MDRfragt Energiepreise: 70 Prozent fordern Heizkostenzuschuss für alle
Hauptinhalt
28. Januar 2022, 05:00 Uhr
Die Kosten für Strom und Heizung steigen immer weiter. Die Bundesregierung will deshalb Geringverdienern einen Heizkostenzuschuss gewähren. Den MDRfragt-Mitgliedern geht das aber noch nicht weit genug: Die große Mehrheit fordert Unterstützung für alle Haushalte. Das ist das Ergebnis der Befragung mit knapp 28.000 Menschen aus Mitteldeutschland.
Die Stromkosten in Deutschland sind Vergleichsportalen zufolge auf einem Rekordhoch und auch die Preise für Gas und Heizöl sind gestiegen. Experten zufolge könnte sich der Trend in diesem Jahr weiter fortsetzen. Die steigenden Energiepreise bereiten fast allen MDRfragt-Mitgliedern, die sich an der Befragung beteiligt haben, Sorgen.
Deutliche Mehrheit fordert Heizkostenzuschuss für alle
In Anbetracht der steigenden Preise fordert die Mehrheit (70 Prozent), dass es für alle Haushalte – unabhängig von der finanziellen Situation – einen Heizkostenzuschuss geben sollte. 28 Prozent lehnen das ab.
In den Kommentaren haben uns einige MDRfragt-Mitglieder geschildert, welche Auswirkungen die steigenden Energiepreise für sie haben:
Wir haben 1.000 Euro mehr für Flüssiggas bezahlt. Es ist nur noch traurig. Das wird bald unserer einziger Luxus sein... Strom und ein warmes Haus.
Alles wird teurer: Strom, Heizung, Lebensmittel, Gebrauchsgüter. Die mickrigen Gehaltserhöhungen, wenn es sie überhaupt gibt, fangen ja nicht einmal die Inflationsrate auf. Nun kommen die massiven Preissteigerungen überall noch obenauf. Momentan bleibt von meinem Netto deutlich weniger Geld übrig, als noch zum Ende letzten Jahres, geschweige denn im Vergleich zu einigen Jahren zuvor.
Heizkostenzuschuss für Geringverdiener: Mehr als die Hälfte findet ihn nicht ausreichend
Ein genereller Heizkostenzuschuss ist derzeit nicht in der Planung. Aber: Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Geringverdiener bald entlastet werden. So sollen beispielsweise Menschen, die allein wohnen und Wohngeld beziehen, 135 Euro bekommen. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit Anspruch auf Wohngeld soll 175 Euro erhalten. In der Diskussion ist, diese Zuschüsse auch Auszubildenden zu zahlen.
Mehr als die Hälfte (55 Prozent) findet diesen geplanten, einmaligen Zuschuss für Geringverdiener nicht ausreichend. Rund ein Drittel (32 Prozent) findet es dagegen schon.
Mehr als drei Viertel befürworten geplante Verbraucher-Entlastungen
Die Bundesregierung plant außerdem weitere Hilfen für alle Verbraucher: Kurzfristige Kündigungen von Strom- und Gasverträgen sollen durch mehrmonatige Kündigungsfristen verhindert werden. In der Grundversorgung der Stromanbieter soll es einheitliche Tarife geben, damit Neukunden künftig nicht wie bislang oftmals deutlich mehr im Vergleich zu Bestandskunden zahlen müssen.
Mehr als drei Viertel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, befürworten diese geplanten Maßnahmen (78 Prozent). 14 Prozent lehnen sie dagegen ab.
Knapp zwei Drittel für Verstaatlichung der Energieversorgung
62 Prozent finden, dass die Energieversorgung in Deutschland verstaatlicht werden sollte. 28 Prozent lehnen das dagegen ab.
Warum sie für oder gegen eine Verstaatlichung des Energiesektors sind, berichten die Teilnehmenden in den Kommentaren:
Sämtliche Grundversorgungen gehören in staatliche Hand, wie z. Bsp. Trinkwasser, Energie, Krankenhäuser, etc.
Wenn der Staat nicht oder zumindest nicht so stark in die Wirtschaft eingreifen würde wie in den vergangenen Jahren, so könnte der Markt sich auch alleine einpendeln. Durch jede Einmischung des Staates gibt es Unruhen bzw. Turbulenzen in der Marktentwicklung.
Die zuverlässige Versorgung mit Energie gehört zum Gemeinwohl entwickelter Staaten. Dieses Hohe Gut sollte nicht leichtfertig aufgegeben werden. Von daher liegt die Wahrheit in der Mitte: keine Verstaatlichung, jedoch auch keine Gewinnmaximierung auf Kosten Anderer --> eine Gemeinnützigkeit wäre eine denkbare Alternative.
Zwei Drittel bekamen eine Strompreiserhöhung, die Hälfte hatte höhere Heizkosten
63 Prozent haben angegeben, dass sie bereits selbst im letzten Jahr eine Strompreiserhöhung bekommen haben. Ein Drittel (33 Prozent) haben dies nicht.
Neben Stromkosten steigen auch die Heizkosten an. Die Hälfte der Befragten hat das bereits auf ihrer Nebenkostenabrechnung bzw. bei den Rechnungen der Anbieter bemerkt (50 Prozent). Bei 40 Prozent ist das dagegen nicht der Fall.
Stromvertrags-Kündigungen betreffen bislang nur wenige, aber meist mit finanziellen Nachteilen
Die Kündigungen von Stromanbietern haben dagegen lediglich vier Prozent betroffen. Diejenigen, denen gekündigt wurde, haben dadurch jedoch größtenteils finanzielle Nachteile (79 Prozent).
Über diese Befragung
Die Befragung vom 26.01.- 27.01.2022 stand unter der Überschrift:
Energiepreise - Wie sollen wir uns das noch leisten?
Insgesamt sind bei MDRfragt 50.360 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 27.01.2022, 13 Uhr).
27.829 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen, darunter 3.945 aus dem Gesundheitsbereich.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 396 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.560 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 11.626 Teilnehmende
65+: 11.247 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.396 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.843 (25 Prozent)
Thüringen: 6.590 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.359 (48 Prozent)
Männlich: 15.420 (52 Prozent)
Divers: 50 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 27. Januar 2022 | 21:45 Uhr