Der "Goldfinger" aus Zwickau Schauspieler Gert Fröbe und seine Heimat in Sachsen
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Die Neffen Wieland und Eckehart Baumann erinnern sich
02. Dezember 2021, 11:33 Uhr
Gert Fröbe schaffte es aus Zwickau in die große Welt. Als "Goldfinger"-Schauspieler in James Bond begeisterte er 1964 ein Millionenpublikum. Ein Museum sucht man in seinem Geburtsort vergebens. Dafür halten die beiden Neffen des Schauspielers, Eckehart und Wieland Baumann, die Erinnerung an ihren "Lanz" wach.
Trotz des weltweiten Ruhms und der vielen Reisen, die Gert Fröbe für Dreharbeiten rund um den Globus unternimmt, vergisst er nie seine Heimat und kommt, so oft es die Zeit erlaubt, nach Zwickau, um seine Mutter Alma zu besuchen, seine neuen Herzensdamen vorzustellen, Freunde zu treffen und den heimischen Fußballverein anzufeuern. Der war den Zwickauern damals übrigens haushoch überlegen. Erst reist Gert Fröbe an mit dem West-Auto, dann, um nicht so aufzufallen, kommt er lieber mit dem Interzonenzug. Im Westen erzählt er nicht viel von seinen Reisen in den Osten, aus Angst, das könnte seiner Familie schaden.
Mit Onkel Lanz im Kino
Bei seinen Besuchen beeindruckt Fröbe besonders die Söhne seiner Schwester Hanni, Eckehart und Wieland. "Lanz" sollen sie ihn nennen. Und der Onkel lädt sie natürlich auch ein zum Kinobesuch. Auch in der DDR der 1950er- und 1960er-Jahre laufen Filme mit Gert Fröbe in den Kinos. Noch spielt er nicht die großen Erfolgsrollen. Egal, gemeinsam schauen die Neffen mit ihrem Onkel 1959 den Schmachtfetzen "Alt-Heidelberg". Wieland Baumann staunt noch heute:
Er spielt einen Professor, der dann stirbt. Der Lanz saß hier neben mir und ich merkte, der fing an zu schnaufen. Ich guck ihn an, der stirbt und der heult. Ich dachte, was ist denn jetzt? Als wir dann raus sind und sag' ich: "Lanz, heulst du noch?" Er: "Was geht denn dich das an?" Das hatte ich nie mir denken können, dass man von seinem eigenen Spiel dann noch so ergriffen wird.
Die Hüter des Familienschatzes: Eckehart und Wieland Baumann
Am 25. Februar 1913 wird Gert Fröbe in Oberplanitz bei Zwickau geboren. Damals ist das eine kleine Bergarbeiterstadt in Sachsen. Im Haus der Familie in der Marktstraße , heute Edisonstraße 11 führt der Vater ein Geschäft für Lederwaren und eine Schuhreparaturwerkstatt. Mutter Alma verdient als Näherin etwas dazu. Am Geburtshaus erinnert heute eine Plakette an Gert Fröbe. Zum 100. Geburtstag des Schauspielers wurde sie dort feierlich angebracht. Seine Neffe Eckehart Baumann lebt noch immer in dem Haus und hütet einen Schatz der Familie - zwei Fotoalben und eine Pappkiste mit Aufnahmen aus der Jugendzeit des Schauspielers, darunter seine erste Autogrammkarte, auf die Gert Fröbe wohl besonders stolz war.
Seine künstlerische Laufbahn beginnt er damals als "Dor rode Geicher von Zwigge". Um seine Eltern in der Inflationszeit finanziell zu unterstützen - das Geschäft des Vaters geht bankrott, zudem beginnt er zu trinken - spielt Gert Fröbe in Gartenlokalen, auf Hochzeitsfeiern und zum Nachmittagskaffee und Tanz im "Kaiserhof". Im Gasthaus Mädler im Zwickauer Stadtteil Oberhondorf gibt es ein Fröbe-Stübchen, in dem an diesen Teil seiner Karriere erinnert wird.
Als die Beate angesagt wurde, da wurde der Brief vorgelesen, den sie uns geschrieben hatte, bevor sie kam: 'Ich werde jetzt von einer großen Familie erwartet und 'ihr werdet alle auf mich schauen, wie auf eine Eistänzerin, die jeden Moment stürzen wird. Weil alle anderen vor mir auch gestürzt sind, aber lasst mich mal üben, ich bin jetzt auch auf dem Eis, das erste Mal'.
Mit den Herzensdamen zur Mutter und mit Alma auf Reisen
Der Weltstar ist auch ein Womanizer. Brav stellt er seine Herzensdamen zuhause bei Mutter Alma in Oberplanitz vor. Mit Ehefrau Nummer vier, der Journalistin Beate Bach, scheinen alle glücklich. Beate macht alles mit, geht mit der Familie gemeinsam in die Pilze, Regenschauer inklusive. Sie war anders als ihre Vorgängerinnen, erinnern sich die Neffen. Sie liebt vor allem den Menschen Fröbe und gibt für ihn sogar ihren Beruf auf. Fast zeitgleich zum neuen privaten Glück greift die große Politik in das Leben der Fröbes ein. Nach dem Mauerbau im August 1961 kann Fröbe nicht mehr spontan in die alte Heimat reisen. Zumindest nimmt er weiter Einfluss, wenn es um die großen Dinge geht. Seinem Neffen Eckehart Baumann redet er damals einen Fluchtversuch aus. Wohl auch aus Angst, dass er selbst dann nicht mehr in die Heimat zu seiner Mutter und seiner Schwester reisen kann.
Nur ein Familienmitglied aus Oberplanitz kann noch in den Westen: Mutter Alma. Ausgerechnet sie, die einfache Schneidersfrau aus der DDR, erlebt nun die große weite Welt an der Seite ihres Sohnes, der sie überall mit hinnimmt. Zum Beispiel in die Schweiz, an den Luganer See, dort besitzt ihr Sohn mittlerweile ein Haus, das er sogar nach ihr benannt hat: "Casa Alma". In den 1960er-Jahren verdient Gert Fröbe reichlich Geld, 50.000 bis 70.000 D-Mark pro Film. Aber er zählt noch nicht zu den Kino-Superstars in Deutschland. Ausgerechnet seinen größten Erfolg als "Goldfinger" im James-Bond-Film, der 1964 herauskommt, kann er nicht mit seiner Familie im Kino in Zwickau sehen. Denn der läuft im Osten nicht - aus politischen Gründen.
Seine letzte Ehefrau Karin hat mir erzählt, dass gegen diese Mutter einfach keine Frau ankommen konnte. Es schmeckte nie so wie bei Mutter, man sah nie so gut aus wie Mutter, es war immer bei Mutter immer alles besser.
Dafür fährt er später mit seinen Neffen extra nach Leipzig, um 1965 in der Schauburg eine Vorstellung von "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" zu besuchen. Eckehart Baumann erzählt schmunzelnd, dass er doch sehr enttäuscht war, als ihn nach der Vorstellung keiner der Kino-Besucher als Gert Fröbe erkannt hat.
Als Gert Fröbes Mutter Alma mit 88 Jahren stirbt, ist das ein tiefer Einschnitt. Zwei Jahre nach dem Tod der Mutter stirbt auch noch viel zu früh seine Schwester Hanni nach langer Krankheit. Damit reißt der Faden nach Sachsen ab.