Musikhaus trotz Kürzungen Dresden: Stadtrat erteilt Wagner-Akademie eine Abfuhr
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13. Dezember 2024, 17:45 Uhr
Der Dresdner Stadtrat hat die Pläne für ein neues Musikhaus an der Elbe vorerst auf Eis gelegt. In der Wagner-Akademie sollte die historische Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts erforscht und Konzerte gegeben werden. Das Stadtparlament und das Kulturdezernat hatten erst von den Plänen erfahren, als bereits Fördergelder vom Bund in Aussicht gestellt wurden. Das sorgte in Zeiten angespannter Stadtkassen für Kritik und den Antrag im Stadtrat, das Projekt schnell zu beenden.
- Der Stadtrat hat die Planungen für die Wagner-Akademie in Dresden beendet.
- Ideengeber und Musiker Jan Vogler bedauert die Entscheidung des Parlaments.
- Mehrere Abgeordnete beklagten sich über Hinterzimmerpolitik und falsche Signale, während Dresden mit Finanzierungsproblemen kämpft.
Dresden braucht kein weiteres Konzerthaus. Das hat der Stadtrat am Freitagnachmittag beschlossen. Eine Mehrheit stimmte in der Dezember-Sitzung für den Antrag der SPD, die Pläne für die Wagner-Akademie vorerst zu beenden. Das Projekt hat in den vergangenen Monaten für Debatten gesorgt, weil Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele, die das Gebäude bespielen sollten, bereits für Fördergelder beim Bund gesorgt hatte.
Die würden jedoch nur fließen, wenn die Stadt ein ähnlich große Summe – zwischen 15 und 20 Millionen Euro – aufbringen würde. Mehrere Stadtabgeordnete fühlten sich übergangen. Nicht zuletzt, da gleichzeitig massive Kürzungen im Kulturetat debattiert werden.
Der Beschluss des Dresdner Stadtratd hält allerdings eine Hintertür offen. Die ermöglicht es, dass Vogler mit Hilfe von Sponsoren den Bau doch noch ermöglichen kann.
Authentischer Wagner in Dresden
Jan Vogler betonte bei MDR KULTUR, dass diese neue Einrichtung eine Riesen-Wertschätzung für Dresden als Musik-, Kultur- und Kunststadt sei. Die Wagner-Akademie soll ein Ort für künstlerische Forschung sein: Am Königsufer will Vogler die historische Aufführungspraxis des 19. Jahrhundert erkunden lassen, also auch wie Wagner-Opern zu Lebzeiten des Komponisten klangen, der zu Beginn seiner Karriere in Dresden lebte. Neben Seminar- und Archivräumen ist auch eine Konzertsaal angedacht, der Platz für bis zu 600 Menschen bieten und von den Dresdner Musikfestspielen genutzt werden soll.
Kritik aus der Kulturpolitik
Das Vorhaben stößt gleich aus mehreren Gründen auf Kritik. Immer wieder wurde der Vorwurf der Hinterzimmer-Politik laut: Weder der Stadtrat noch die Kulturverwaltung wussten von den Plänen, mit denen schon Bundesmittel eingeworben wurden. Stadtratsmitglieder warfen der Stadtverwaltungen vor, einen Alleingang geplant zu haben und damit das Stadtparlament übergangen zu haben.
Dabei spielte auch die vorgesehen Adresse des neuen Musikhauses eine Rolle: "Das Königsufer ist ein Filetstück unserer Stadt. Entscheidungen darüber dürfen nicht im Hinterzimmer der Verwaltung getroffen werden", meinte SPD-Poltiker Stefan Engel bei MDR SACHSEN. Aber vor allem geht es um die Finanzierung. Ein solches Projekt sei in der aktuellen und für die nächsten Jahre absehbaren Haushaltslage nicht abbildbar, so Engel.
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause), MDR Sachsen, Stadtratssitzung der Landeshauptstadt Dresden vom 13.12.2024
Redaktionelle Bearbeitung: tsa, bh
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 13. Dezember 2024 | 20:30 Uhr