
Kegelsport Alle Neune: Wie junge Menschen in Freital beim Kegeln abräumen wollen
Hauptinhalt
15. Juni 2024, 16:30 Uhr
Kegeln verbindet Kneipenflair und Präzisionssportart. In professionellen Sportvereinen ist es bis heute weit verbreitet. Auch junge Menschen finden Freude am Kampf "Kugel gegen Kegel". MDR Sachsen hat eine Freitaler Jugendmannschaft beim Training besucht und in Erfahrung gebracht, dass es beim Kegeln nicht nur um alle Neune gehen muss.
Man kommt sich vor wie in einem begehbaren Flipperautomaten: Es flimmern die Anzeigen, links und rechts donnern die Kugeln auf die neun Kegel zu und immer wieder ertönt eine Klingel, wenn es heißt: „Alle Neune“.
Heute schiebt der KSV 1991 Freital in einer der modernsten Kegelbahnen Sachsens eine vergleichsweise ruhige Kugel. Die Kinder werfen auf den vier Bahnen nach Lust und Laune die Kegel um, auch die ersten Bratwürste brutzeln schon auf dem Grill vor der Tür. Mit solchen Nachmittagen hält der Verein seinen Nachwuchs bei der Stange und lockt neue junge Keglerinnen und Kegler an. Diese braucht der Verein dringend.
Die Kinder sind durch Corona das Sofa gewöhnt.
"Die Kinder sind durch Corona das Sofa gewöhnt", sagt Jugendtrainerin Silvia Burkhardt. Sie versucht, an den umliegenden Schulen mit Ganztagsangeboten die Schüler weg von der Couch zu holen und rein in die Kegelgaststätte "Alle Neune". So eine Gaststätte gehöre bei vielen Kegelbahnen einfach dazu, insbesondere für die Bewirtung von Freizeitkeglern, sagt Burkhardt. Anders als eine sterile Turnhalle schafft sie eine angenehme Atmosphäre zwischen bloßem Zeitvertreib und Leistungssport.
Unter der Woche Training, am Wochenende Wettkampf
Seit drei Jahren ist der 13-jährige Vicent Ertel dabei. Er hofft, das wöchentliche Training zahlt sich irgendwann aus und bringt ihn zu den großen Wettkämpfen. "Ich habe ja eine sehr gute Trainerin", sagt er.
Die muss schmunzeln, auch wenn Silvia Burkhardt sonst durchaus eine gewisse Strenge an den Tag legt: Während des Trainings herrscht Handyverbot, Aufwärmen ist Pflicht und beim Wettkampf am Wochenende muss das Vereinstrikot getragen werden.
Silvia Burkhardt kegelt natürlich auch selbst und ist noch dazu seit 25 Jahren Jugentrainerin. "Ein Grund, warum die Kinder hierher kommen, sind meine Hunde", sagt sie. Die liegen seelenruhig in der Kegelgaststätte herum und scheinen so gar nicht den Drang zu verspüren, am sportlichen Getümmel teilhaben zu wollen.
Kleiner Zuwachs bei der Jugend
Ein richtiger Sport sei Kegeln allemal, sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Gotthard, der sich mit seinen Verein von bierseligen Freizeitkeglern zu unterscheiden weiß: „Wir kegeln mit Schwitzen, ohne Alkohol.“
Die U14-Mannschaft spielt mit 2-Kilogramm-Kugeln bei einem Wettkampf in 50 Minuten immerhin 120 Würfe. Da geht ein Kegler auch mal gerne mit Muskelkater von der Bahn. Insbesondere im Gesäß könne es hin und wieder kneifen, sagt Gotthardt.
Wir kegeln mit Schwitzen.
Er ist nicht nur Vereinsvorsitzender, sondern auch Landesjugendwart und blickt mittlerweile etwas optimistischer auf die Mitgliederzahlen in den sächsischen Kegelvereinen. Er beobachtet seit einigen Jahren, dass es zumindest in der Jugend einen kleinen Zuwachs gibt.
Die moderne Kegelbahn in Freital ermögliche zudem das Training unter besten Bedingungen. Außerdem biete sie deutlich mehr Möglichkeiten als eine alte Kellerkegelbahn.
Von "Mensch ärgere Dich nicht" bis "Erotik-Kegeln"
Der jüngste Umbau erlaubt eine Bedienung mit Tablet und eine Anzeige auf großen Bildschirmen wie in einer Bowlingbahn. Auch sind verschiedene Spielvarianten möglich, die das Training interessanter gestalten können. So kann man etwa bei "Mensch ärgere Dich nicht" die Würfelzahl des klassischen Brettspiels erkegeln.
Nur ein Kegelsspiel bleibt den Jüngsten noch verwehrt: Beim Erotik-Kegeln öffnen sich bei entsprechender Punktzahl als Belohnung kleine Puzzleteile erotischer Bilder. Der Spielmodus ist allerdings passwortgeschützt und erst ab 18. Also dranbleiben!
MDR (gro/stö)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 11. Juni 2024 | 16:20 Uhr