Vermessungen Behelfsbrücke in Bad Schandau frühestens 2026 befahrbar
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07. Januar 2025, 20:49 Uhr
Bad Schandau soll eine Behelfsbrücke über die Elbe bekommen und später eine neue Brücke. Aber wann und wie soll das Behelfsbauwerk funktionieren? Die Fragen sind weiter offen, ebenso ist unklar, was das alles kosten wird. Die Folgen der Brückensperrung spüren Firmeninhaber und Unternehmer in der Sächsischen Schweiz seit Anfang November deutlich. Viele beklagen Umsatzrückgänge. Die Wirtschaft verlangt schnellere Planungen, damit diie Umleitungen kein nerviger Dauerzustand bleiben.
- Anfang Februar könnten die Ergebnisse der Messungen vorliegen - die sind Grundlage für eine mögliche Behelfsbrücke.
- Die Behelfsbrücke soll den Schiffsverkehr nicht beeinträchtigen.
- Und wer zahlt? Das Land sieht bei Baukosten den Bund in der Pflicht, bei den Personenfähren der Landkreis den Freistaat.
In diesem Jahr werden wohl keine Autos in Bad Schandau über die Elbe kommen. Das sagte Mobilitätschef Stephan Berger vom sächsischen Infrastrukturministerium im Gespräch mit MDR SACHSEN. Das stehe auch unabhängig von den laufenden Untersuchungen fest.
Die Ergebnisse der seit Montag laufenden Vermessungen für den Bau einer kurzfristigen Behelfsbrücke und einer dauerhaften Ersatzbrücke sollen in drei bis vier Wochen vorliegen. Erst danach könnten konkrete Planungen beginnen. Die größte Herausforderung dabei sind laut Berger die Zufahrten und Brückenauffahrten, also die Rampen, die vom Ufer aus die Fahrbahn auf das eigentliche Brückenbauwerk führen.
Wir möchten die Behelfsbrücke so errichten, dass der Schiffsverkehr weiterhin möglich sein wird. Das heißt, wir brauchen eine gewissen Durchfahrtshöhe.
Kommt eine Behelfsfahrbahn neben die Bahngleise?
Für die Behelfsbrücke gibt es mehrere Optionen. Möglich sei eine Behelfsbrücke neben der gesperrten Elbebrücke flussaufwärts, so Berger. Zugleich werde auch die Option geprüft, eine Behelfsfahrbahn auf die Brückenpfeiler der Eisenbahnbrücke in Bad Schandau, die den Namen Carolabrücke trägt, zu bauen.
Behelfsbrücke soll Bahn- und Schiffsverkehr nicht behindern
Bis zur Eröffnung der seit November 2024 gesperrten Elbebrücke verlief neben den Gleisen der Eisenbahn bereits eine Straße auf gemeinsamen Pfeilern und Widerlagern. Auf denen könnte auch wieder eine Behelfsfahrbahn installliert werden, wobei der Bahnbetrieb nicht beeinträchtigt werden soll. Die Nationalparkbahn ist ein wichtige Bahnverbindung für tschechische Pendler. Über die Brücke rollen aktuell die Züge der Nationalparkbahn zwischen Děčín, Sebnitz und Rumburk.
Der Schiffsverkehr auf der Elbe dürfe durch eine Behelfsbrücke nicht beeinträchtigt werden, betont Berger. Es müsse also eine gewisse Durchfahrtshöhe gewährleistet sein. Die Kosten für eine Behelfsbrücke werden - je nach Ausführung - mit acht bis 25 Millionen Euro angegeben.
Die gesperrte Elbbrücke kann aufgrund ihres Zustandes nie mehr für den Straßenverkehr genutzt werden. Der dauerhafte Ersatzneubau der Elbquerung in Bad Schandau wird nach Bergers Angaben etwa 70 bis 100 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen die Kosten für den anschließenden Brückenteil über die Bahntrasse Dresden - Prag sowie etwaige Abrisskosten.
Wann kommen die Brücken und wer bezahlt sie?
Wann eine Behelfsbrücke und dann eine neue Brücke kommt, darauf wollte sich am Dienstag der Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium, Thomas Kralinski, nicht festlegen. Wie viel das alles kosten werde? Auch da legte sich Kralinski nicht fest. Für ihn stehe nur fest, wer bezahlen soll. Weil die Bücke die Bundesstraße 172 über die Elbe führt, sei der Bund zuständig, betonte der Staatssekretär. Die Rechnungen für einen Neubau oder Behelfsbau würden an den Bund weitergereicht.
Firmen haben Umsatzeinbußen und verlangen schnellere Planung
Unterdessen wünschen sich viele Geschäftsleute und Unternehmen eine Behelfsbrücke noch in diesem Jahr. Das habe die Industrie- und Handelskammer (IHK) bei einer Befragung immer wieder gehört. Nach der überraschenden Sperrung der maroden Elbbrücke am 7. November 2024 bangt fast ein Drittel (31 Prozent) der örtlichen Unternehmen um die wirtschaftliche Existenz. In einer IHK-Umfrage gaben demnach 61 Prozent der Teilnehmer an, dass ihre Umsätze seit der Brückensperrung zurückgegangen seien, neun Prozent beklagten den Verlust von Personal.
Die Erwartung der Unternehmen ist, dass es in 2025 die Öffnung der Behelfsbrücke gibt. Die Planung muss beschleunigt werden.
Knapp zwei Drittel der Firmen vermeldeten Auftragsrückgänge. Die längeren Fahrzeiten wirkten sich nicht nur auf die Mitarbeiter aus, sondern auch auf Lieferwege mit erhöhten Transportkosten. "Das macht deutlich, dass wir in einer Situation sind, die über das hinausgeht, was wir durch Hochwasser und Brandsituation kennen", sagte IHK-Chef Lukas Rohleder. Die Firmen hätten Liefer- und Produktionspläne angepasst und würden Fahrzeuge auf beiden Elbseiten einsetzen. Die Umfrage ist nicht repräsentativ. 4.000 Firmen wurden angeschrieben, 400 antworteten.
Zusätzliche Fähren für Fußgänger geplant
Um die Verkehrslage zu entspannen, sollen nach Worten von Landrag Michael Geisler (CDU), zusätzliche Personenfähren zwischen Bad Schandau und dem Bahnhof der Stadt auf der gegenüberliegenden Elbseite fahren. Fraglich ist aber, ob die Fähren wie bisher für alle weiter kostenlos sind oder künftig nur noch für Einheimische und Pendler. Laut Geisler kosten die Fähren und zusätzlichen Busverbindungen den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge jeden Monat 100.000 Euro. Für diese Kosten solle das Land geradestehen.
Autofahrer sind weiter auf die nächste, etwa 20 Kilometer entfernte Brücke in Pirna angewiesen.
MDR (lam/stt/kk)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Januar 2025 | 19:00 Uhr