Auszeichnung Sächsischer Bibliothekspreis geht nach Wurzen
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30. Oktober 2024, 03:00 Uhr
Die Stadtbibliothek Wurzen erhält den Sächsischen Bibliothekspreis 2024. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird der Bibliothek in der Ringelnatzstadt am 30. Oktober verliehen. Die Jury lobte vor allem das innovative Konzept, mit dem die Stadtbibliothek Jugendliche ansprechen will. Der Sächsische Bibliothekspreis wird jährlich vom Kulturministerium und dem Bibliotheksverband Sachsen vergeben.
- Die Stadtbibliothek Wurzen hat besonders viele Angebote für Jugendliche – das lobte die Jury des Sächsischen Bibliothekspreises.
- Der Bibliotheksverband Sachsen hebt die wichtige Rolle der Bibliothek als Treffpunkt und Kulturort im ländlichen Raum hervor.
- Das Preisgeld will die Stadtbibliothek Wurzen in die Modernisierung des Hauses investieren.
Die Wurzener Stadtbibliothek direkt gegenüber vom Ringelnatzbrunnen auf dem Marktplatz leuchtet in der Herbstsonne. Außer sonntags hat sie jeden Tag geöffnet – das ist den rund 16.000 jährlichen Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern und der Leiterin der Bibliothek, Sophie Kleis, wichtig.
"Wenn wir an einem Tag geschlossen haben, dann können an einem guten Tag schon 80 bis 100 Leute vor verschlossener Türe stehen", erzählt Kleis. "Es ist ein sehr privates Gefühl, man kennt die Familien, man mag sich. Da kommt auf direktem Wege sehr viel zurück, was positiv ist."
Bibliothek will Menschen in Wurzen zusammenbringen
Bibliotheksleiterin Sophie Kleis und ihr Team verleihen nicht nur Bücher an die Wurzener, sondern wollen die Menschen zusammenbringen. Auch dafür wurde ihnen der Sächsische Bibliothekspreis zugesprochen, den sie am 30. Oktober vom Bibliotheksverband und dem Kulturministerium verliehen bekommen.
Viele haben dieses verstaubte alte Image: In der Bibliothek muss ich leise sein, das macht keinen Spaß. Wir möchten ein Ort sein, an dem die Nutzer und Nutzerinnen sich wohlfühlen.
Wer die Bibliothek betritt, merkt schnell: Neben vielen Büchern gibt es hier auch viel Raum für Ideen – vor allem durch den seit diesem Jahr neu eröffneten Raum für Jugendliche und junge Erwachsene: die Jugendbibliothek eine Etage höher in der ehemaligen städtischen Kunstgalerie.
Robotik bis 3D-Druck – Angebote für Kinder und Jugendliche
Um die jungen Nutzer an die Bibliothek heranzuführen, arbeiten Sophie Kleis und ihr Team eng mit Schulen, Kindergärten und Kinderheimen zusammen. Für die Jugendlichen sei es wichtig, erklärt Kleis, dass der Ort Bibliothek nicht nur mit etwas Anstrengendem wie Lernen oder Hausaufgaben verbunden ist. "Dann sind die super schwer ranzukriegen."
In der Jugendbibliothek laden deswegen neben der Literatur gemütliche Sofas und moderne Schreibtische zum Verweilen ein. Schreibworkshops mit einem Medienpädagogen, offene Kindererzählstunden und Theateraufführungen stehen hier auf dem Programm. Bald will das Bibliotheksteam Workshops zum 3D-Drucken und für Robotik anbieten.
Sophie Kleis will so die Bibliothek der Zukunft etablieren: "Viele haben dieses verstaubte alte Image, in der Bibliothek muss ich leise sein, das macht keinen Spaß. Wir möchten ein Ort sein, an dem die Nutzer und Nutzerinnen sich wohlfühlen, wo sie gerne hinkommen, wo man seine Ruhe haben kann, wo man vielleicht aber auch einfach mal zocken kann, im Internet surfen oder in einer Zeitschrift blättern – einfach das machen kann, was einem gerade gut tut."
Bibliothek als wichtiger Kulturort auf dem Land
Ziel von Sophie Kleis ist es, einen Raum fürs Lernen, Erleben, sich Treffen und Inspirieren lassen zu schaffen. Das Konzept dazu kommt aus Dänemark und heißt Four Spaces, übersetzt Vier Räume, erzählt die Leiterin. Dass Bibliotheken als ein solcher Treffpunkt und Kulturort gerade auf dem Land eine wichtige Rolle einnehmen, weiß auch Aline Fiedler vom sächsischen Bibliotheksverband.
Bibliotheken sind die besucherstärkste Kultureinrichtung Sachsens.
"Es sind Orte, die einen niederschwelligen Zugang ermöglichen. Wir merken auch, besonders im ländlichen Raum, dass es Orte braucht, wo man sich begegnet, wo man mal miteinander spricht und wo man in Austausch kommt", so Fiedler.
Bibliotheken seien die besucherstärkste Kultureinrichtung Sachsens. Im ländlichen Raum hätten sie 2,6 Millionen Besucher im Jahr. "Das ist erstmal eine schöne Würdigung ihrer Arbeit, aber es ist auch eine Aufgabe, dass das so bleibt."
Preisgeld für Modernisierung des Hauses
Mit dem Preisgeld will Sophie Kleis die Einrichtung der Bibliothek modernisieren. Sie wünscht sich zum Beispiel einen Audiosessel für ihre Besucherinnen und Besucher – Dinge, die sonst nicht möglich wären in einer Bibliothek, die überwiegend aus der Gemeindekasse und über Kulturraum-Gelder finanziert wird.
Bibliothek möchte Vorzeigeobjekt der Stadt Wurzen werden
Ihre finanzielle Situation beschreibt die Bibliotheksleiterin so: "Ich weiß, dass viele andere Kommunen auch extreme Probleme haben. Von daher geht es uns eigentlich soweit ganz gut, da unser Bürgermeister nahbar ist und wir mit ihm über Bedarfe reden können."
Dennoch sei die Bibliothek nicht das Vorzeigeobjekt der Stadt – "obwohl wir es ohne Probleme sein könnten", sagt Kleis. Aber Bibliotheken hätten "einfach leider keine große Lobby".
Redaktionelle Bearbeitung: vp, tmk, hki
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 30. Oktober 2024 | 12:40 Uhr