Rekordinvestition Neue Infineon-Fabrik: Freude und Forderungen bei Politik und Gewerkschaft
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16. November 2022, 08:00 Uhr
Kurz nachdem das Unternehmen Infineon den Bau einer neuen Chipfabrik in Dresden ankündigte, haben sich Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und der Gewerkschaft zu der Rekordinvestition von etwa fünf Milliarden Euro geäußert. Bevor die Mega-Fabrik im Herbst 2026 in Betrieb gehen könnte, müssen zahlreiche Fragen geklärt werden.
Auf dieser Seite:
- Dresdner Oberbürgermeister will das Energie- und Wassernetz für die neue Fabrik verstärken lassen.
- Energieriese Sachsenenergie ist mit neuer Brunnenanlage für Spezialwasser auf die neue Fabrik vorbereitet.
- Die IG Metall fordert Tariflöhne für die Fachkräfte in der geplanten Chipfabrik.
Nachdem Halbleiterhersteller Infineon seine Rekordinvestitonspläne in Dresden bekannt gegeben hat, sind die Reaktionen darauf durchweg positiv ausgefallen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) nannte die auf fünf Milliarden Euro veranschlagte Investition ein "Zukunftsversprechen". Sachsen habe über Jahrzehnte diese Zukunftsindustrie durch Investitionen in die Wissenschaft gefördert.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sieht mit dieser Entscheidung den Mikroelektronikstandort Dresden auf dem Weg zu "einem der führenden Hochtechnologiestandorte Europas", sagte er MDR SACHSEN am Dienstag. Nach der Eröffnung von Bosch im Jahr 2021 und dem Spatenstich von Jenoptik 2022 entstünde die nächste Reinraumfabrik, die laut Hilbert "eine der größten und modernsten überhaupt" werde.
Die Ansiedlung von rund 1.000 Arbeitskräften mit ihren Familien muss und wird laut Hilbert funktionieren. Gleichzeitig mahnte das Stadtoberhaupt von Dresden eine deutliche Verstärkung des Strom-, Wasser- und Abwassernetzes für die Neuansiedlungen in der Halbleiterbranche an.
Sachsenenergie eröffnet 2023 Wasseranlage
Bei dem sächsischen Energie-Lieferanten Sachsenenergie ist man darauf vorbereitet. "Es ist damit zu rechnen, dass die jetzt von Infineon veröffentlichten Erweiterungspläne zusätzliches Spezialprozesswasser benötigen werden", sagte Unternehmenssprecherin Viola Martin-Mönnich. Die Inbetriebnahme einer solchen neu gebauten Anlage an der Dresdner Saloppe sei für Anfang 2023 geplant. Sachsenenergie beliefert bereits das bestehende Chipwerk von Infineon in Dresden mit Wasser.
Hier sollen auch mit öffentlichen Fördergeldern hochwertige Arbeitsplätze entstehen, für die eine Absicherung durch Tarifverträge ein Frage der Gerechtigkeit ist.
IG Metall fordert Tariflöhne für geplante Fabrik
Auch die Gewerkschaft IG Metall hat die Dresden-Pläne des Chipherstellers Infineon begrüßt. Gleichzeitig haben Gewerkschafter bereits im Vorfeld Tariflöhne gefordert. "Hier sollen auch mit öffentlichen Fördergeldern hochwertige Arbeitsplätze entstehen, für die eine Absicherung durch Tarifverträge ein Frage der Gerechtigkeit ist", betonte der Dresdner IG-Metall-Vize Stefan Ehly, der auch im Aufsichtsrat des börsennotierten Unternehmens sitzt.
Laut Gewerkschaft könne es mit guten Arbeitsbedingungen und Löhnen gelingen, Sachsens großes Potential an gut ausgebildeten Fachkräften für die neue Fabrik zu gewinnen.
Chips aus Dresden verringern Abhängigkeit von Asien-Importen
Das geplante Werk wird laut Frank Bösenberg vom Branchennetzwerk Silicon Saxony einen ganz wichtigen Beitrag dazu leisten, von Importen aus Asien unabhängiger zu werden. Denn der Markt der Halbleiterbranche werde sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Allein die EU wolle ihren Marktanteil von acht auf 20 Prozent anheben, sagte der Chef des Verbundes aus rund 400 Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Am Montagabend hatte Infineon seine Pläne für ein neues Halbleiterwerk in Dresden mit bis zu 1.000 Arbeitsplätzen bekanntgegeben. Wie Infineon weiter erklärte, werde diese größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte von der Unterstützung durch öffentliche Fördergelder abhängen.
MDR (wim)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 15. November 2022 | 19:00 Uhr