Grünes Gewölbe Juwelendiebstahl: Erheblicher Teil der Beute zurück in Dresden
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17. Dezember 2022, 21:48 Uhr
Drei Jahre ist der Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe in Dresden her. Obwohl der Fall mittlerweile vor Gericht aufgearbeitet wird, fehlte von der Beute bisher jede Spur. Das hat sich in der Nacht zum Sonnabend geändert. Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, reagierte überglücklich auf die Nachricht. Polizei und Staatsanwaltschaft sind noch zurückhaltend, solange die Echtheit nicht geprüft ist.
Inhalt des Artikels:
- Polizei stellt 31 Einzelteile der Beute sicher
- Experten prüfen Echtheit der Gegenstände
- Polizei nur für die Öffentlichkeit optimistisch
- SKD-Chefin Ackermann: Das ist ein Weihnachtswunder
- Rückführung des Schatzes als Teil eines Deals
- Juwelendiebstahl Ende November 2019
- Mitglieder von Remmo-Clan seit Januar vor Gericht
In Berlin ist in der Nacht zum Sonnabend ein erheblicher Teil des beim Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden entwendeten Diebesguts sichergestellt worden. Daran waren die Staatsanwaltschaft Dresden, die Sonderkommission Epaulette und das Landeskriminalamt Sachsen beteiligt.
Polizei stellt 31 Einzelteile der Beute sicher
Wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Dresden gemeinsam mitteilten, handelt es sich nach einer ersten Sichtung um 31 Einzelteile, darunter auch mehrere vollständig erscheinende Stücke wie der Hutschmuck (Reiherstutz) und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur. Allerdings gebe es auch Teile des Schatzes, die fehlen. Den Angaben zufolge sind das die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen" und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.
Experten prüfen Echtheit der Gegenstände
Die gesicherten Gegenstände wurden unter Absicherung durch Spezialkräfte der Polizei nach Dresden überführt und werden hier zunächst kriminaltechnisch untersucht. Anschließend überprüfen Spezialisten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ob die Gegenstände echt und vollständig sind. Nach Informationen von MDR SACHSEN beginnt die Prüfung der Echtheit am Sonntag.
Der Sprecher der Polizei Dresden, Thomas Geithner, war am Sonnabend noch zurückhaltend mit der Freude über die Rückkehr der Schmuckstücke. "Das liegt an der besonderen Situation. Uns fehlt noch ein Gutachten, das die Echtheit zweifelsfrei bestätigt", sagte Geithner.
Je länger die Ermittlungen dauerten, desto mehr schmolz auch unsere Zuversicht.
Ähnlich äußerte sich der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jürgen Schmidt.
Polizei nur für die Öffentlichkeit optimistisch
Obwohl die Polizei sich öffentlich immer optimistisch gezeigt hatte, die Beute irgendwann zu finden, räumte Geithner ein, dass da "auch ein wenig Flunkerei" dabei gewesen sei. "Je länger die Ermittlungen dauerten, desto mehr schmolz auch unsere Zuversicht", sagte Geithner. Wo die Schmuckstücke genau gefunden wurden, wollten die Sprecher der Polizei und der Staatsanwaltschaft aufgrund des laufenden Gerichtsverfahrens nicht mitteilen.
SKD-Chefin Ackermann: Das ist ein Weihnachtswunder
Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, sprach im Zusammenhang mit dem Fund des Diebesguts von "einem echten Weihnachtswunder". Als die Nachricht am Sonnabend im SKD-Museum bekannt wurde, sei ein Freudentaumel ausgebrochen. Es habe zudem Nachrichten aus der ganzen Welt gegeben, so Ackermann. Die Museumschefin betonte im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Ich habe immer gesagt, dass die Juwelengarnituren zurückkommen werden."
Reaktion von SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann auf den Fund der Beute im Wortlaut.
"Es ist ein solcher Freudentaumel bei uns in den SKD ausgebrochen und ich glaube weiter darüber hinaus, auch weit über Sachsen hinaus. Wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt. Die Menschen können es kaum fassen. Das ist ein echtes Weihnachtswunder. Aber auf der anderen Seite habe ich die ganze Zeit daran geglaubt. Ich habe das ja auch immer gesagt, dass die Juwelengarnituren zurückkommen werden.
Jetzt ist jedenfalls ein großer Teil wieder da. Und es ist einfach unfassbar schön. Wir sind mächtig stolz auf die sächsische Polizei und die Staatsanwaltschaft und auf alle, so viele Menschen, die mitgeholfen haben - auch von privater Seite, ehrenamtlich, ganz, ganz viele Menschen, die mit uns fest daran geglaubt haben. Wir werden ein großes Fest für all' diejenigen ausrichten, aber auch für alle Bürgerinnen und Bürger von Sachsen, die mit uns feiern wollen."
Rückführung des Schatzes als Teil eines Deals
Dass ein Teil der Beute jetzt sichergestellt werden konnte, hängt laut den Ermittlungsbehörden mit Sondierungsgesprächen zwischen den Rechtsanwälten der Angeklagten und der Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts zusammen. Dabei gehe es um eine sogenannte Verfahrensverständigung - im Volksmund auch Deal genannt. Die Rückführung eines Teils der Beute könnte somit zu einer niedrigeren Strafe vor Gericht führen. Der Prozess am Landgericht Dresden wird am 20. Dezember fortgesetzt.
Ich freue mich sehr, dass es den Ermittlungsbehörden offenbar gelungen ist, einen erheblichen Teil der beim Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe geraubten Schätze sicherzustellen.
Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) zeigte sich erfreut über die Sicherstellung der Gegenstände. "Ich freue mich sehr, dass es den Ermittlungsbehörden offenbar gelungen ist, einen erheblichen Teil der beim Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe geraubten Schätze sicherzustellen." Nun bleibe abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand sich diese befinden, so Klepsch.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) lobte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Arbeit der Ermittlungsbehörden. "Die Polizei und Justiz haben erstklassige Arbeit geleistet. Sachsen sagt: Danke", schrieb Kretschmer.
Juwelendiebstahl Ende November 2019
Am frühen Morgen des 25. November 2019 waren aus der Schatzkammer Grünes Gewölbe in Dresden 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro gestohlen worden. Die Täter hatten zudem Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro hinterlassen.
Mitglieder von Remmo-Clan seit Januar vor Gericht
Der Einbruch sorgte international für Schlagzeilen. In dem Fall müssen sich seit Januar dieses Jahres sechs junge Männer unter anderem wegen Bandendiebstahls und Brandstiftung vor Gericht verantworten. Sie stammen aus dem bekannten arabischstämmigen Berliner Remmo-Clan.
MDR (sth)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. Dezember 2022 | 19:00 Uhr