Führerscheinprüfung Wie in Dresden Fahrprüfungen entwickelt werden

19. Dezember 2022, 05:00 Uhr

Ob Theorie oder Praxis – beide Fahrprüfungen entstehen in der Dresdner Innenstadt. Die dafür verantwortliche Arbeitsgemeinschaft arge tp21 orientiert sich dabei immer an der neuesten Technik. Dabei achten die Entwickler auch darauf, die Prüfungen für jeden zugänglich zu machen – und stoßen dabei an Grenzen.

Der Endgegner für die deutschen Fahrschüler wird in einem Bürogebäude am Großen Garten nahe der Dresdner Innenstadt entwickelt. Über eine Millionen Prüflinge stellen sich jedes Jahr den Aufgaben, die arge tp21 für TÜV und DEKRA entwickeln.

1999 wurde die Arbeitsgemeinschaft in Dresden gegründet. Doch wie kam sie ausgerechnet in die sächsische Landeshauptstadt? Geschäftsführer Mathias Rüdel erklärt, die Stadt habe "an der Universität in Dresden die akademische Lehre und Forschung für den Bereich des Sachverständigenwesens über Jahrzehnte aufgegriffen. Dann kam hinzu, dass auch das Kraftfahrzeugtechnische Amt, also die Zulassungsbehörde zu DDR-Zeiten, in Dresden ansässig war."

Prüfungen werden an Technikstand angepasst

Nach der Wende waren daher viele Sachverständige in Dresden. Nach wie vor kommen Fachkräfte aus den Dresdner Hochschulen nach. Sie entwickeln die Prüfungen beständig weiter, passen sie an Gesetzesänderungen und den neusten Stand der Technik an.

Und es werden auch immer wieder Fragestellungen aus dem Prüfungskatalog gestrichen, sagt Geschäftsführer Rüdel und nennt als Beispiel alte Fahrzeugtechniken, die heute nicht mehr notwendigerweise abgefragt werden müssen: "Da muss man mit dem technologischen Wandel einfach mitgehen und die Fragen, die eher technisch und eher verkehrssicherheitsrelevant sind, aufnehmen. Und Fragen wie zum Beispiel, warum an einem Fahrzeug Blaurauch entsteht am Auspuff, auf die kann man, denke ich, auch gut verzichten."

Da es keine eigene Teststrecke im Haus gibt, hat mancher Entwickler früher Prüfungssituationen mit Matchbox-Autos nachgestellt. Heute wird alles am Computer mit einem eigenen digitalen Baukasten entwickelt. Wer bei den Prüfungsfragen genau hinschaut, stellt fest, dass sich die Entwickler das ein oder andere Mal vom Dresdner Straßennetz inspirieren ließen.

Barrierefreiheit nicht immer leistbar

Für den Leiter Forschung und Entwicklung, Lars Rößger, ist es wichtig, dass die Prüfung vielen Menschen offensteht. Deswegen können Fahrschüler die Prüfung nicht nur in Deutsch, sondern auch in zwölf weiteren Sprachen ablegen. An weiterer Barrierefreiheit wird gearbeitet, auch wenn das nicht immer klappt: "Da gab es tatsächlich auch ein Forschungsprojekt und da ist relativ deutlich aufgearbeitet worden, dass der Einsatz von leichter Sprache sich für die theoretische Fahrprüfung eigentlich nicht anbietet, weil man auf der anderen Seite auch versuchen muss, gesetzessicher zu formulieren oder normsicher. Auch letztendlich, um präzise zu sein: Was ist richtig, was ist eine falsche Antwort? Dass das so ein Stück weit auch mit der Umsetzung in die leichte Sprache im Konflikt steht." Insofern bleibt die Prüfung in leichter Sprache vorerst Zukunftsmusik.

Ein Forschungsprojekt, das Rößger aktuell außerdem vorantreibt, ist die Entwicklung einer dritten Fahrprüfung, wie sie zum Beispiel in Großbritannien schon existiert. Dabei sollen in Filmen Gefahrensituationen nachgestellt werden, auf die man reagieren muss – etwa die Reaktionsgeschwindigkeit bei Wildwechsel oder wenn Kinder auf die Straße laufen.

Die Einführung dieser Prüfungsform dauert allerdings noch mindestens fünf Jahre. Denn nicht nur Bund und Länder müssen zustimmen. Auch sämtliche Fahrschulen müssen dafür weitergebildet werden. Bis die Fahrschüler also eine dritte Angst überwinden müssen, werden noch viele Kilometer auf Deutschlands Straßen zurückgelegt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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