeister im Gespräch mit MDR SACHSEN das Verhalten vieler Bewohner von Dachgeschossen, die in den Urlaub fahren oder abwesend seien. Sie stellten die Heizungsventile in ihren Wohnungen aufs Frostsymbol oder unter zehn Grad ein. "Sie denken, dass das ausreicht. Wenn das Dachgeschoss schlecht gedämmt ist und es sehr kalt wird, frieren die Leitungen ein, weil das Wasser in den Rohren nicht ausreichend zirkuliert." Steffen Mercklein würde die Wohnungstemperatur bei Abwesenheit im Winter nie unter 15 Grad einstellen. Das absolute Minimum seien zehn Grad. Das rät der Innungsobermeister:

Frostschutz-Tipps für Wohnungen und Grundstücke

  • Im Winter alle Kellerfenster und Außentüren schließen und Frostsicherheit in den Räumen herstellen.
  • Nicht genutzte Wasserleitungen in Garten, Garage oder Keller im Herbst entleeren und abstellen.
  • Im Winter Zugluft (auf Fenster in Kippstellung achten!) in Treppenhäusern und Fluren vermeiden, weil auch dadurch Rohre einfrieren können.
  • Zwar nicht im Keller, aber in den Wohnräumen immer mit Augenmaß heizen, auch wenn Energie teuer ist.
  • Heizkörperventile alle sechs bis acht Wochen mal bewegen, damit die Ventile locker bleiben.
  • Abgestellte Heizkörper in der Wohnung oder im Haus/Keller/Dachgeschoss wieder anstellen, Ventil aufs Frostsymbol einstellen.

Ein Thermostat wird auf die Froststufe gedreht.
Abgestellte Heizörper in Wohnungen und Häusern sollten im Winter zumindest auf Frostsicherheit (Frostsymbol) eingestellt werden, raten Klempner. Bildrechte: IMAGO/APress

MDR (kk, rkü)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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