• Wegen des wechselhaften Wetters gibt es zurzeit wenig Besucher in mitteldeutschen Freizeitparks.
• Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen fordert einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Freizeitparks.
• Weil viele ältere Gäste und Kinder in den Park kommen, investiert das Belantis in wechselnde Shows statt in neue Achterbahnen.

Das Tor öffnet sich zu Belantis, Ostdeutschlands größtem Freizeitpark. Unter den Besuchern sind auch Micha, Rosalie und Nina. Sie haben Ferien und sind aus Magdeburg angereist. Während Nina und Rosalie eher ängstlich sind, was Achterbahnen betrifft, sucht Micha gerne den Nervenkitzel. Und dafür bietet Belantis einiges: Achterbahn, Riesenrutsche, Schiffsschaukel.

Der Freizeitpark blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Nach der Corona-Krise hätten die Menschen viel nachzuholen, sagt Geschäftsführer Bazil El Atassi. Die aktuelle Saison laufe bislang aber nicht so gut: "Es fing Ende März toll an, weil das Wetter mitgespielt hat. Zurzeit wechselt es zwischen extremer Hitze und Unwetterwarnungen. Da ist es eher durchwachsen. Das ist auch das, was wir von der gesamten Branche gerade gespiegelt bekommen."

Dass unstetes Wetter Besucher fernhalte, bestätigt Jürgen Gevers. Der Geschäftsführer im Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen sagt, die Branche spüre zudem, dass die Deutschen wieder mehr ins Ausland reisen.

Was den Freizeitparks helfen würde, wäre ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz, sagt Gevers. "Alle Nachbarstaaten nutzen die Möglichkeit und ermöglichen ihren Bürgern günstige Freizeiterlebnisse, einzig Deutschland besteuert die Parks voll. Und gerade im Osten Deutschlands ist das eine herausfordernde Situation. In Polen, in Tschechien öffnen grenznah Freizeitparks mit deutschsprachiger Beschilderung und durch diesen Wettbewerb wird es nochmal richtig eng für Freizeitparks in diesen Regionen."

Doch existenzbedrohend sei es noch nicht, ergänzt Gevers. Immerhin 38 Prozent aller Deutschen waren laut einer Umfrage vergangenes Jahr in einem Freizeitpark. Vor zehn Jahren sagten das von sich nur 30 Prozent.

Im Frühjahr hat mit Karls Erlebnis-Dorf ein neuer Park in Sachsen eröffnet – nur 45 Autominuten von Belantis entfernt. Park-Chef El Atassi nimmt es gelassen: "Wir sehen das eher positiv, weil wir uns in Sachsen als Tourismusland verstehen. Jede weitere Attraktion die kommt, macht das Reiseland Sachsen interessanter. Ich vergleiche es gerne mit einer Kneipenmeile. Je mehr Kneipen in einer Straße aufmachen, umso interessanter wird dieses Ziel, dorthin zu gehen." Wohl auch wegen der Konkurrenz hat Belantis seine Eintrittspreise stabil gehalten.

Statt in neue Fahrgeschäfte investiert der Park in wechselnde Shows. Nach Einschätzung des Zukunftsforschers Ulrich Reinhardt komme es in einer alternden Gesellschaft auch nicht mehr so sehr darauf an, wer die größte Achterbahn habe: "Mehr ältere Bürger wollen tendenziell nicht mehr die Super-Achterbahn fahren, wo es noch mehr, noch schneller, noch steiler zugeht. Sie wollen eher etwas Besinnliches haben, wo sie alle Sinne nutzen können, wo sie unterhalten werden, wo sie aber auch Spaß dabei haben mit ihren Freunden und mit ihrer Familie."

In Belantis sind auch Großeltern mit Enkeln unterwegs. Die Magdeburger Micha, Rosalie und Nina haben schon Achterbahn und Ägypten-Wasserrutsche besucht. Der Nervenkitzel war natürlich inklusive. Und dann sind sie gleich nochmal gefahren.