Deutscher Buchpreis für Martina Hefter Leipzig: Clemens Meyer enttäuscht über Buchpreis-Entscheidung
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22. Oktober 2024, 11:02 Uhr
Mit seinem Roman "Die Projektoren" stand Clemens Meyer auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024. Ein 1.000-Seiten-Epos, an dem er zehn Jahre gearbeitet hatte. Die Jury entschied sich mit Martina Hefter für eine andere in Leipzig lebende Autorin – und für einen Roman, der ums Private kreist. Aus Sicht von Meyer ist das eine Fehlentscheidung. Er zeigte sich im MDR-Gespräch enttäuscht.
Der Leipziger Autor Clemens Meyer hat die Vergabe des Deutschen Buchpreises 2024 an Martina Hefter kritisiert. Er sagte am Donnerstag dem MDR: "Ich hätte den Preis bekommen sollen, gar keine Frage. Nicht ich, sondern 'Die Projektoren' – es geht doch nur ums Werk."
Meyers Roman "Die Projektoren" hatte auf der Shortlist des Preises gestanden. Das 1.000-Seiten-Epos handelt von Europas Kriegen und Krisen und der Kunst des Erzählens. Hefter hatte den Preis am Montag in Frankfurt am Main für ihren Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir" bekommen. Er ist mit 25.000 Euro dotiert.
Buchpreis bedeutet höhere Auflage – und viel Geld
Meyer sagte dem MDR, mit einer Auszeichnung wie dem Deutschen Buchpreis gewürdigt zu werden, sei für einen Schriftsteller "die Chance eines Lebens" – auch, weil die Auflage dadurch in die Höhe schnelle: Damit "verdient man sowas wie eine Viertelmillion Euro. Das ist etwas, was ein Schriftsteller einmal im Leben hat", betonte Meyer, "und wenn er das für so ein Buch nicht bekommt, dann zeigt er eben Emotionen". Für die Shortlist-Nominierung bekommt Meyer 2.500 Euro.
So einen Oschi schreibe ich nicht nochmal.
Zehn Jahre Arbeit an "Die Projektoren"
Meyer hatte zehn Jahre an seinem Roman "Die Projektoren" gearbeitet. Den Fokus richtet er darin auf die Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, die Schicksale seiner Figuren verbindet er mit den Karl-May-Verfilmungen. "So einen Stoff hat man ja nicht alle Jahre auf Lager. Das ist wahrscheinlich auch ein Solitär in meinem Schaffen", führte er weiter aus. Von den 1.000 Seiten hätte es keine weniger sein können. Darum habe er im Verlag hart gerungen. "So wie es jetzt ist, ist es perfekt", findet Meyer. Auch bei Lesungen bekomme er gute Reaktionen.
Kritik am Literaturbetrieb: "Es ist eben ein Zirkus"
Den Literaturbetrieb und seine Preisvergaben kommentierte Meyer: "Es ist eben ein Zirkus, und nun hat ein anderes Zirkuspferd gewonnen." Er habe emotional reagiert, wolle nun aber nicht weiter über die Entscheidung debattieren: "Mein Buch spricht für sich selbst. Ich glaube, man wird in einigen Jahren darauf zurückschauen und sagen: Ei, ei, ei – was ist denn da passiert?"
Man wird in einigen Jahren darauf zurückschauen und sagen: Ei, ei, ei – was ist denn da passiert?
Der Buchpreis wird jährlich von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Über die Vergabe entscheidet eine Expertenjury. 2024 gehörten ihr an: Jurysprecherin Natascha Freundel (rbb), Gerrit Bartels (Der Tagesspiegel), Magda Birkmann (freie Literaturvermittlerin und Buchhändlerin), Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart), Marianna Lieder (freie Kritikerin), Regina Moths (Buchhandlung Literatur Moths) und Klaus Nüchtern (Der Falter).
Quelle: MDR (Ulrich Böhme), redaktionelle Bearbeitung: ks, hki, hro
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 10. Oktober 2024 | 22:05 Uhr