Auszeichnung Friedenspreis Dresden 2025 geht an Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
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16. Dezember 2024, 14:54 Uhr
Am Montag wurde in der Semperoper Dresden der Preisträger des Friedenspreises 2025 bekanntgegeben: Im Februar soll der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ausgezeichnet werden. Dotiert ist der Preis mit 10.000 Euro.
Den Friedenspreis Dresden 2025 erhält der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR). Das gab die Initiativgruppe Friedenspreis Dresden am Montag bekannt.
Der Geschäftsführer des Friedenspreises Dresden, Jürgen Bönninger sagte, die Institution werde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für Menschenrechte geehrt. In einer Zeit der Verunsicherung und des Populismus müsse die Stimme des Europäischen Gerichtshofes mehr denn je gehört werden. Die Institution sei ein "Markenzeichen Europas". Sie stehe allen Menschen offen, insbesondere Schutzbedürftigen.
Peter Ufer, ebenfalls Geschäftsführer des Friedenspreises Dresden, sagte dem MDR, eine Einzelperson hätte diese Ehrung 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg schwer tragen können, "deshalb haben wir uns entschieden, erstmals eine Institution auszuzeichnen." Die Menschenrechte in Europa würden zunehmend "in Misskredit geraten oder auch nieder getreten werden." Dagegen wolle man ein Zeichen setzen. Man habe jemanden gewählt, der für die Menschenrechte stehe und sie institutionell verteidige, erklärte Ufer weiter.
Errungenschaften des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte
Den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gibt es seit 1959, sein Sitz ist in Straßburg. Er stellt die Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention sicher. So urteilte der Gerichtshof beispielsweise, dass im Dessauer Fall Oury Jalloh gegen das Folterverbot verstoßen wurde. Zudem gab das Gericht einem Antrag auf Haftentlassung des russischen Opposionellen Alexej Nawalny statt, was Russland jedoch verweigerte.
Außerdem urteilte das Gericht u. a., dass behinderten Menschen der Zugang zu Wahlen ermöglicht werden muss, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkannt werden sollten oder dass unbegleitete Minderjährige nicht allein inhaftiert werden dürfen. Der EGMR rettete eine Frau, die im Iran gesteinigt werden sollte vor der Abschiebung aus der Türkei. Das Gericht stellte zahlreiche Gesetzeslücken fest und trug so dazu bei, dass es in Europa keine Sklaverei mehr geben darf und keine körperliche Züchtigung von Kindern.
Über den Friedenspreis Dresden
Der Friedenspreis Dresden zeichnet seit 2010 Persönlichkeiten aus, "die sich in besonderer Weise um Frieden und Völkerverständigung bemühen", heißt es auf der Homepage. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und gefördert von der Klaus-Tschira-Stiftung. Peter Ufer vom Friedenspreis Dresden erklärte im MDR-Gespräch, der Europäische Gerichtshof brauche das Preisgeld zwar nicht, aber traditionell würden die Preisträger mit der Summe eine Initiative unterstützen, die ihnen am Herzen liege.
Dazu gebe es eine sehr schöne Skulptur, die der des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mozartbrunnens nachempfunden sei. Verliehen wird der Preis am 16. Februar 2025 in der Semperoper Dresden. Der aktuelle Präsident des Gerichtshofes, Marko Bosnjak, wird den Friedenspreis entgegennehmen.
In diesem Jahr war posthum Kreml-Kritiker Alexej Nawalny mit dem Friedenspreis Dresden ausgezeichnet worden. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehören zudem u. a. Architekt Daniel Libeskind, der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michael Gorbatschow und Dirigent Daniel Barenboim.
Quellen: Initiativgruppe Friedenspreis Dresden, epd, Europarat Homepage, redaktionelle Bearbeitung: sg, hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 16. Dezember 2024 | 13:30 Uhr