Von Modschegiebschn und Diggnischln Kabarettist Gunter Böhnke über die Schönheit des Sächsischen
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20. November 2023, 18:30 Uhr
Der Leipziger Autor und Kabarettist Gunter Böhnke hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Sächsische zu rehabilitieren – denn erste Assoziationen zum Dialekt fallen oft nicht positiv aus. Dieses Jahr ist sein Buch "Sächsisch – Von Modschegiebschn und Diggnischln" im Dudenverlag erschienen. Im Gespräch mit MDR KULTUR erklärt er, wie er zu den Wörtern gekommen ist und warum das Buch kein klassischer Duden ist.
- Das Sächsische war die Grundlage für das heutige Hochdeutsch.
- Aufgrund der Relevanz des Sächsischen hat Gunter Böhnke einen sächsischen Duden herausgebracht.
- Das Buch ist an die ökonomische Sprachhandhabung der Sachsen angelehnt und kein klassischer Duden.
Aus Sicht des Leipziger Kabarettisten und Autors Gunter Böhnke ist Hochdeutsch verhunztes Sächsisch. Böhnke sagte MDR KULTUR, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert habe Sächsisch als das beste Deutsch gegolten. Nicht umsonst habe Goethes Vater seinen Sohn nach Leipzig geschickt. Auch Luther habe im 16. Jahrhundert die Bibel nicht umsonst ins Obersächsische und ins Meißner Kanzleideutsch übersetzt.
Aus dem Sächsischen sei dann das heutige Hochdeutsch geworden, so Böhnke, "was natürlich dann, wenn man es genau nimmt, verhunztes Sächsisch ist." Eine Wende sei der Siebenjährige Krieg (1756–1763) gewesen: "Da ging das los, dass Sächsisch als tölpelhaft abgetan wurde. Und das hängt uns heute immer noch an."
Böhnkes Beitrag zur Rettung des Sächsischen
Böhnke hat das Sächsische schon mit mehreren Büchern zu rehabilitieren versucht. Kürzlich ist im Dudenverlag sein Buch "Sächsisch – Von Modschegiebschn und Diggnischln" erschienen, das er gemeinsam mit Peter Ufer verfasst hat und das kurzzeitig sogar auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
Entstanden ist das Buch aus einer Veranstaltung, die Kabarettist Tom Pauls und Journalist Peter Ufer ins Leben gerufen haben. Seit 2008 kürt die Ilse-Bähnert-Stiftung die sächsischen Wörter des Jahres. Auch Gunter Böhnke hat bei diesen Veranstaltungen mitgewirkt. "Das ist sozusagen unser Beitrag zur Erhaltung der sächsischen Sprache", sagte er.
Warum das Buch kein klassicher Duden ist
Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden jährlich bis zu 9.000 sächsische Worte eingereicht. "Diese Wortlisten haben wir zur Grundlage der Wortlisten genommen, die im Duden drin sind", so Böhnke. Das Buch habe allerdings einen kleinen Haken: Die Alphabetisierung innerhalb der Wortlisten ist dem Zufall überlassen. Hier traut Böhnke den Sachsen und Sächsinnen zu, "dass sie so intelligent sind, das selbst zu entschlüsseln."
Ein klassischer Duden ist das Buch am Ende auch deshalb nicht, weil nicht jeder Buchstabe des Alphabets vertreten ist. "Das K gibt es im Sächsischen eigentlich nicht", steht dazu im Buch, oder "das T führt ein schwaches Dasein." Die Sachsen haben laut Böhnke eine ökonomische Sprachhandhabung. Das entspreche auch der Mentalität – man sei immer zu Kompromissen bereit.
Wir haben einfach eine ökonomische Sprachhandhabung.
Aktuell ist das Buch vergriffen, die Nachfrage ist sehr groß. Böhnke zufolge soll es aber noch im November wieder auf den Markt kommen.
Mehr Informationen zum Buch
"Sächsisch – Von Modschegiebschn und Diggnischln"
von Gunter Böhnke und Peter Ufer
Erschienen im Duden-Verlag
128 Seiten kosten 14 Euro
ISBN: 9783411756841
Quelle: MDR KULTUR (Karoline Knappe, Bettina Baltschev), redaktionelle Bearbeitung: as
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. November 2023 | 13:10 Uhr