Bundesland im Ländervergleich Statistiken zum Tag der Deutschen Einheit: Wo steht Sachsen?
Hauptinhalt
03. Oktober 2023, 06:00 Uhr
Der Tag der Deutschen Einheit steht für Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Als die DDR vor 33 Jahren Geschichte wurde, waren die Hoffnungen groß, dass sich die alten und neuen Bundesländer irgendwann angleichen würden. Bis heute zeigt sich jedoch in Zahlen und Statistiken, wie ungleich das wiedervereinte Deutschland teilweise noch ist – von Eigentum, verfügbarem Einkommen bis hin zum Bruttoinlandsprodukt.
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.
- In Sachsen leben viele alte Menschen, bis 2070 könnten knapp eine halbe Million Menschen weniger im Freistaat leben.
- Bis heute existiert ein deutlicher Pay-Gap zwischen Ost und West.
- In Sachsen leben relativ wenige Menschen in Wohnungen, die ihnen selbst gehören.
Die Wiedervereinigung und der Tag der Deutschen Einheit erzählen viele Geschichten – aus der Vergangenheit, aber auch bis in die Gegenwart hinein. Denn die fünf ostdeutschen Flächenbundesländer, die am 3. Oktober 1990 gemeinsam mit Ostberlin der BRD beitraten, unterscheiden sich in einigen Punkten wesentlich von den westdeutschen Ländern. Auch darüber wird heute wohl wieder viel diskutiert werden. Unter anderem in Hamburg, wo unter dem Motto "Horizonte öffnen" die offiziellen Feierlichkeiten stattfinden.
Auch der Freistaat Sachsen steckt voller Geschichte und Geschichten, die sich teilweise in Zahlen und Statistiken ausdrücken:
Mit rund vier Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen ist Sachsen das siebtgrößte Bundesland der Republik, mit 18.450 Quadratkilometern von der Fläche das zehntgrößte. Auf einen Quadratkilometer kommen 220 Einwohner, womit es Platz acht der am dichtesten besiedelten Bundesländer erreicht, noch vor Rheinland-Pfalz mit 206 Einwohnern.
So alt sind die Sachsen
Im bundesdeutschen Vergleich leben in Sachsen vor allem ältere Menschen. Das Durchschnittsalter liegt laut dem Statistischen Bundesamt bei 46,9 Jahren. Nur die Menschen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind der Rente noch näher und liegen über der Grenze von 47 Jahren. Am jüngsten sind die Menschen in Hamburg und Berlin mit einem Durchschnittsalter von rund 42 Jahren.
Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten spürbar. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Erwerbstätigen in Ostdeutschland in den nächsten 20 Jahren um bis zu 1,2 Millionen Menschen sinken. Bis 2070 könnten in Sachsen den Statistikern zufolge mehr als eine halbe Million Menschen weniger leben.
Westdeutschland mit mehr Zuwanderung
Auch in Westdeutschland wird die Bevölkerung insgesamt älter. Doch mehr Zuwanderungen und eine im Vergleich höhere Geburtenrate würden dem entgegenwirken. Mit 7,3 Prozent leben in Sachsen die drittwenigsten Menschen ohne deutsche Staatszugehörigkeit. Nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist der Ausländeranteil mit sieben Prozent und 6,5 Prozent geringer. Spitzenreiter Berlin kommt auf einen Ausländeranteil von 22,2 Prozent.
Bei der Lebenserwartung zeigen sich insgesamt kleinere Unterschiede. In Baden-Württemberg und Bayern werden die Männer (79 Jahre) und Frauen (84 Jahre) am ältesten. In Sachsen liegt die Lebenserwartung bei den Frauen mit 83 Jahren knapp darunter, sächsische Männer erreichen im Durchschnitt ein Lebensalter von 77 Jahren.
Wirtschaftsleistung vor Hamburg, geringe Eigentumsquote
2022 erwirtschaftete Deutschland laut offiziellen Zahlen ein Bruttoinlandsprodukt von 3,87 Billionen Euro. Sachsen ist mit einem Anteil von 146 Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsstandort im Land und liegt damit sogar vor Hamburg (144 Milliarden Euro).
Mit über 35.000 Handwerksbetrieben stellt dieser Wirtschaftszweig einige bedeutende Unternehmen. Nur in Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es mehr Handwerksbetriebe.
Pay-Gap zwischen Ost- und West-Bundesländern
Obwohl die Wiedervereinigung schon mehr als drei Jahrzehnte her ist, gibt es finanziell immer noch große Unterschiede zwischen Ost und West. Das verfügbare Einkommen, also der durchschnittliche Betrag, der jedem Einwohner für Konsum- und Sparzwecke zur Verfügung steht, ist in den neuen Bundesländern mit rund 21.000 bis 21.500 Euro deutlich geringer als in den meisten alten Bundesländern. Hier liegt das verfügbare Einkommen bei rund 23.000 bis 26.000 Euro.
Knapp jeder fünfte Ostdeutsche verdient weniger als 13 Euro brutto pro Stunde und damit nur etwas mehr als der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro brutto pro Stunde. Im Westen geht jeder sechste Bürger einem Niedriglohnjob nach. Das ergab eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes, die die Linksfraktion im Bundestag in Auftrag gab und die der Neuen Osnabrücker Zeitung vorliegt.
Billiger Wohnraum und wenig Eigentum
Die wirtschaftliche Lage drückt sich auch beim Thema Wohnen aus. Mit 7,1 Euro Bruttokaltmiete pro Quadratmeter hat Sachsen die viertgeringste Miete. Billiger sind nur Thüringen, Saarland und Sachsen-Anhalt. Am teuersten sind Hamburg mit 10,9 Euro und Bayern mit 10 Euro pro Quadratmeter.
Das einem die eigenen vier Wände wirklich gehören, ist in Sachsen eher selten. Gemessen an allen Wohnungen waren etwa 34,7 Prozent der Sachsen Eigentümer einer Wohnung, in der sie auch selbst leben. Im Saarland liegt die Eigentumsquote bei 60 Prozent, deutschlandweit bei 42 Prozent.
MDR (mad)