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Gesundheitsverorgung Pleite vor Verkauf: Muldentalkliniken gehen in die Insolvenz
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26. Februar 2025, 16:02 Uhr
Die Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die Entscheidung, Insolvenz anzumelden, sorgt bei Mitarbeitern und Gewerkschaften für Verunsicherung. Während die Verantwortlichen um Lösungen ringen, bleibt offen, wie es für die Kliniken und ihre Beschäftigten weitergeht.
- Die Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen wollen Insolvenz anmelden.
- Die Mitarbeitenden der Krankenhäuser sind verunsichert.
- Trotz der Insolvenzankündigung hält der Landkreis an den Verkaufsverhandlungen mit Sana fest.
Die Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen melden Insolvenz an. Geschäftsführerin Julia Alexandra Schütte nannte den Schritt "unvermeidbar". Der rechtzeitige Verkauf der Klinik und damit eine Finanzierung sei nicht mehr gesichert gewesen. Laut Schütte werden Patienten weiter versorgt, Mitarbeitende erhalten während des Antragsverfahrens bis zu drei Monate Insolvenzgeld. Ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens sollen die Gehälter wieder aus dem Geschäftsbetrieb finanziert werden.
Die Patientenversorgung ist selbstverständlich weiterhin sichergestellt. Gleiches gilt für die Bezahlung der Mitarbeitenden, die in dem Antragsverfahren Insolvenzgeld erhalten.
Am Mittwoch fanden beiden Standorten Mitarbeiterversammlungen statt, wie Julia Greger von der Gewerkschaft Verdi MDR SACHSEN bestätigte. Zuerst hatte die LVZ über die Entscheidung berichtet.
Verkauf an Sana AG geplant
Eigentlich sollte der Verkauf der Kliniken an die Sana-Kliniken AG bereits abgeschlossen sein. Vor mehreren Wochen waren aber die Gespräche ins Stocken geraten. Sana wollte, dass die Mitarbeiter auf Lohn verzichten, war sich darüber aber mit der Gewerkschaft Verdi und dem Marburger Bund nicht einig geworden.
Durch den Zeitverzug sei man nun aus rechtlichen Gründen gezwungen zu handeln, sagte die Geschäftsführung am Dienstag. Ohne weitere Darlehen oder den zeitnahen Verkauf der Muldentalkliniken sei die Finanzierung für die kommenden zwölf Monate nicht mehr gesichert.
Verdi von Insolvenz überrascht
Die Gewerkschaft Verdi reagierte am Mittwoch mit Verwunderung auf die Insolvenzankündigung. Laut Verdi-Verhandlungsführer Bernd Becker hatte die Gewerkschaft erst am Montag mit dem Landkreis als Gesellschafter und den Sana-Kliniken als interessiertem Käufer zusammengesessen und das weitere Vorgehen abgestimmt. Die Gespräche seien positiv verlaufen, nun habe sich die Ausgangssituation plötzlich verändert.
Die Beschäftigten sind verunsichert.
"Der neue Stand ist, dass nun natürlich die Beschäftigten total verunsichert sind. Auch wir sind überrascht", so Becker. Die Dringlichkeit sei allen bewusst gewesen, aber dass eine Insolvenz bevorstehe, sei der Gewerkschaft nicht bekannt gewesen. "Deshalb kann ich diesen Schritt gerade nicht nachvollziehen", meint der Gewerkschaftler.
Was die Insolvenz bedeutet, ist laut Becker noch unklar. Es gebe viele Beispiele, bei denen Kliniken aus solchen Verfahren saniert und gestärkt hervorgegangen seien. Trotzdem trage das aktuelle Geschehen nicht zur Vertrauensbildung bei.
Klinik-Geschäftsführerin Schütte sagte, Ziel des Insolvenzverfahrens im Schutzschirmverfahren sei es, ein Unternehmen fortzuführen und zu sanieren. Der Insolvenzantrag führt laut Muldentalkliniken nicht zum Ende der Verhandlungen. "Über den Fortgang entscheiden die Verhandlungspartner, also der Gesellschafter und die Sana Kliniken AG."
Mitarbeiter von Insolvenz überrascht
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Muldentalkliniken herrscht nach der Ankündigung vor allem Unsicherheit über die Zukunft. "Mir geht's nicht gut", sagte eine Mitarbeiterin aus Wurzen am Mittwochnachmittag MDR SACHSEN. Sie stehe kurz vor der Rente und hoffe, dass es nun eine saubere Lösung geben werde. "Mir tun die Patienten Leid, falls es zu einer Schließung kommt", ergänzte eine Kollegin.
Landrat hält an Verkaufsverhandlungen fest
Landrat Henry Graichen (CDU) will die Gespräche mit Sana und den Gewerkschaften zum Verkauf der Muldentalkliniken trotzdem weiterführen. "Eine vertragliche Einigung mit Sana ist weiterhin möglich und die beste Lösung für den Erhalt der Muldentalkliniken", so Graichen am Mittwoch. Der Antrag auf Insolvenz müsse in bestimmten Situationen gestellt werden, er verhindere aber nicht, dass an anderen Lösungen gearbeitet wird. Zudem seien die Gespräche bislang konstruktiv verlaufen.
MDR (ben/hen)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 26. Februar 2025 | 09:30 Uhr