Wissenschaftskino Physikprofessor erklärt 007-Filme: Sind diese James-Bond-Stunts realistisch?
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14. Dezember 2024, 12:00 Uhr
Der Filmheld James Bond ist nicht nur durch seine Worte "Geschüttelt, nicht gerührt" legendär. Die teils absurd wirkenden Stunts des Geheimagenten faszinieren seine Fans. Doch sind diese rein physikalisch möglich? Der Physikprofessor Guido Reuther hat Tafelwerk und Taschenrechner ausgepackt.
Diese Verfolgungsjagd auf einer Baustelle dürfte wohl nicht nur eingefleischten 007-Fans bekannt sein. James Bond, gespielt von Daniel Craig, rennt im Film "Casino Royale" einen extrem steilen Stahlbalken in die vierte Etage eines Neubaus hinauf. Der Geheimagent scheint dabei keinerlei Mühe zu haben, die Steigung von umgerechnet 82 Prozent zu überwinden - eben ganz typisch Bond.
Der Professor für Angewandte Physik Guido Reuther zeigt über eine Beamerpräsentation Bildausschnitte aus dem Film. Vor dem Publikum im Wissenschaftskino im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig hat er seine physikalische Formelkiste ausgepackt, um die legendären Bond-Stunts wissenschaftlich zu analysieren.
In seinen Vorlesungen an der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur (HTWK) Leipzig erklärt er seinen Studierenden anhand der Actionfilme physikalische Phänomene. "Ich gebe die Vorlesungen Grundlagen der Physik für angehende Ingenieure. Ich habe nach einem Weg gesucht, wie man das auflockern kann", sagt Reuther.
Enorme Steigung überwinden mit dem richtigen Schuhwerk
Doch wie realistisch ist diese Filmszene aus "Casino Royale"? Eine entscheidende Frage, um die Szene zu erklären, sei die der Materialien, erklärt Reuther. "Das Ganze wäre nur möglich, wenn man Materialien verwendet, die einen sehr hohen Haftreibungskoeffizienten haben - etwa Gummi auf Asphalt", erklärt Reuther. Sprich: Damit eine Person auf dem Balken nicht abrutscht, müssten Balken und Schuhe materiell so beschaffen, dass sie Halt geben.
Reuther zeigt auf ein kleines Detail in einem Filmauschnitt, als Bond gerade auf den Stahlbalken rennt. Auf Nahaufnahmen erkennt man, dass Dachpappe - die Asphalt enthält - auf dem Stahlbalken aufgebracht ist. Es sei also durchaus möglich, dass ein Mensch mit dem richtigen mit Gummi besohlten Schuhwerk die Steigung überwunden hat, da Gummi auf Asphalt gut hafte, erklärt Reuther.
"Golden Eye": Legendäre Jagd nach dem Absturz-Flugzeug
Unglaublich wirkt auch die legendäre Jagd von James Bond in "Golden Eye" nach einem Flugzeug, das in den Schweizer Alpen eine Klippe hinabstürzt. Reuther führt die Filmausschnitte vor.
Während 007-Schauspieler Pierce Brosnan mit Leichtigkeit sozusagen wie im Flug das Flugzeug einholt, lacht das Publikum im Wissenschaftskino immer wieder. Ist die Filmszene nicht absurd, fragen sich wohl viele.
Doch Guido Reuther zeigt danach mithilfe verschiedener Berechnungen, dass es rein physikalisch möglich ist, dass ein Mensch das Flugzeug beim Absturz aus einer Höhe von 2.600 Metern in den Schweizer Alpen - wo der Film spielt - erreicht haben könnte.
Theoretisch ist es möglich, dass er das Flugzeug erreicht, bevor es auf dem Boden aufschlägt. Aber sein Körper müsste 32-mal windschnittiger sein als das Flugzeug.
Eine Einschränkung gebe es jedoch, erklärt Reuther: "Theoretisch ist es möglich, dass er das Flugzeug erreicht bis, bevor es auf dem Boden aufschlägt. Aber sein Körper müsste 32-mal windschnittiger sein als das Flugzeug." Das heißt: der Körper des Menschen viel aerodynamischer geformt sein, um möglichst wenig Reibung in der Luft zu erzeugen.
Fazit: Einen Flugzeugabsturz kann nur 007 überleben
Einwände kommen auch aus dem Publikum. "Wäre es denn überhaupt möglich, im freien Fall so einfach in die Flugzeugkabine zu steigen?", fragt eine Zuschauerin. "Und hätte 007 überhaupt noch genügend Zeit gehabt, sich ans Cockpit zu setzen und das Flugzeug vor dem Aufprall zu bewahren?", fragt ein anderer.
Guido Reuther stimmt den Gästen zu, dass es sehr zweifelhaft ist, dass man erstens im freien Fall und einer Geschwindigkeit von mehr als 70 Kilometern pro Stunde in die Flugzeugluke so hineinkommen kann und zweitens dann noch genug Zeit hat, sich ins Cockpit zu setzen. Fazit: Ein normaler Sterblicher hätte das Flugzeug physikalisch gesehen erreichen können, alles Andere schafft nur der über den Naturgesetzen stehende James Bond.
James-Bond-Fans kommt ins Schwärmen
Er hätte nicht geglaubt, dass ein Mensch wie im Film "Goldeneye" ein Flugzeug so erreichen kann, sagt Jonas Stephan. "Das dann vorgerechnet zu bekommen, das es theoretisch physikalisch möglich ist, das fand ich besonders überraschend", sagt der James-Bond-Fan.
Das dann vorgerechnet zu bekommen, das es theoretisch physikalisch möglich ist, das fand ich besonders überraschend.
Er findet es etwas schade, dass keine Szene aus seinen Lieblings-007-Streifen "Der Hauch des Todes" auseinander analysiert wurde, sagt Jonas Stephan. Aber der Student lacht sogleich und sagt: "Da passieren aber auch gar nicht so viele physikalisch verrückte Sachen."
Einmal ins Schwärmen gekommen, erzählt der 007-Fan: "Ich mag im Film 'Der Mann mit dem goldenen Colt' mit Roger Moore das Auto mit den Flügeln. Das kann nicht nur fahren, sondern auch abheben." Für ihn auch ein schönes Beispiel für einen absurden, aber deswegen auch unverwechselbaren Bond-Streifen.
Der besondere Reiz - keine x-beliebigen Actionfilm
Danko Dolch und seine Freunde sind spontan gut vorbereitet ins Wissenschaftskino gekommen, sagt er. "Wir haben eine Woche vorher schon einen James-Bond-Filmabend gemacht", sagt er. Bereits da hätten sie einige Stunt-Rätsel diskutiert.
Ihn reize es, dass die Bond-Filme allgemein zum Diskutieren über politische und wissenschaftliche Themen anregen, sagt Danko Dolch. "Das macht den besonderen Reiz aus. Es sind keine x-beliebigen Actionfilme."
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