Kaputter Aufzug Rollstuhlfahrerin sitzt seit Wochen in Wohnung in Schkeuditz fest
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08. Oktober 2024, 16:56 Uhr
Seit Anfang August ist der Fahrstuhl in einem Mietshaus in Schkeuditz im Landkreis Nordsachsen außer Betrieb. Was für manche Bewohner ein unangenehmes Übel sein mag, ist für eine Mieterin im Rollstuhl ein Umstand, der sie seit Wochen daran hindert, ihre Wohnung zu verlassen. Die Vermietungsgesellschaft bemüht sich, doch die Reparatur lässt auf sich warten.
- Mieterin fragt regelmäßig beim Vermieter nach und fühlt sich hingehalten.
- Ohne Hilfe von Nachbarn und Familie kein Alltagsleben möglich.
- Zuständiger Techniker berichtet von Lieferschwierigkeiten, Ende November könnte Fahrstuhl wieder fahren.
Seit mittlerweile zwei Monaten ist der Fahrstuhl in einem Mehrfamilienhaus in Schkeuditz bei Leipzig kaputt. Die Bewohnerinnen und Bewohner warten auf die Reparatur. Die 43 Jahre alte Franziska Mieder sitzt im Rollstuhl und ist auf den Aufzug angewiesen. "Ich wohne seit fünf Jahren in dieser Wohnung und sitze seit zwei Jahren im Rollstuhl. Ich habe derzeit keine andere Möglichkeit, außer zu warten", berichtete sie im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Sie melde sich regelmäßig bei der Wohnungsbaugesellschaft, um nach dem Stand der Dinge zu fragen: "Es scheint, als würde man mir und meinen Problemen zwar Gehör schenken, aber letztlich schieben alle nur die Verantwortung hin und her", äußerte sie ihren Unmut.
Mieterin im Rollstuhl fühlt sich benachteiligt
In ihrer schwierigen Lage fühle sie sich vom Vermieter im Stich gelassen. Lediglich die Möglichkeit einer Mietminderung sei ihr in Aussicht gestellt worden. Ganz allein mit ihren Sorgen ist Franziska Mieder aber nicht: Immerhin gehe eine Nachbarin regelmäßig mit Hund Emma für sie Gassi. Und das, obwohl diese selbst ihre kranke Mutter pflege.
Ihre Cousine bringe ihr alle zwei Wochen einen Einkauf, den sie per Online-Banking bezahle. "Auch Arzttermine muss ich absagen", sagte sie. Die Möglichkeit eines Krankentransports zu den Terminen gebe es zwar, doch sie hat den Wunsch: "selbstständig da runter kommen, auf die Straße."
Andere Mieterin: Früher gab es noch einen Hausmeister
Eine andere Mieterin, die anonym bleiben will, ist ebenfalls auf den Fahrstuhl angewiesen. Seit dem Defekt erhält sie einmal pro Woche Unterstützung von ihrer Tochter, während sie ansonsten in ihrer Wohnung ist. Die Mieterin erinnert sich daran, dass es bei ihrem Einzug im Jahr 2008 noch einen Hausmeister gab, der sich zuverlässig um die Belange der Bewohner gekümmert habe. In den vergangenen Jahren habe sich der Zustand des Hauses jedoch erheblich verschlechtert: "Wenn ich nicht so alt wäre, würde ich aufgrund dieser Umstände gerne ausziehen", gesteht sie.
Vermieter: Ersatzteile kosten "mehr als ein Kleinwagen"
Die Schkeuditzer Wohnungsbaugesellschaft, die das Haus verwaltet, hat die Mieter Mitte August mithilfe eines Aushangs informiert. Darin wird erklärt, dass man sich um eine schnelle Behebung des Problems bemühe, jedoch benötigte Ersatzteile fehlten und man auf deren Lieferung warten müsse. Techniker Sven Mühlner sagte MDR SACHSEN: "Wir sind dran, doch es ist ein höherer Aufwand als bei anderen Reparaturen".
Dem Techniker zufolge muss die komplette Steuerung erneuert werden. Dafür hätten von unterschiedlichen Herstellern Ersatzteile bestellt werden müssen. Diese hätten teilweise Lieferzeiten von bis zu zwölf Wochen. "Wir haben wegen der Schadenshöhe die entsprechenden Ausschreibungen machen müssen und den Auftrag erteilt", erläuerte Mühlner den Verwaltungsablauf weiter.
Wir sind dran, doch es ist ein höherer Aufwand als bei anderen Reparaturen.
Einwöchige Reparatur im November erwartet
Der Aufzug stammt aus dem Jahr 1999, erklärte Mühlner weiter. Die Reparatur an sich werde etwa eine Woche dauern, weil alle elektrischen Bauteile des Aufzugs erneuert werden müssten. "Das kostet alles mehr als ein Kleinwagen", resümierte der Techniker. Voraussichtlich zwischen Mitte und Ende November sollte der Aufzug im Mehrfamilienhaus wieder funktionieren.
Mühlner zeigte Verständnis für die Sorgen der Mieter, gab aber auch zu bedenken, dass man als Vermieter keinen Einfluss auf Lieferzeiten habe. "Dass das Haus nur zwei Etagen hat, ist unser Glück", so der Techniker. Dennoch seien mehr als 50 Wohneinheiten betroffen.
Nicht der erste Defekt
In der Vergangenheit war der Aufzug zwar ebenfalls ab und zu defekt, berichteten die Mieterinnen. Er wurde jedoch stets innerhalb von ein bis drei Tagen repariert. Angesichts der aktuellen Umstände zieht Franziska Mieder in Erwägung, aus dem Mietshaus auszuziehen – eine Entscheidung, die aufgrund ihrer Situation jedoch erst in einigen Monaten umsetzbar sein wird.
MDR (sme/lev)