Porträt Gert Fröbe: Hollywoodstar aus Zwickau
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24. Februar 2023, 13:36 Uhr
Der Schauspieler aus Oberplanitz bei Zwickau wurde international als Charakterdarsteller gefeiert. Dabei schien seine Herkunft seiner Karriere am Anfang im Wege zu stehen.
Gert Fröbe - beim Namen des bekannten Schauspielers drängen sich sofort seine bekanntesten Rollen ins Gedächtnis: Rollen wie die des Kindermörders Schrott im Film "Es geschah am helllichten Tag" (1958), die des Bösewichts Auric Goldfinger in "James Bond 007: Goldfinger" (1964) oder die des Kriegsheimkehrers Otto Normalverbraucher im Film "Berliner Ballade" (1948).
Für die Darstellung dieser Charaktere wurde Gert Fröbe nicht nur national, sondern auch international gefeiert. Schauspieler, das wollte Gert Fröbe schon werden, als er in seiner Heimat Zwickau noch die Schulbank drückte, aber der Weg ins Filmgeschäft hielt viele Umwege für Fröbe bereit. Und ohne das kleine Quäntchen Glück wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
Mit einem Puppentheater fing alles an
Gert Fröbe wurde als Karl Gerhart Fröbe am 25. Februar 1913 in Zwickau-Oberplanitz geboren. Im Haus in der Edisonstraße 11, in dem Gert Fröbe auch zur Welt kam, unterhielt der Vater im Erdgeschoss ein Geschäft für Lederwaren und eine Schuhreparaturwerkstatt. Im oberen Geschoss lebte die Familie: Vater Johannes, Mutter Alma, Schwester Hanni und der kleine Gert.
Zum fünften Geburtstag bekam Gert ein Puppentheater geschenkt - mit weitreichenden Folgen. Gert Fröbe spielte nicht einfach nur Puppentheater, er erweckte seine aus Holz geschnitzten Puppen zum Leben und unterhielt damit nicht nur seine eigene Familie, sondern auch die Kinder aus der Nachbarschaft. Das Publikum tobte jedes Mal vor Begeisterung und verlangte Zugaben.
Erste Karriere als Stehgeiger
1919 wurde Gert Fröbe eingeschult. Trotz der Inflation ermöglichten ihm seine Eltern den Besuch des Gymnasiums und schickten ihn sogar zum Klavier- und Geigenunterricht. Hierfür entwickelte Fröbe weit mehr Ehrgeiz als in der Schule. Zweimal blieb er sitzen, im Abitur fiel er durch. Zu begeistern war er nur für die Fächer Mathematik, Musik und Zeichnen. Der Junge mit den roten Haaren und Sommersprossen, für die er von seinen Mitschülern oft gehänselt wurde, zeigte so viel Leidenschaft an der Geige, dass es ihm ein Leichtes war, aus dem Stehgreif zu musizieren, während seine Schwester Hanni Noten zum Spielen benötigte. Dieses Talent brachte Fröbe auch im Umkreis von Zwickau den Namen "Dor rode Geicher von Zwigge" ein.
Mit siebzehn durfte ich die Solovioline der F-Dur-Romanze von Beethoven mit großem Orchester im Mitteldeutschen Rundfunk Leipzig spielen.
Um seine Eltern in der Inflationszeit finanziell zu unterstützen - das Geschäft des Vaters ging bankrott - spielte Gert Fröbe in Gartenlokalen, auf Hochzeitsfeiern und zum Nachmittagskaffee und Tanz im "Kaiserhof". Wenn er nicht selbst auf der Violine spielte, gab er anderen Kindern Geigenunterricht oder zeichnete. Gert Fröbe hatte vor, Bildende Kunst zu studieren. Doch immer loderte in ihm der Wunsch, Schauspieler zu werden.
Vom Bühnenmaler zum Schauspieler
1933 kam Fröbe an die Sächsische Staatsoper Dresden, wo man ihm eine Lehre als Bühnenmaler anbot. 1936 machte er Bekanntschaft mit dem Theater- und Filmschauspieler Erich Ponto, den Gert Fröbe für das Programmheft malen sollte. Die Chemie zwischen beiden stimmte, was Fröbe veranlasste, Ponto von seinem Wunsch zu erzählen, Schauspieler zu werden. Nachdem Gert Fröbe dem Schauspieler als Beweis für sein Talent einen Absatz als "Mephisto" aus Goethes "Faust" rezitierte, begann Ponto wegen Fröbes sächsischem Dialekt zunächst zu lachen: "Mephisto ist doch kein Sachse!", gab ihm dann aber doch Schauspielunterricht, weil er den großen Komödianten, der in ihm steckte, erkannte. Fröbes Zeit als Bühnenmaler war damit vorbei - es zog ihn ans Theater in Berlin, Wuppesrtal (1937) und nach Wien (1939).
Legendäres Selbstgespräch als Hausschnecke
Der Zweite Weltkrieg drängte das Theaterleben in den Hintergrund. Fröbe wurde eingezogen, arbeitete erst bei einer Sanitätseinheit im OP-Saal, bevor 1944 jeder Mann gebraucht und Fröbe an die Front einberufen wurde, bis 1945 der Krieg endete. Bald danach trat Fröbe in München wieder auf die Bühne und erlebte mit der Silvesternacht 1947/48 eine bedeutende Wende in seiner Karriere, nachdem er beim "Morgenstern-Abend" das "Selbstgespräch einer Hausschnecke" vortrug. Der Auftritt ließ nicht nur den Schriftsteller Erich Kästner ins Schwärmen geraten.
Er überfuhr uns wie eine Straßenbahn. Wir waren alle seine Anhänger.
Ein Filmangebot aus Berlin ließ nicht lange auf sich warten. Fröbe sollte die Figur des Kriegsheimkehrers Otto Normalverbraucher in Günter Neumanns "Berliner Ballade" spielen. Der Film kam beim damaligen Publikum aber zunächst nicht an. Dass der Film nicht den erhofften Zuspruch fand, wurde mehrere Jahre seinem Hauptdarsteller angelastet und bescherte Fröbe nur noch Nebenrollen.
Durchbruch mit der Rolle des Bösewichts
Die Rolle des Kindermörders Schrott im Film "Es geschah am helllichten Tag" von Friedrich Dürrenmatt brachte Fröbe schließlich den Durchbruch. Er spielte die Rolle so überzeugend, dass auch das internationale Filmgeschäft auf den gebürtigen Zwickauer aufmerksam wurde. 1964 stand Fröbe erneut als Bösewicht vor der Kamera - als Auric Goldfinger gemeinsam mit Sean Connery in "James Bond 007: Goldfinger". Viele Filme folgten. Aber das Image des Bösewichts wurde Fröbe auch nach weit über 100 Produktionen nicht mehr los.
Es ist damals der Slogan aufgekommen, der Fröbe ist der Gangster vom Dienst. Das stimmt nicht ganz. Denn ich habe immer wieder Komiker gespielt. Immer wieder. Mit Heinz Rühmann zum Beispiel den Pauker. Oder 'Die tollkühnen Männer in den fliegenden Kisten.' Es ist nur so: Böse Rollen bleiben einfach besser in Erinnerung. Ich habe mit meinem Gesicht nie einen Liebhaber spielen können, aber Gangster. Dieser Fresse glaubt man eben eher, dass der ein Zuhälter ist, als dass er ein Liebhaber ist.
Auf ewig in Zwickau verwurzelt
Trotz des weltweiten Ruhms und der vielen Reisen, die Fröbe für Dreharbeiten rund um den Globus unternahm, vergaß er nie seine Heimat und kam, so oft es die Zeit erlaubte, nach Zwickau, um die Rindsrouladen mit grünen Klößen seiner Mutter Alma zu genießen, Freunde zu treffen und den heimischen Fußballverein anzufeuern. Auch das Puppentheater wurde dann jedes Mal wieder aufgebaut und der Familie ein Stück zum Besten gegeben.
Am 5. September 1988 starb Gert Fröbe im Alter von 75 Jahren in München und wurde auf dem Waldfriedhof von Icking mit einem kleinen Grabstein bestattet. In seinen Rollen, die stets ein gewisses Maß an Komik und Dramatik vereinen, bleibt er unvergessen.
Über dieses Thema berichtete der MDR in "Gert Fröbe – Der Hollywoodstar aus Zwickau": 23.06.2020 | 22:15 Uhr
Der Artikel erschien erstmals 2015.