Preisverleihung Laußig in Nordsachsen: Ausgezeichneter Naturgarten ohne Baugenehmigung

Fragezeichen bei einem preisgekrönten Naturgarten im nordsächsischen Laußig: Durfte der da überhaupt angelegt werden? Einen Preis hat er jedenfalls schon bekommen. Am Montag ehrte Ministerpräsident Michael Kretschmer das Projekt "So geht Dorf" als Landessieger beim Deutschen Nachbarschaftspreis. Dotiert ist der von der Stiftung "nebenan.de" vergebene Preis mit 2.000 Euro.

Entstanden sind unter anderem drei Holzhütten, zwei Carports, ein Backofen, Bienenkästen und ein Outdoor-Klassenzimmer. CDU-Ortsvorsteher Florian Kern baute den Garten auf dem rückwärtigen Teil des privaten Grundstücks seiner Großeltern. Ein öffentlicher Zugang fehlt.

Von offizieller Seite regt sich Widerstand: Aus Sicht des Landratsamts ist der Bau illegal, der Bauherr sei bereits im Sommer zu einem Rückbau aufgefordert worden. Der blieb aus, Baudezernent Eckhard Rexroth sagte, man habe sich bei einer Anhörung Ende September darauf verständigt, dass sich "Herr Kern beim Ortschafts- und Gemeinderat darum bemühen wird, nachträglich Baurecht zu erlangen". Die nächste Gemeinderatssitzung findet am Dienstag statt.

Der Rosengarten in Laußig. Der Bürgermeister hätte den neuen Garten lieber hier gesehen und nicht auf einem privaten Gelände. Bildrechte: MDR

Bürgermeister Lothar Schneider sagte MDR SACHSEN: "Noch steht nichts auf dem Plan, es gibt auch keinen Hinweis darauf." Liege etwas vor, dann würde man den Antrag noch in diesem Jahr behandeln. Der parteilose Schneider meinte: "Ich finde das Projekt gut, es ist aber ohne unser Wissen umgesetzt worden, man kann so etwas doch absprechen." Er erfuhr es aus der Zeitung: "Ich bin weder bisher auf diesem Grundstück gewesen noch bin ich zu einer Eröffnung eingeladen gewesen".

Florian Kern weist diese Kritik zurück: "Es fand am 05.10.2022 eine Ortschaftsratssitzung zu diesem Thema statt. In dieser Sitzung wurde das Projekt Vereinssitz mit Naturgarten und Outdoor-Klassenzimmer vorgestellt." Es seien weder Bedenken noch Anregungen zum Projekt seitens des Bürgermeister geäußert worden.

Schneider hätte es besser gefallen, wenn der Garten neben dem öffentlich zugänglichen Rosengarten der Gemeinde entstanden wäre. Dem entgegnet Florian Kern: "Eine Realisierung im Rosengarten, wie es der Bürgermeister vorgeschlagen hat, ist so nicht umsetzbar. Im Rosengarten findet zum Beispiel das Dorf- und Heimatfest sowie der Weihnachtsmarkt statt."

Der neue Naturgarten ist nicht öffentlich zugänglich, rundherum stehen andere Eigenheime. Selbst, wenn man dort durchgehen würde, stünde man vor einem verschlossenen Tor mit Vorhängeschloss, sagt ein Anwohner des Ortes zwischen Bad Düben und Eilenburg. Er merkt weiter an: "Der Naturgarten ist eine schöne Sache, aber er muss öffentlich zugänglich sein, man kann nicht erwarten, dass man da überhaupt durch fremde Grundstücke zu dem Naturgarten kommt. So wie ich es gehört habe, ist es kein öffentlicher Garten, sondern bloß ein Vereinssitz."

Am Montag ehrte Ministerpräsident Michael Kretschmer das Projekt "So geht Dorf" als Landessieger beim Deutschen Nachbarschaftspreis. Bildrechte: Sächsische Staatskanzlei

Das Projekt, an dem laut Staatskanzlei 238 Laußiger beteiligt waren, entstand maßgeblich durch den Verein "HeimatHerzen". Vereins-Chef ist Florian Kern, der auch schon für das Bürgermeisteramt in Laußig kandidierte. Er setzt sich für ein aktives Dorfleben ein und will besonders Kindern und Jugendliche ökologische Zusammenhänge beibringen. Zum fehlenden Bauantrag sagte er: "Wir als Verein sind im guten Austausch mit dem Landratsamt, wir werden die Thematik zum Baurecht im Ortschaftsrat behandeln und dann den weiteren Dienstweg gehen." Dadurch, dass der Bau auf einem privaten Grundstück errichtet worden ist, sei er "vor Vandalismus geschützt".

Geplant hat Kern am "Treffpunkt am Naturgarten" ein Sommerkino, Kochkurse, Vereinsversammlungen, einen Glühweinabend - und eine Ortschaftssitzung.