Parking Day-Umfrage Eisenbahnstraße autofrei! Aber auch für immer?
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21. September 2024, 17:15 Uhr
Die Eisenbahnstraße ist dafür bekannt, dass Autos hier gerne mal schnell fahren, junge Männer den Motor aufheulen lassen und sich irgendwo noch ein Fahrradfahrer durchschlängelt. Am Freitag spielten hingegen Kinder auf der Straße, Bands spielen Musik und Anwohner trugen ihre Sofas auf die Parkplätze und kamen auf eine Tasse Kaffee zusammen. Vielen gefiel dieses Event anlässlich des internationalen Parking Days. Bei der Frage, ob die Eisi aber immer Autofrei sein soll, herrschte Uneinigkeit.
- Wie ein Sommerfest auf der Eisenbahnstraße: Eindrücke vom Parking Day.
- Viele wünschen sich langfristig einen Kompromiss zwischen Autos und freien Straßen.
- In Leipzig sorgt die Verkehrswende immer wieder für Streit, so auch die Superblocks.
Generell hat sich der Leipziger Stadtrat dazu entschieden, dass es weniger Autoverkehr in der Stadt geben soll und dafür mehr ÖPNV und Fahrradwege. Damit gehen aber viele nicht d'accord, was sich auch bei der vergangenen Kommunalwahl zeigte. Ob der verkehrsberuhigte Superblock in der Hildegardstraße, Fahrradspuren auf dem Ring oder einem autofreien Liviaplatz, jedes Mal, wenn in Leipzig Autos Platz im Straßenverkehr verlieren, kam es zu Protest und Jubelrufen zugleich.
Am Freitag auf der Eisenbahnstraße waren sich aber fast alle einig: Einmal keine Autos sind eine schöne Sache. Überall in Leipzig wurden am Freitag zum internationalen Parking Day Straßen und Parkplätze umfunktioniert. Der Höhepunkt des Parking Days war dann aber auf der Eisenbahnstraße, die von 15 bis 21 Uhr auf über 400 Meter zur komplett autofreien Zone erklärt wurde. Auch wenn sich viele Menschen über den Ausnahmezustand freuten, für die meisten ist es kein Dauerhaftes Konzept.
Wie ein Sommerfest auf der Eisi
"Na klar. Ich brauche hier keine Autos, von mir aus könnte das immer so sein," die Autos würden nur Stress und Lärm machen, erzählt Caila. Der Geschäftsmann betreibt die Pizzeria Ammaryos direkt an der Eisenbahnstraße und freut sich über den Parking Day. So sehen es viele auf dem Event, wenn man sich bei den Passanten umhört, dann gibt es kaum negative Stimmen.
Auch Alex genießt die autofreie Zeit: "Wenn ich mir das hier anschaue, dann ist der Parking Day doch ein toller Begegnungsort, alle sind happy. Das würde ich mir öfter wünschen, nicht nur auf der Eisi." Er selbst besäße kein Auto und hätte daher auch keine Probleme mit den Einschränkungen. Außerdem würde er sich freuen, wenn er mit seinem Fahrrad über die Eisenbahnstraße fahren könne, ohne Angst vor den Autos haben zu müssen.
Arami Balui sitzt gerade zusammen mit zwei Freunden bei einem Kaffee und einer Zigarette vor dem Café Brothers in der Sonne. Auch er freut sich über den autofreien Tag, aber das sei kein Konzept für immer: "Für uns ist das jetzt gut, aber für die Menschen mit Auto ist das etwas ganz Anderes, die haben Stress, wollen zur Arbeit und so weiter. Jeden Tag finde ich daher nicht gut, aber vielleicht könnte man ein paar Tage mit Auto und dann am Wochenende ohne."
Es braucht Kompromisse
"Für die Kinder ist es toll, für die Anwohner ist es toll und gesund ist es auch noch," sagt Hannah Hildemann. "Es bräuchte aber Freigänge für Handwerker, Lieferverkehr, also alles was notgedrungen durch Straßen muss. Wenn es das gäbe, dann würde ich das voll unterstützen." Wenn dadurch mehr Flächen frei würden, dann wünscht sich die Leipzigerin mehr Grün in der Stadt und Platz für die Menschen.
Auch Nancy Metzler-Mehlig wünscht sich mehr Grünflächen auf der Eisi, es sei manchmal so grau und trist. Sie wohnt direkt an der Eisenbahnstraße und trinkt mit ihren Nachbarn dort einen Kaffee, wo sonst die Autos parken. Sie hat aber auch selber ein Auto und möchte den Verkehr daher nicht komplett von der Straße verbannen. Aus ihrer Sicht wären kleine Buchten schön, die autofrei bleiben und dann den Menschen zur Verfügung stehen würden.
"Ich würde mir jetzt nicht wünschen, dass die Stadt autofrei wird. Es muss um ein sinnvolles Miteinander gehen und von daher bin ich schon für mehr Radwege und ÖPNV, aber es ist unrealistisch alle Autos aus der Stadt zu verdrängen," meint Maren Fuhrmann, die zufällig mit dem Fahrrad vorbeigekommen ist. Sie sei von dem Parking Day überrascht gewesen, findet das Event aber cool.
Dauerhafte Verkehrswende auf der Eisenbahnstraße
Das Thema Verkehrswende brodelt schon lange in dem Stadtviertel und sorgt für Streit. Seit Mai 2023 gibt es einen so genannten Superblock in der Hildegardstraße oberhalb der Eisi. Im Bereich des Superblocks ist der Straßenverkehr eingeschränkt und es gibt ein Parkverbot, dafür wurden Bänke und Pflanzen auf die ehemaligen Parkflächen gestellt. Das Projekt der Stadt und des Vereins Superblocks Leipzig hatte stark polarisiert. Die einen freuten sich über mehr Platz und weniger Autoverkehr, die anderen fürchteten um fehlende Parkplätze, ausbleibende Kundschaft und unnötig Steuerausgaben.
Die Wissenschaft zeigt, dass Konzepte für die Verkehrsberuhigung durchaus funktionieren. Die Verkehrsentwicklungen der letzten Jahre in Leipzig zeigen aber auch, dass sich nicht alle über weniger Autos freuen. Viele wünschen sich mehr Miteinander und dass es eine bessere Kommunikation mit Autofahrern gibt, wenn Straßen umfunktioniert werden. Die komplett autofreie Eisenbahnstraße wird am Parking Day sehr gut angenommen: Für die dauerhafte Verkehrswende scheint das Konzept aber den meisten Menschen noch zu radikal zu sein.
MDR (lev/koh)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 20. September 2024 | 14:00 Uhr
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