Was die Leipziger Buchmesse 2024 im Programm hat Leipziger Buchmesse will gesellschaftlichen und politischen Blick auf Europa schärfen
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22. Februar 2024, 20:00 Uhr
"Leipzig liest", das Lesefest zur Buchmesse Leipzig präsentiert in diesem Jahr ca. 2.500 Veranstaltungen an 300 verschiedenen Orten in der Stadt und auf der Messe. Buchautoren aus aller Welt sind zu Gast, z. B. Swetlana Alexijewitsch, Christopher Clark oder Didier Eribon, der bei der Lesung von Schauspielerin Sandra Hüller unterstützt wird. Unter dem Motto "Alles außer flach" stellen sich die Niederlande & Flandern vor, das Buchmesse-Gastland 2024. Die Manga-Comic-Con feiert ihren 10. Geburtstag. Schriftsteller wie Bodo Kirchhoff, Angela Krauß, Bernhard Schlink, Frank Witzel oder Iris Wolff stellen ihre neuen Bücher vor, ebenso junge Autorinnen wie Deniz Ohde oder Ronya Othmann. Die neuesten Krimis werden unter anderem präsentiert von Arne Dahl oder Ursula Poznanski. Die Kinder- und Jugendliteratur ist vor Ort und natürlich auch Prominente wie Marc Uwe Kling, Oliver Masucci, Katja Riemann oder Martin Sonneborn.
- Die Buchmesse soll ein Raum sein, der "der Debatten, einen Austausch und einen Perspektivwechsel zulässt", so Astrid Böhmisch, Messe-Direktorin
- In diesem Jahr wird der Preis der Leipziger Buchmesse zum 20. Mal vergeben, die "Manga-Comic-Con" findet zum 10. Mal statt
- Das Gastland Niederlande & Flandern möchte mit seiner Literatur Stereotype abbauen
In Leipzig ist das Programm der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden. Erwartet werden unter anderem der französische Autor Didier Eribon oder Literatur-Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Sie gehören zu den internationalen Gäste-Highlights, wie die neue Buchmesse-Direktorin Astrid Böhmisch in Leipzig erläuterte.
"Buchmesse soll Ort der Meinungsvielfalt, des Debattierens und des Zuhörens sein"
Zudem kündigte die Buchmessechefin an, dass sie sich für ein geschärftes, gesellschaftliches und politisches Messeprogramm einsetzen wolle. "Ich glaube, das ist keine Momentaufnahme für 2024, sondern wir werden auch in den nächsten Jahren als Leipziger Buchmesse aktiv dazu beitragen müssen und auch wollen." Sie betonte, dass sie als Direktorin "mit heißem Bemühen" einen Raum auf der Messe schaffen wolle, "der sicher ist, der Debatten, einen Austausch und einen Perspektivwechsel zulässt." Das liege ihr persönlich "sehr, sehr am Herzen", so die gelernte Germanistin und Anglistin im Gespräch mit MDR KULTUR. In dem Zusammenhang gehe es ihr auch darum, den Blick auf Europa zu schärfen und auch Länder wie Belarus und jene Menschen, die dort für Freiheit kämpfen, nicht zu vergessen. Die Direktorin der Buchmesse sei sich bewusst, dass wir uns weltweit in einer Polykrise befinden: Ukraine, Gaza, Antisemitismus, Klima oder Gesellschaftliche Lagerbildung. All diesen Themen wolle und solle die Buchmesse Raum geben. Möglichkeiten dafür böten zahlreiche Podiumsdiskussionen und Panels.
Ausstellerzahlen auf Vorjahresniveau
Laut Direktorin Böhmisch ist der Zuspruch der Aussteller ungebrochen. Alle großen Verlage seien vertreten. Die Auslastung sei hervorragend, sagte sie MDR KULTUR. Die Anmeldungen bewegten sich leicht über dem Niveau des Vorjahres. 2023 hatten sich 2082 Aussteller aus 40 Ländern in Leipzig präsentiert. Davor war die Buchmesse wegen der Coronapandemie dreimal in Folge abgesagt worden.
Zwei Jubiläen werden gefeiert
Zudem prägen zwei Jubiläen die diesjährige Messe. Der Preis der Leipziger Buchmesse, einer der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland, wird zum 20. Mal vergeben. Die Nominierten werden am 29. Februar bekannt gegeben.
Außerdem wird die Manga- und Comic-Messe "Manga-Comic-Con" zehn Jahre alt und will mit dem diesjährigen Programm auch die Lesekompetenz junger Menschen stärken, wie Projektleiterin Kerstin Krämer MDR KULTUR sagte. In diesem Jahr werden die Angebote für die junge Zielgruppe – Manga, Comic, Fantastik, Jugendliteratur – zwei der fünf Messehallen belegen.
Das Motto des Gastlandes Niederlande und Flandern: "Alles außer flach"
Auf dem Podium der Pressekonferenz saß auch Margot Dijkgraaf. Die niederländische Literaturkritikerin und Journalistin ist eine der Kuratorinnen des Gastlandes Niederlande & Flandern. Das diesjährige Motto: "Alles außer flach" will sie zum Anlass nehmen, um mit Literatur Stereotype abzubauen. "Man denkt ja, die Niederlande ist ein bisschen langweilig. Flandern, das sind freundliche Leute, die Bier trinken. Aber das ist unser Image. Und unsere Identität ist ganz anders", so Dijkgraaf im Gespräch mit MDR KULTUR. Und weiter: "Unsere Identität ist eigentlich mehr wie unsere Literatur. Und die Literatur geht über Klimawandel. Über Rassismus. Über Kolonialismus und über vergessene Stimmen von versklavten Menschen." Das sei alles außer flach, so die Kuratorin.
ARD und ZDF mit gemeinsamer Bühne
Ansonsten verspricht das Programm der Leipziger Buchmesse wieder all das zu sein, was man sich davon erhofft. Mehr als 2.500 Veranstaltungen an 300 verschiedenen Orten beim Lesefest "Leipzig liest" sind im Programm. Erstmals haben ARD und ZDF einen gemeinsamen Auftritt bei der Leipziger Buchmesse und präsentieren auf der Literaturbühne täglich Hochkaräter aus Gesellschaft und Politik. Und auch MDR KULTUR ist natürlich vertreten: mit "Unter Büchern" von und mit Katrin Schumacher, mit dem MDR KULTUR Bücherwagen, der "Unter Büchern unterwegs Bühne" und der ARD Radio Kulturnacht "Unter Büchern".
Mit alldem will die Leipziger Buchmesse Anregungen bieten, mit der so krisenbehafteten Gegenwart umzugehen. Ob das geklappt hat? Nach der Buchmesse wissen wir mehr.
Quellen: Ole Steffen, dpa, redaktionelle Bearbeitung: jb
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. Februar 2024 | 08:20 Uhr