Heizkosten Wie wir künftig heizen - Gasheizung, Wärmepumpe oder beides?
Hauptinhalt
21. März 2022, 19:53 Uhr
Die aktuellen Kosten für Erdgas bereiten Hauseigentümern mit Gasheizung Bauchschmerzen. Ist die Gasheizung schon jetzt ein Auslaufmodell? Die Bundesregierung plant ab 2025 eine Pflicht, Häuser zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien zu heizen. Was sollen Verbraucher tun? Energieberater Uwe Kluge erklärt an einem Fallbeispiel aus Dresden, was aus Sicht von Hausbesitzern sinnvoll sein kann.
Markus Lesch bewohnt mit seiner Frau eine Doppelhaushälfte im Dresdner Ortsteil Kleinzschachwitz. Das 130 Quadratmeter große Haus ist 30 Jahre alt, nach dem damaligen Stand gedämmt und hat klassische Heizkörper.
Die alte Gasheizung ist verschlissen und defekt. Angesichts der aktuellen Gaspreisentwicklung zögert der 66-Jährige mit einer Reparatur.
Bauen wir wieder eine Gasheizung ein oder machen wir uns etwas unabhängiger vom Gas und machen etwas Nachhaltiges, wie man heutzutage sagt? Etwas, wo wir nicht nur Energie, sondern auch Geld sparen.
Energieberatung vor Ort
Vor dieser Entscheidung hat Markus Lesch einen Vor-Ort-Termin mit Uwe Kluge von der Sächsischen Energieagentur SAENA vereinbart. Von einer Außendämmung und neuen Fenstern rät der Fachmann ab. Zu groß wäre der finanzielle Aufwand im Vergleich zu möglichen Einsparungen.
Ein Biomassekessel mit Holzpellets ist zwar nachhaltig und im Unterhalt preiswerter als Gas, aber wegen des fehlenden Lagerraums im Keller kommt diese Variante für die Leschs nicht in Frage. Der Experte rät daher zu einer sogenannten Hybridheizung, einer Kombination aus klassischem Gas-Brennwert-Kessel und einer modernen Luftwärmepumpe, die mit Strom arbeitet.
Wärmepumpe Die Wärmepumpe funktioniert wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Ein Kühlschrank entzieht seinem Inneren Wärme und gibt sie nach Außen ab. Eine Wärmepumpe zieht Wärmeenergie aus der Umgebung (Luft, Erde, Wasser) und gibt sie über den Wärmetauscher als Heizwärme ans Haus ab. Eine moderne Luft-Wärmepumpe kann dabei mit einer Kilowattstunde Strom etwa drei Kilowattstunden Wärmeenergie produzieren.
Experte rät zu mehreren Energeiquellen
Eine Luft-Wärmepumpe könnte das Gebäude der Leschs aus den 90er-Jahren während des Großteils eines Jahres beheizen. Aber wenn die Außentemperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt sinken, kommt die Luft-Wärmepumpe an ihre Grenzen und sie würde zur reinen Stromheizung.
Wenn die Luft-Wärmepumpe nur noch unter großen Schwierigkeiten Wärme zu vernünftigen Preisen generieren kann, würde man auf den Gas-Brennwertkessel zurückgreifen können. Es würde den Gasverbrauch erheblich reduzieren, aber trotzdem wäre die ganz kalte Zeit abdeckt.
Rund 10.000 Euro müsste Familie Lesch für einen neuen Gas-Brennwert-Kessel bezahlen, dazu noch mal 6.000 Euro für eine staatlich geförderte Luft-Wärmepumpe. Viel Geld, dass sich aber angesichts der rasanten Gaspreisentwicklung in wenigen Jahren rechnen könnte, so der Experte.
Investition rechnet sich nach mehreren Jahren
Familie Lesch zahlte in der vergangenen Heizperiode rund 1.500 Euro an Gaskosten. Wenn die Preisentwicklung so weitergeht, werden sie in diesem Winter 2.000 Euro mehr bezahlen. Nach sieben Jahren wäre die Anschaffung der Luft-Wärmepumpe amortisiert, sagt Energieberater Kluge. Denn sie benötige nur 75 Prozent der Betriebskosten einer Gasheizung.
Optimal wäre zusätzliche eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 20.000 Euro. Markus Lesch ist deshalb noch unentschlossen.
Ich selber überlege jetzt bei solchen Summen - lohnt sich das für mich noch? Aber wenn die Preise weiter so steigen, macht es auch wenig Sinn, eine neue Gasheizung alleine zu kaufen.
Selbst wenn sich Markus Lesch und seine Frau schnell für eine Hybridheizung entscheiden - sie brauchen Geduld. Denn Heizungsbauer haben derzeit übervolle Auftragsbücher.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 21. März 2022 | 19:00 Uhr