Frau sitzt im Hintergrund am Boden. Im Vordergrund ein Apfel, eine Flasche Wasser und ein Maßband.
Laut einer Studie des Robert-Koch-Institutes weist rund ein Drittel der Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung auf. Für sie sind Beratungsstellen wie das BEL in Leipzig manchmal überlebenswichtig. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Kein Geld mehr vom Land Beratungszentrum für Essstörungen Leipzig fürchtet Aus: "Die Verzweiflung ist groß"

27. Dezember 2024, 07:00 Uhr

Vor allem Mädchen und Frauen erkranken an Essstörungen wie Magersucht und Bulimie, die im schlimmsten Fall tödlich enden können. Das Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig berät, betreut und vermittelt Betroffene in Therapien oder Kliniken. Bisher hat das der Freistaat bezahlt. Doch das Sozialministerium gibt erst einmal kein Geld mehr, weil der Landeshaushalt für 2025/26 noch nicht beschlossen ist. Das drohende Aus für die Beratung macht Betroffene fassungslos.

Das Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig, kurz BEL, hat allein in diesem Jahr 450 Betroffene beraten. Nun läuft die finanzielle Förderung durch das sächsische Sozialministerium aus. "Wir müssen mit den Klienten jetzt schon Gespräche führen und ihnen sagen, dass es uns vielleicht ab Anfang des Jahres nicht mehr gibt", sagt Projektleiterin Mona Herdmann. Die Verzweiflung bei den Betroffenen sei groß, da sie teilweise nicht wüssten, wohin sie sich dann wenden könnten.

Die Verzweiflung ist groß, weil sie zum Teil nicht wissen, wo sie sich jetzt hinwenden können. Das heißt, sie bleiben alleine.

Mona Herdmann Projektleiterin BEL

Mona Herdmann vom Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig
Mona Herdmann leitet das Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig. Bildrechte: Matthias Viertel

BEL ist große Stütze für Betroffene

Eine der Betroffenen ist Alisia. Sie ist vor fünf Jahren an Magersucht und Bulimie erkrankt, hat mehr als 30 verschiedene Therapeutinnen und Therapeuten aufgesucht. Ihre größte Angst war, in eine Klinik eingewiesen zu werden. Durch Zufall fand sie die Beratungsstelle BEL und hat es aus der für sie lebensbedrohlichen Situation herausgeschafft. Aber damit sei es nicht getan, sagt Alisia. "Die eigentliche Arbeit, die kommt immer erst nach dem tiefen Fall, wenn man da wieder raus will." Die Beratungsstelle sei ihr dabei die größte Stütze.

Der Beratungsstelle Ess-Störung Leipzig (BEL) droht das Aus.
Alisia ist eine der Klientinnen vom BEL. Für sie ist das Beratungszentrum die größte Stütze. Bildrechte: MDR Fernsehen

Ohne beschlossenen Haushalt kein Geld

Rund 200.000 Euro braucht BEL jährlich für Miete, Betriebskosten und die Gehälter der fünf Angestellten. Doch die finanziellen Mittel überschreiten die im vorläufigen Haushaltsplan verfügbaren Ausgabemittel, heißt es aus dem Sozialministerium.

Eine abschließende Entscheidung über den Antrag von BEL wird erst nach Beschluss des Haushaltes 2025/2026 durch den Sächsischen Landtag im Sommer 2025 möglich sein. Zurzeit ist nicht bekannt, ob dann Mittel für die Bewilligung noch offener Förderanträge zur Verfügung stehen werden.

Sächsisches Sozialministerium

Im Januar und Februar noch vor Ort

Im Januar und Februar wollen die  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle mit Unterstützung ihres Trägers, dem SZL Suchtzentrum, noch vor da sein. Man wolle zunächst die laufenden Beratungen weiterführen und stehe für Erstkontakte mit Informationsgesprächen zur Verfügung. Eine längerfristige, intensive Begleitung sei jedoch erst einmal nicht möglich. Die im Januar geplante Gründung einer Selbsthilfegruppem solle aber stattfinden. Man wolle alles daran setzen, das Beratungszentrum zu erhalten.

MDR (rkü/vis)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 20. Dezember 2024 | 19:00 Uhr

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