Blick aus der Luft auf die Region Neukieritzsch/Borna mit Tagebausseen und einem riesigen Solarfeld.
Blick aus der Luft auf die Region Neukieritzsch/Borna mit Tagebausseen und einem riesigen Solarfeld. Bildrechte: MDR

Energiewende Größter Solarpark Deutschlands in Betrieb

03. Juli 2024, 05:00 Uhr

Bei Borna wurde am Mittwoch der Energiepark Witznitz offiziell eröffnet. In den vergangenen zwei Jahren wurden dafür rund 1,1 Millionen Solarmodule aufgebaut, waren in der Spitze rund 500 Menschen gleichzeitig am Werk. Jetzt hat der Park eine Leistung von rund 600 Megawatt. Ist er dann im dritten Quartal vollständig am Netz, sind es 650 Megawatt Spitzenleistung. Bei der Eröffnung war auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer dabei.

Am Mittwoch war es so weit: Zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde bei Borna der größte Solarpark Deutschlands offiziell in Betrieb genommen – der Energiepark Witznitz. Der Projektierer Move On Energy hat dort rund 1,1 Millionen Solarmodule, die erforderlichen Umspannwerke und Trafostationen installiert. Bislang sind seit Dezember rund 603 von geplanten 650 Megawatt Peak (MWp) Spitzenleistung Schritt für Schritt ans Netz gegangen. Der Rest soll im Laufe des dritten Quartals dieses Jahres folgen.

Watt Peak Watt Peak (Wp) oder Megawatt Peak (MWp) ist in der Photovoltaik eine übliche aber nicht normgerechte Bezeichnung für die elektrische Höchstleistung. Sie steht für die Leistung von Solaranlagen unter optimalen Bedingungen. Da Sonneneinstrahlung und weitere Faktoren häufig nicht ideal sind, fällt die tatsächliche Leistung meist niedriger aus.

Sachsens Ministerpräsident bei Eröffnung mit dabei

Wie groß und wichtig das Projekt für den Freistaat Sachsen ist, belegte auch die Anwesenheit von Ministerpräsident Michael Kretschmer beim Spatenstich und nun bei der Eröffnungszeremonie. Am Mittwoch sagte er: "Dieser größte Solarpark in Deutschland liegt mitten im mitteldeutschen Revier. Wir sehen, dass die Erneuerbaren eine Chance haben und freuen uns über diesen großen Investitionspunkt hier in Mitteldeutschland."

Nach Inbetriebnahme aller geplanten Teilanlagen sei Witznitz die größte Photovoltaik-Anlage Deutschlands, sagte ein Sprecher des sächsischen Energieministeriums: "Das ist signifikant für die Energiebilanz Sachsens. Zur Einordnung: Sachsen hatte in ganz 2023 einen Zubau von ca. 650 MW Peak durch Photovoltaik."

360.000 Ein-Personen-Haushalte könnten versorgt werden

Mit Inbetriebnahme des ersten Teilfeldes im Dezember waren bereits 109 MWp Leistung ans Netz gegangen. Es konnten laut Move On Energy allein in den ersten drei Wochen rund 1,25 Gigawattstunden in Überlandleitungen des Netzbetreibers 50 Hertz eingespeist werden. Inzwischen, Stand 15. Juni 2024, sind es rund 200 GWh.

Das ist signifikant für die Energiebilanz Sachsens. Zur Einordnung: Sachsen hatte in ganz 2023 einen Zubau von circa 650 Megawatt Peak durch Photovoltaik.

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Laut Fraunhofer Institut for Solar Energy Systems könnten bei einer Leistung von 650 MWp rund 600 GWh Strom jährlich erzeugt werden - eine Menge, die für mehr als 360.000 Menschen reiche. Allerdings ist der Strom aus Neukieritzsch nicht für private Haushalte gedacht. Investor Signal Iduna hat sich über seine Tochter "Hansainvest Real Assets" 600 MW gesichert – und diese bereits für die kommenden 15 Jahre an Shell verkauft.

Shell, eines der weltgrößten Mineralöl- und Erdgasunternehmen, will nach eigenen Angaben mit dem Solarstrom aus Sachsen sein Portfolio an kohlenstoffarmer Energie ausbauen, um bis 2050 profitabel zu einem Netto-Null-Emissions-Energiegeschäft übergehen zu können. Der Konzern Microsoft wiederum, der Shell etwa die Hälfte des Stroms aus Witznitz abnimmt, will laut Shell mit dem grünen Strom aus der Region Leipzig die Verpflichtung erfüllen, bis 2025 zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt zu werden.

Ministerium: Klimaneutrale Produktion auf Weltmarkt immer wichtiger

Grüne Energie und Nachhaltigkeit ist für die beteiligten Konzerne wichtig. Aber auch für sächsische Unternehmen: "Die Industrie in Sachsen will und muss klimaneutral produzieren", sagt der Sprecher des sächsischen Energieministeriums. "Das ist eine globale Anforderung, von Investoren oder von großen Konzernen, die ihre Zulieferer danach aussuchen. Das heißt, wir brauchen mehr klimaneutralen Grünstrom."

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Mit dem Bau des Energieparks Witznitz war im Juni 2022 begonnen worden. Errichtet wurde er auf der renaturierten Kippfläche eines ehemaligen Braunkohltagebaus, die nach Rekultivierung landwirtschaftlich genutzt worden war. Verbaut wurden Move On Energy zufolge 3.500 Wechselrichter, 7.500 Modultische, 7.500 Tonnen Stahl. Installiert wurden demnach außerdem zwei Umspannwerke. In Spitzenzeiten seien bis zu 500 Arbeitskräfte zeitgleich an den Aufbauarbeiten beteiligt gewesen. Der Energiepark speise den Strom über 380-Kilovolt-Hochspannungsleitungen direkt am Park ins Stromnetz des Netzbetreibers 50 Hertz ein.

Strom fließt direkt ins 50-Hertz-Netz

Das Gelände erstreckt sich über 500 Hektar oder fünf Quadratkilometer auf den Gebieten der Gemeinden Neukieritzsch, der Stadt Böhlen und der Stadt Rötha. Auf mehreren hundert Hektar sind Blühwiesen geplant, auch unter den Modultischen. Es wurde aufgeforstet, Nistkästen wurden aufgehängt und kleine Gewässer für Kröten und andere Amphibien angelegt, ebenso wie Reit-, Wander- und Radwege.

Blick von der Landstraße auf die Felder mit Photovoltaik-Modulen des Energieparks Witznitz im Süden von Leipzig. Im Hintergrund ist das Braunkohlekraftwerk Lippendorf zu sehen.
Blick von der Landstraße auf die Felder mit Photovoltaik-Modulen des Energieparks Witznitz im Süden von Leipzig. Im Hintergrund ist das Braunkohlekraftwerk Lippendorf zu sehen. Bildrechte: MDR

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 03. Juli 2024 | 19:30 Uhr

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