Parkplätze statt Stadtpark Stadt Leipzig entfernt Fake-Plakate
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06. Januar 2025, 16:49 Uhr
Im Leipziger Lene-Voigt-Park ist die Aufregung groß. Anstelle der Parkanlage soll hier künftig ein Parkplatz entstehen. Das kündigte zumindest ein XXL-Plakat an. Auch auf der Eisenbahnstraße ist ein Banner mit Bauankündigung aufgetaucht. Was es damit auf sich hat, bleibt auch der Stadtverwaltung ein Rätsel. Sie ließ die verwirrenden Plakate abbauen.
- Die Stadt Leipzig hat täuschend echt wirkende illegale Bautafeln abbauen lassen.
- Die Anwohnerschaft im Leipziger Osten hat über die seltsamen Bauankündigungen diskutiert.
- Die Stadtverwaltung dementiert vorgebliche Bauvorhaben etwa im Lene-Voigt-Park. Die Verursacher sind nicht bekannt.
Wenige Tage nachdem Unbekannte im Leipziger Osten mehrere vorgebliche Bautafeln aufstellt haben, hat die Stadtverwaltung reagiert. Wie ein Sprecher der Stadt Leipzig MDR SACHSEN sagte, sind die Banner von der Stadtreinigung abgebaut und eingelagert worden. Für die Plakatierung habe keine Genehmigung vorgelegen. Auch die Nutzung des Leipziger Stadtwappens sei illegal erfolgt. Das Rechtsamt sowie die Ämter für Bau und Stadtgrün prüften das weitere Vorgehen.
Am vergangenen Sonnabend waren Besucher und Passanten im Lene-Voigt-Park vor einem der Plakate stehen geblieben, mit Verwirrung in den Gesichtern, Kopfschütteln. Es war zu lesen: 239 Parkplätze sollen hier entstehen, wo Wiesen und Bäume die Wege säumen. Das verkündete ein riesiges Plakat mit aufwändiger Gestaltung. Auch Ladesäulen solle es geben. Mehrere namhafte Firmenlogos samt Telefonnummern prangten unter der Illustration, die eine komplett versiegelte Parkfläche zeigt.
239 Parkplätze im Park – Anwohner sind entsetzt
Anwohnerin Kathrin Arnold sagte entsetzt: "Das ist hirnverbrannt." Für einen Witz hielt es hingegen ihr Begleiter Fred Rauch. "Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, bei so vielen Rechtschreibfehlern kann es nicht von der Stadt sein", meinte Anwohnerin Christina Lohr. Mit mehreren Eisenstangen war das Plakat fest im Boden verankert.
Bei so vielen Rechtschreibfehlern kann es nicht von der Stadt sein.
Diskussion unter den Anwohnern läuft
"Naja einfach, um die Aufmerksamkeit darauf zu bringen, wie viel Platz die Autos hier wegnehmen", spekulierte Anwohnerin Katharina Langner. Tatsächlich gebe es aber ein Parkplatzproblem, meint Christina Lohr. Gerade am Abend sei es schwierig, hier in der Gegend einen Parkplatz zu finden. Die Idee, dafür den Park zu versiegeln, würde aber auch sie ablehnen. Es sei eine grüne Oase in der Stadt, die nicht zuletzt im Sommer für ein milderes Klima sorge, so Anwohnerin Katharina Arnold: "So ein Plakat soll die Leute aufstacheln, dass sie sich endlich wehren gegen ähnliche Bauprojekte."
So ein Plakat soll die Leute aufstacheln, dass sie sich endlich wehren gegen ähnliche Bauprojekte.
Bauvorhaben auch in Eisenbahnstraße angekündigt
Auch in der Eisenbahnstraße war in der Nacht zum Freitag ein Plakat aufgetaucht. Von den Hausnummern 103 bis 105 soll eine "Starbucks"-Filiale entstehen, wo aktuell noch eine Baulücke mit Hinterhof zu finden ist. Das zumindest verhieß ein Plakat, das mit Eisenhaken im Zaun hing. Genehmigt haben soll beide Projekte die Stadt Leipzig, konkret das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege. Das war zumindest auf den Plakaten zu lesen.
Rathaus dementiert Bauvorhaben
Mit dem Rückbau der Banner hat das Rathaus in Leipzig nun auch beide Bauvorhaben dementiert. In einer Mitteilung von Montag werden sie als "Fake-Plakatierung" bezeichnet. "Der Lene-Voigt-Park bildet auch künftig eine wichtige Grün- und Erholungsfläche für den Leipziger Osten", sagte ein Stadtsprecher MDR SACHSEN. Völlig offen sei aktuell, wer die Plakate angebracht hat und aus welchem Grund.
Der Lene-Voigt-Park bildet auch künftig eine wichtige Grün- und Erholungsfläche für den Leipziger Osten.
Bisher keine Ermittlung der Polizei
Die Polizei in Leipzig ermittelt derzeit nicht in diesem Fall, weil bisher keine Anzeige dazu eingegangen ist. Das sagte Polizeisprecherin Susanne Lübcke MDR SACHSEN. Ohne den Anfangsverdacht einer Straftat wird demnach kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Zweifellos ist es ein Aufreger im Lene-Voigt-Park und in der Stadt – und kein legaler. Doch egal, was sich die Urheber dabei gedacht haben, die Diskussion unter den Anwohnern über versiegelte Parkflächen ist da und vielleicht war genau das Ziel.
MDR SACHSEN liegt inzwischen auch ein Rundbrief mit dem Briefkopf einer Baufirma an die Anwohner vor. In diesem wird angeblich über das Bauprojekt informiert, zum Beispiel, dass es während der Bauzeit ("März 2024 - Dezember 2024") zu erhöhtem Lärm und Verkehrsaufkommen kommen könne. Man wolle eine "moderne, umweltfreundliche Infrastruktur schaffen".
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 04. Januar 2025 | 19:00 Uhr