Schleichverkehr Lkw-Verbot in Wilsdruff zeigt erste Wirkung
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10. Juni 2023, 13:39 Uhr
Seit Mittwoch gilt in Wilsdruff ein Durchfahrtsverbot für Lkw. Doch einen Tag später herrschte auf den Straßen der kleinen Stadt noch immer das Chaos. Ähnlich wie in den Monaten zuvor, ist sie fest in der Hand des Schwerlastverkehrs von der nahegelegenen A4. Erst am Freitag scheint sich die Wirkung des Verbots zu entfalten. Das hängt auch mit verstärkten Kontrollen der Polizei zusammen.
- Das am Mittwoch in Wilsdruff in Kraft getretene Lkw-Verbot hat zunächst nicht funktioniert.
- Erst verstärkte Kontrollen der Polizei sorgen für Entspannung.
- Die von Lkw im Ort verursachten Staus hatten unter anderem für Probleme in der Oberschule gesorgt.
Nur für kurze Zeit herrscht an diesem Freitagvormittag Stille an der Kreuzung Wielandstraße/Nossener Straße in Wilsdruff. Die restliche Zeit fahren Autos und Lieferfahrzeuge fast ununterbrochen auf und ab. Trotzdem ist eines anders: Die Blechlawine an großen Sattelschleppern, die den Ort über Monate geplagt hat, ist verschwunden. Das seit Mittwoch geltende Lkw-Verbot zwischen Nossen und Wilsdruff scheint erstmals Wirkung zu zeigen. Die Regelung soll Lkw-Fahrer davon abhalten, die Baustellen auf der A4 über die Landstraße S36 zu umfahren. Allerdings hat das nicht sofort geklappt. Noch am Donnerstag sah die Lage vollkommen anders aus.
Polizeikontrollen bringen am Donnerstag die Wende
"Gestern hatten wir noch eine katastrophale Situation. Da gab es ein Unfallgeschehen im Baustellenbereich auf der Autobahn mit Rückstaulängen von 17 Kilometern. Das ist natürlich auch an unserer Region nicht spurlos vorübergegangen", sagt Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Der Zustand sei im Vergleich zu der Zeit vor dem Lkw-Verbot unverändert gewesen. "Wir haben dann erreicht, dass die Polizei am Nachmittag angefangen hat, zu kontrollieren. Erst danach hat es eine Verbesserung gegeben." Am Freitag seien wieder normale Zustände eingekehrt.
Die heutige Situation würden wir gern einfrieren. Wir hoffen sehr, dass es bis zum Ende der Baumaßnahmen im Dezember so bleiben wird.
"Die heutige Situation würden wir gern einfrieren. Wir hoffen sehr, dass es bis zum Ende der Baumaßnahmen im Dezember so bleiben wird", sagt Rother. Ein Selbstläufer wird das aber wohl nicht. Stattdessen gilt das Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. "Wenn man es nicht kontrolliert, hält sich leider nicht jeder Verkehrsteilnehmer daran", sagt der Bürgermeister mit Blick auf das Lkw-Verbot sowie die ebenfalls am Mittwoch in Kraft getretene Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer in Wilsdruff und dem Ortsteil Limbach, um die Schulwege zu sichern.
Schüler kommen nicht in Schule, Pflegedienste nicht zu Patienten
Wie sehr die Blechlawine die Menschen in Wilsdruff beschäftigt, wird unter anderem im Umfeld der Wilsdruffer Oberschule deutlich. Zwei Oberschülerinnen, die gegenüber der Schule gerade eine Raucherpause einlegen, berichten, dass sie und andere Mitschüler immer wieder zu spät zum Unterricht kamen, weil der Schulbus mitten im Ort im Stau feststeckte. Auch Ralf Rother kennt diese Probleme nur zu gut. "Es gab wegen der Verspätungen Beschwerden der Oberschule, die gerade einen Prüfungszeitraum hatte. Es war schlicht und ergreifend eine Katastrophe." Auch Pflegediensten sei es so gegangen, die nicht mehr zu ihren Patienten gekommen sind.
Gute Erfahrungen mit Lkw-Verbot 2021
2021 gab es in Wilsdruff schon einmal ein Lkw-Verbot. Auch damals musste die Stadt lange dafür kämpfen. Schließlich hatte es die Situation laut Stadtverwaltung jedoch spürbar entspannt. Die Einwohnerinnen und Einwohner wünschen sich, dass das auch diesmal gelingt. Doch nicht jeder traut dem Frieden: "Ich finde es jetzt zu kurzfristig, um nach zwei Tagen zu sagen: Es hat sich schon eine Verbesserung eingestellt. Ich denke, das sollte man über einen längeren Zeitraum beobachten", sagt die Wilsdrufferin Caroline Engelmann.
Wilsdruffer wollen nicht mehr Lkw-Slalom laufen
Ähnlich vorsichtig blickt Sylvia Pohlink in die Zukunft: "Heute ist es ziemlich ruhig. Gestern war es noch mal ein bisschen extrem, da waren auch viele Lkw dabei. Mal sehen, wie es die nächsten Tage weitergeht, ob es so bleibt oder nicht", sagt Pohlink. In der Vergangenheit sei es schwer gewesen, in Wilsdruff die Straße zu überqueren. "Es kann doch nicht der Sinn der Sache sein, dass die Leute hier zwischen den Lkw Slalom laufen", so Pohlink.
Eine Veränderung des Verkehrs in der Wilsdruffer Innenstadt hat auch Frau Rechenberger festgestellt: "Man merkt, dass nur noch 30 km/h gefahren werden dürfen und es kommen weniger der großen Lkw vorbei", sagt die Seniorin. Auch sie hofft, dass dieser Zustand nicht nur kurzfristig ist, sondern langfristig Ruhe in Wilsdruff einkehrt.
MDR (sth)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 09. Juni 2023 | 19:00 Uhr