Diskussion im Stadtrat Leipzigs Kulturpolitik unter Druck: Was wird aus den Clubs und dem Naturkundemuseum?
Hauptinhalt
20. Januar 2025, 14:46 Uhr
Die Leipziger Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke schaut auf ein herausforderndes Jahr 2025. Auf Bundes- und Landesebene fehlt ein Haushalt, im Stadtrat gibt es Streit um die Finanzierung verschiedener Clubs wie dem Conne Island oder dem Werk 2 und es gibt Kritk an den Umzugsplänen für das Naturkundemuseum. Die Linken-Politikerin zeigt sich im Gespräch mit MDR KULTUR trotz aller Baustellen zuversichtlich.
- Das Jahr 2025 soll für die Leipziger Kulturpolitik nur "moderate Einschnitte" mit sich bringen, sagt die Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke.
- Im Leipziger Stadtrat gibt es im Zuge der Sparüberlegungen eine Diskussion über die Förderung von Clubs wie dem Conne Island oder dem Werk 2.
- Der geplante Umzug des Naturkundemuseums auf den Wilhelm-Leuschner-Platz sorgt nach wie vor für Kritik.
Zu Beginn des Jahres 2025 steht Leipzigs Kultur vor erheblichen finanziellen Unsicherheiten. Skadi Jennicke, die Kulturbürgermeisterin der Stadt, erläutert im Interview mit MDR KULTUR die prekäre Lage der kommunalen Haushalte: "Die Situation der Kommunen ist bundesweit ausgesprochen angespannt".
Grund dafür seien insbesondere die Kostensteigerungen, meint die Linken-Politikerin: "Energiekosten, Personalkosten, sämtliche Sachkosten im Kulturbereich, vor allen Dingen auch Veranstaltungskosten, sind wirklich immens in die Höhe geschnellt." Gleichzeitig gebe es eine "verhaltene bis negative Steuerprognose".
Für Leipzigs Kultur nur "moderate Einschnitte"
Leipzig sei nicht allein mit den Finanzsorgen, betont Skadi Jennicke. Auch Städte wie Dresden oder Berlin stünden unter Druck. In Sachsen sei die besondere Situation, dass nicht nur vom Bund ein beschlossener Haushalt fehle, sondern auch auf Landesebene. Darauf schaut auch die sächsische Kulturszene mit großer Sorge.
Die Situation der Kommunen ist bundesweit ausgesprochen angespannt.
Trotz nicht verabschiedeter Haushalte und höherer Energie- und Personalkosten rechne Jennicke aktuell damit, dass es in Leipzig nur moderate Einschnitte geben wird: "Ich bin wirklich froh, dass wir uns mit dem Oberbürgermeister in Leipzig vereinbart haben, dass der Haushalt erst mal auf der Basis von 2024 fortgeschrieben wird." Durch die Preissteigerungen bedeute das für die Kulturpolitik dennoch eine relative Kürzung.
Conne Island, Werk 2 und andere Clubs in Gefahr
Für die Leipziger Kulturbürgermeisterin gibt es eine weitere Herausforderung: Die politische Landschaft im Stadtrat hat sich verändert. Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht als neue Fraktion sei es schwieriger geworden, Mehrheiten für die Kulturpolitik zu finden, sagt Jennicke. Sie kritisiert außerdem die Haushaltsanträge des BSW, die empfindliche Kürzungen für soziokulturelle Zentren wie Nato, Conne Island und Werk 2 vorsehen. Diese Zentren seien "identitätsstiftend" für Leipzig und sie bezweifle die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen: "Dort die Axt anzusetzen, damit sanieren wir keinen Haushalt".
Das BSW hatte Ende vergangenen Jahres einen Antrag eingereicht, der zum Ziel hatte, Fördergelder bei besagten Clubs einzusparen. Die Einrichtungen hätten in den vergangenen Jahren durch eine "ideologisch verengte Programmpolitik und praktizierte Cancel Culture" auf sich aufmerksam gemacht, hieß es im Antrag des BSW.
Dort die Axt anzusetzen, damit sanieren wir keinen Haushalt.
Die Leipziger Clublandschaft sieht sich unter starkem finanziellen Druck. Das Conne Island hatte kürzlich in einer Spendenkampagne über 150.000 Euro eingesammelt, um den Weiterbetrieb sichern zu können. Die Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke hofft, dass die Kürzungsvorschläge keine Mehrheit im Stadtrat finden und betont zugleich die unsichere politische Situation im Stadtrat: "Es ist sehr viel unberechenbarer geworden, wie sich die Mehrheiten im Stadtrat finden"
Streit um den Umzug des Naturkundemuseums
Und noch ein Punkt erhitzt in Leipzig zurzeit die Gemüter: Der Umzug des Naturkundemuseums auf den Wilhelm-Leuschner-Platz. Die geplanten Baukosten liegen aktuell bei 95 Millionen Euro. Der Stadtrat Michael Weickert von der CDU fürchtet, dass diese Kosten noch deutlich steigen werden. Das sagte er der Leipziger Volkszeitung. Weil die Haushaltslage ohnehin angespannt sei, finde er das Bauvorhaben "überzogen und unverantwortlich".
Was ist für das Naturkundemuseum genau geplant? (zum Ausklappen)
Das Leipziger Naturkundemuseum hat eigenen Angaben zufolge am aktuellen Standort in der Lortzingstraße nicht genug Platz. Deshalb soll es einen Umzug in den alten Bowling-Treff auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geben. Dessen unterirdische Hallen bieten auf drei Etagen Platz. Bis zu 16 Meter tief sollen Besucher dann eine Reise in die Erdgeschichte unternehmen können. Der Bowlingtreff in Leipzig ist seit 1997 geschlossen und ungenutzt. Ab 2029 könnte das Museum dort seine Türen öffnen. Der Museumsleiter Ronny Leder sieht das Gebäude am Leuschner-Platz als gutes Domizil für sein Museum.
Skadi Jennicke zeigt sich im Interview mit MDR KULTUR nach wie vor überzeugt vom neuen Standort: "Das ist eine Chance und aus meiner Sicht war es völlig richtig, hier zuzugreifen." Es gebe aus dem Stadtrat den Baubeschluss mit knapper Mehrheit und der verpflichte, "zeit- und kostentreu" zu arbeiten. Diese Werte – vor allem die finanzielle Sparsamkeit – werden wohl 2025 in der gesamten Leipziger Kulturpolitik gefragt sein. In zwei Monaten soll im Stadtrat der Doppelhaushalt für 2025/26 verabschiedet werden.
Quellen: MDR KULTUR (Stefan Petraschewsky), LVZ, Stadt Leipzig; redaktionelle Bearbeitung: pl, td
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. Januar 2025 | 06:30 Uhr