Abfallgebühren Gebührenanstieg 2024: Verbraucher in Sachsen zahlen mehr für Abfallentsorgung

28. Dezember 2023, 09:02 Uhr

Auf viele Menschen in Sachsen kommen auch im Jahr 2024 neue Preissteigerungen zu. Ab Januar steigen in Sachsen vielerorts die Müllgebühren. Teilweise wird um mehr als 20 Prozent erhöht. MDR SACHSEN zeigt, wo in Sachsen in Kreisen und Städten die Müllentsorgung teurer wird. Ein Experte für Mietrecht erklärt, ob und wie sich Mieter und Mieterinnen gegen den Gebührenruck nach oben wehren können.

Die Energiekrise und die Inflation werden nach den Strom- und Spritpreisen auch die Müllgebühren steigen lassen. In Sachsen erhöhen ab dem kommenden Jahr mehrere Landkreise und Großstädte die Gebühren für die Abfallentsorgung. Ab Januar 2024 müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in Dresden im Schnitt 23 Prozent mehr für die Entsorgung von Restmüll, Sperrmüll und anderen Abfällen bezahlen. Auch die Strafgebühren für falsch entsorgten Müll steigen.

Inflation und Energiekrise als Kostentreiber

"Die Auswirkungen hoher Inflation und Preissteigerungen in allen Bereichen, vor allem bei Energie und Kraftstoffen, Personal sowie Fahrzeugen machten eine Gebührenanpassung unumgänglich. Hinzu kommt die CO2-Bepreisung der Abfallverbrennung ab dem Jahr 2024", sagte Sebastian Brückner vom Landkreis Zwickau MDR SACHSEN zu den Gründen für die Gebührenerhöhungen. Eine Sprecherin der Stadt Chemnitz führte vor allem die Steigerung der Behandlungskosten als Massegebühr für die Rest- und Sperrabfallentsorgung ins Feld.

Olaf Müller vom Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) sagte MDR SACHSEN: "Die genannten Erhöhungen der Gebührensätze sind auf gestiegene Entsorgungskosten zurückzuführen." Ursachen dafür seien auch höhere Anforderungen an die Abfallentsorgung nach den Klima- und Umweltschutzvorgaben des Gesetzgebers, darunter für die CO2-Bepreisung. Laut der Stadt Dresden steigt der CO2-Zertifikatspreis von derzeit 30 Euro pro Tonne auf das Doppelte bis zum Jahr 2026.

Stadt Dresden straft falsche und fehlende Mülltrennung ab

Dresden will zudem im neuen Jahr verstärkt Mieter und Hauseigentümer wegen falsch getrennten Abfalls und Wertstoffen zur Kasse bitten. Die Gebühren für eine "Fehlbefüllung" reichen ab 1. Januar von rund 22 Euro für 80 Liter bis zu mehr als 44 Euro für große Abfallcontainer. Laut Abteilungsleiter Thomas Kügler vom Dresdner Amt für Abfallwirtschaft haben Abfallanalysen noch Potenziale ergeben für die Getrenntsammlung und für die Reduzierung von Restmüll, dem teuersten Abfall.

Müllwagen-Entladung auf der Mülldeponie
Bildrechte: imago/Udo Kröner

MDR-Umfrage: Müllgebühren in Städten und Kreisen (Erhöhung 2024 ja/nein, Beispiele)

  • LandkreisNordsachsen: Nein, aber für 2025 nicht ausgeschlossen
  • Vogtlandkreis: Nein (Gebühren sind bis 2026 kalkuliert)
  • Landkreis Meißen: Ja, teilweise, der ZAOE erhöht die Servicegebühr um 14 Prozent und die Gebühr für die Selbstanlieferung auf Wertstoffhöfen um ca. 19 Prozent. Sinkende Gebühren gibt es bei der Entleerung der Biotonne, z.B. für 120 Liter von 2,98 Euro/Leerung auf 2,73 Euro/Leerung.
  • Zwickau: Ja, für Zeitraum bis 2027, im Schnitt + 21 Prozent (jährlich von 49 auf 62 Euro/Einwohner), Beispiel: volumenabhängige Entsorgung Restabfall steigt von 0,36 Cent auf 0,42 Cent/Liter.
  • Landkreis Leipzig: Nein
  • Stadt Leipzig: Nein
  • Mittelsachsen: Ja, für Zeitraum bis 2026, z.B. + 4,9 Prozent für Abholung und Entsorgung der Restmülltonne (80-Liter, bei neun Entleerungen/Jahr).
  • Landkreis Bautzen: Nein
  • Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: Ja, teilweise, der ZAOE erhöht die Servicegebühr um 14 Prozent und die Gebühr für die Selbstanlieferung auf Wertstoffhöfen um ca. 19 Prozent. Sinkende Gebühren gibt es bei der Entleerung der Biotonne, z.B. für 120 Liter von 2,98 Euro/Leerung auf 2,73 Euro/Leerung.
  • Landkreis Görlitz: Nein, Der Regiebetrieb Abfallwirtschaft plant keine Erhöhung der Abgaben. Die Abfallgebühren sind bis 31. Dezember 2024 festgelegt.
  • Erzgebirgskreis: Ja, teilweise. Nach neuer Abfallwirtschafts- und Gebührensatzung ab 1. Januar 2024 erhöht der ZAS die Grundgebühr sowie Leerungsgebühren, für Bioabfall sowie für die Sperrmüllabholung am Grundstück. Beispiel: Die Entsorgung von Restabfall (durchschnittlich vier Prozent mehr pro Einwohner im Jahr),
  • Stadt Dresden: Ja, ab 2024 im Schnitt 23 Prozent mehr. Für Fehlbefüllung werden z.B. 9,03 Euro (je 80 Liter-Tonne, vorher 7,23 Euro) fällig. Die wöchtentliche Entleerung einer 80-Liter-Tonne steigt von 4,53 Euro auf 5,66 Euro.
  • Stadt Chemnitz: Ja, die neuen Gebühren gelten bis Ende 2024. Die Chemnitzer Stadtreinigung ASR rechnet mit gestiegenen Gesamtkosten pro Haushalt und Monat um knapp zwei Euro von 14,50 Euro auf 16,41 Euro (Steigerung: 13 Prozent).

Quelle: Umfrage MDR SACHSEN, Erhöhung in Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr 2023

In Zahlen: So viele Abfälle entsorgen die Haushalte in Sachsen

  • 432,8 Kilogramm Hausmüll wirft jeder Sachse im Jahr weg (Bundesschnitt: 438 Kilogramm/Einwohner)
  • Rund 1,75 Millonen Tonnen Hausmüll werden pro Jahr insgesamt in Sachsen entsorgt
  • Rund 350.000 Tonnen organische Abfälle fallen pro Jahr in Sachsen an
  • Mit 533 Kilogramm Abfall pro Einwohner und Jahr liegt der Landkreis Meißen vorn. Die Stadt Dresden ist mit 373 Kilogramm Abfall pro Einwohner im Jahr Schlusslicht.

Quelle: Statistisches Landesamt, Quelle: www.statistik.sachsen.de/abfallwirtschaft, Angaben zu 2020 und 2021

Rechtsexperte erklärt: Sind höhere Müllgebühren einfach hinzunehmen?

Mietrechts-Experte Florian Bau sagte MDR SACHSEN, dass es nur wenig Möglichkeiten gibt, rechtlich gegen erhöhte Müllgebühren vorzugehen. "Zunächst ist der Vermieter darauf angewiesen, über die Gemeinde die Müllentsorgung zu regeln. Konkurrenzanbieter gibt es nicht", sagte Bau. Vermieter seien verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln. Daraus schließe die Rechtsprechung aber beispielsweise nicht, dass der Müllstandplatz umzäunt werden müsse. "Hier kann nur versucht werden, durch eigenes Verhalten Fehlbefüllung zu vermeiden." Letztere führe zukünftig zu noch höheren Kosten als bisher.

Hier kann nur versucht werden, durch eigenes Verhalten Fehlbefüllung zu vermeiden. Diese führt zukünftig zu noch höheren Kosten als bisher.

Florian Bau Rechtsberater Mieterverein Dresden und Umgebung e.V.

Die Stadt Dresden hat bereits angekündigt, den Mietenden und Hauseigentümern parallel zu den höheren Gebühren mehr Tipps zur Müllvermeidung an die Hand zu geben.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 28. Dezember 2023 | 07:00 Uhr

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