Ein Mann mit einem Mibrag-Helm steht vor einer Landschaft. 3 min
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Tagebau Vereinigtes Schleenhain - Ideen für ausgekohlte Löcher

MDR AKTUELL Mi 19.03.2025 06:20Uhr 03:10 min

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Tschüss Kohle, Hallo Zukunft – 2025 Die Renaturierung des Tagebaus Schleenhain – ein teures Unterfangen

19. März 2025, 06:55 Uhr

Viele Seen in Sachsen waren früher Tagebaulöcher. Und weil noch immer Braunkohle abgebaut wird, kommen in den nächsten Jahrzehnten noch zahlreiche Seen hinzu. Die Renaturierung der ausgekohlten Tagebaue ist aufwändig und teuer. Zuständig sind dafür die Kohleunternehmen, doch immer wieder gibt es Zweifel, ob sie für diese große Aufgabe ausreichend Geld zurückgelegt haben.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Bastian Zimmer steht an der Kante des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain und guckt hinab auf fünfzig Millionen Jahre Erdgeschichte. Holozän, Pleistozän, Pilozän und ganz unten kommt die Braunkohle. Das tiefe Loch ist wie eine Wunde, die Bagger in die Erdhülle gerissen haben. Zimmer muss sie als Planungsdirektor der Mibrag heilen.

"Da unten, das ist noch Kohleförderung. Und das machen wir noch drei, vier Jahre und dann ist hier Schluss", sagt Zimmer. Und hier werde dieser gesamte Hohlraum derzeit wieder aufgefüllt. "Bis 2035 werden wir das alles auffüllen, was vor uns ist."

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Das Erdreich dafür besorgt sich die Mibrag aus dem Abbaufeld Peres, gleich nebenan. Wenn das Unternehmen dort eine Tonne Kohle fördert, bleiben bis zu vier Tonnen Aushub übrig. Und jede dieser Tonnen wird hier verkippt. Danach soll Wald wachsen.

"Das ist auf jeden Fall ein Laubmischwald", erklärt Zimmer. Da werde die Eiche die Hauptbaumart sein. "Natürlich fangen wir an mit Pionierbäumen: also sprich Birke, Erle und Pappel." Aber dann werde man sukzessive auch Eiche dazusetzen, Winterlinde und verschiedene Wildobst-Baumarten.

Wie die Mibrag die Renaturierung der Kohle-Löcher finanzieren will

Das Wiedernutzbarmachen der alten Kohle-Löcher kostet Millionen. Früher finanzierte die Mibrag das aus ihren Gewinnen. Doch was passiert, wenn sie mit der Kohle nichts mehr verdient, wenn der Abbau endet? Vor der Antwort holt Bastian Zimmer erst einmal tief Luft.

Blick auf den Störmthaler See bei Leipzig. Vor dem See, in Richtung See ausgerichtet, steht eine hölzerne Bank.
Auch der Störmthaler See vor Leipzig ist ein Baggersee. Bildrechte: imago/Rainer Weisflog

"Wir haben uns mit den Bundesländern darauf verständigt, dass wir sukzessive mit dem Abbau der Kohle Finanzmittel separieren. Und die so separieren, dass sie eben dann zur Verfügung stehen, wenn wir sie brauchen, wenn eben kein Umsatz mehr mit der Kohle gemacht wird." Das sei vereinbart, da gebe es einen ganz klaren Fahrplan, wie viele Finanzmittel pro Jahr separiert werden müssen.

Umweltschützer bezweifeln, dass das Geld reicht

Das Geld sei pfändungssicher angelegt, betont Zimmer. Umweltschützer äußern trotzdem immer wieder Zweifel, dass es für die Renaturierung der Tagebaue reicht. Bei Greenpeace rechnet Karsten Smid vor, die Mibrag habe Ende 2023 erst 72 Millionen Euro angespart. Für die vollständige Renaturierung seien aber bis zu einer Milliarde Euro nötig.

Hier liegen enorme Kosten für die Rekultivierung auf den Braunkohle-Tagebauen, die mit den Erneuerbaren so nicht zu erwirtschaften sind und von der Kohle schon gar nicht.

Karsten Smid Greenpeace

"Das sind ja Kosten, die Jahr für Jahr beiseite gelegt werden müssen. Das ist kaum zu erwirtschaften", sagt Smid. Gerade auch nicht in einem Feld, wo eine Konkurrenzsituation mit anderen Betreibern von erneuerbaren Energien bestehe, die gerade das ja nicht machen müssten. "Also hier liegen enorme Kosten für die Rekultivierung auf den Braunkohle-Tagebauen, die mit den Erneuerbaren so nicht zu erwirtschaften sind und von der Kohle schon gar nicht."

Bastian Zimmer versucht, Bedenken zu zerstreuen, das Geld reiche nicht. Man investiere auch in neue Geschäftsfelder: Windräder, Solarparks. Der Planungschef steht an der Tagebaukante. Am Rand hat sich Sanddorn breit gemacht.

"Tschüss Kohle, Hallo Zukunft!" Über zehn Jahre hinweg begleitet MDR AKTUELL Menschen aus dem Mitteldeutschen Revier durch den Kohleausstieg. Was geht verloren? Was kommt neu?

Zimmer sagt: "Sanddorn ist einfach, man kennt das ja von der Küste, eine Pflanze, die sehr anspruchslos ist. Gehört jetzt aber typischerweise nicht ins mitteldeutsche Revier oder die mitteldeutsche Landschaft". Auf die Frage, ob der Sanddorn dann wieder ausgerupft werde, antwortet er: "Vielleicht nicht überall." Aber es gebe schon Bereiche, wo man Platz schaffe für die eigentlich gewünschten Anpflanzungen.

Dabei könnte man ja auch mit Sanddorn-Saft Geld verdienen. Zimmer lächelt über den Einwurf. Tatsächlich denke man über Streuobstwiesen nach. Aber richtig Geld wolle man schon auch künftig mit Energieerzeugung machen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. März 2025 | 06:20 Uhr

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