Wirtschaft Infineon plant Rekordinvestition in Dresden
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14. November 2022, 20:11 Uhr
Es wäre die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte: Der Halbleiterkonzern Infineon plant ein großes neues Werk zur Chipherstellung am Standort Dresden und will dafür eine Rekordsumme von fünf Milliarden Euro investieren. Die Fabrik soll bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen und könnte entsprechend der Planung im Herbst 2026 produktionsbereit sein.
- Sächsische Politiker freuen sich über Standortstärkung.
- Investition für neues Werk in Dresden ist an Bedingungen geknüpft.
Infineon rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach Halbleitern und investiert deswegen so viel wie nie zuvor in ein einziges Werk. Für fünf Milliarden Euro solle der Standort Dresden ausgebaut werden, teilte der Münchner Chiphersteller am Montag mit.
Bereits jetzt sind in Dresden etwa 3.100 Menschen bei Infineon beschäftigt. Der Mitteilung vom Montag zufolge erwartet das Unternehmen ein "beschleunigtes Wachstum" bei bestimmten Chip-Arten. Deshalb sollten die entsprechenden Fertigungskapazitäten in der Landeshauptstadt ausgebaut werden. Allerdings sei Voraussetzung für die Rekordinvestition "eine angemessene öffentliche Förderung". Die geplante Investitionssumme wäre dem Konzern zufolge die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens.
In Dresden haben wir das Know-How und es ist viel einfacher, einen bestehenden Standort auszubauen.
Sächsische Politik erfreut über Standortstärkung
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte zu den Investitionsplänen des Chipherstellers: "Infineon stärkt den Wirtschaftsstandort Dresden. Diese fünf Milliarden sind ein Zukunftsversprechen und bedeuten für viele Menschen sehr gute Arbeitsplätze. Mikroelektronik ist die Schlüsseltechnologie. Sachsen hat über Jahrzehnte diese Zukunftsindustrie durch Investitionen in die Wissenschaft gefördert."
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) reagierte zufrieden auf "dieses klare Bekenntnis von Infineon zum Standort Dresden". Auch die Unabhängigkeit Europas vom asiatischen und amerikanischen Chipmarkt würden mit einer neuen Fabrik in Dresden deutlich erhöht. "Die Staatsregierung wird sich nun gemeinsam mit der Bundesregierung dafür einsetzen, dass die für die Investition benötigte Förderung über den europäischen Chips-Act auch erfolgen kann."
Investition an Bedingungen geknüpft
In der Ankündigung zur größten Einzelinvestition in der Firmengeschichte hatte der Halbleiter-Konzern eine "angemessene öffentliche Förderung" zur Bedingung gemacht. Zu den erhofften Subventionen hält sich Infineon-Chef Jochen Hanebeck jedoch bedeckt. Man sei "in guten Gesprächen" mit dem Bundeswirtschaftsministerium, sagte er der Agentur Reuters. Eine konkrete Summe wolle er nicht nennen.
Infineon wolle die Regelungen des EU-Chip-Gesetzes nutzen, das Subventionen für eine Stärkung der Halbleiter-Produktion in Europa ermöglicht, so Hanebeck.
Das EU-Chip-Gesetz Im Rahmen des EU-Chip-Gesetzes hat die Europäische Kommission bis 2030 insgesamt 15 Milliarden Euro für öffentliche und private Halbleiter-Projekte vorgesehen. Sie reagiert damit auch auf milliardenschwere Programme der US-Regierung. Die EU-Kommission strebt an, den Anteil Europas am umkämpften Chipmarkt bis 2030 zu verdoppeln und die Abhängigkeit von Herstellern aus Asien und den USA zu verringern. Der Mangel an Halbleitern hatte zuletzt vor allem Autozulieferern und Elektronikkonzernen zu schaffen gemacht.
Infineon ist auf Wachstumskurs. Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte das Unternehmen seinen Gewinn um 86 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Auch der Umsatz sprang kräftig nach oben: um 29 Prozent auf 14,2 Milliarden. Beides sind Rekordwerte.
Für Dresden ist es die zweite Großinvestition in diesem Jahr. Erst im Sommer hatte der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch angekündigt, weiteres Geld in seine erst im Vorjahr eröffnete Anlage in der sächsischen Stadt zu stecken.
MDR (kav)/dpa/afp/Reuters
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 14. November 2022 | 18:00 Uhr