Show im Ring Ehemaliger Waldorf-Schüler aus Dresden feiert als Wrestler Erfolge
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16. Oktober 2021, 10:15 Uhr
Laurenz Domschke aus Dresden mag das Publikum. Wenn der 25-Jährige im Ring steht, dann post er, zeigt seine Muskeln, peitscht die Zuschauer an und versucht, sie auf seine Seite zu ziehen. Große Show gehört zum Wrestling dazu. Im Privatleben ist der junge Mann eher zurückhaltend und bodenständig, lebt in einer WG im Hechtviertel.
Auf den ersten Blick sieht man Laurenz sein Hobby nicht unbedingt an. Mit seinen 1,71 Meter wirkt er doch etwas klein fürs Showringen. Laurenz, der als Laurance Roman in den Ring steigt, lacht. Er kennt diese Reaktion schon. "Das Wrestling hat sich aber in den vergangenen Jahren schon sehr verändert, es stehen nicht nur die großen und breite Schränke im Ring", sagt er.
Die Kampfmaschinen aus dem Nachtprogramm im Sportfernsehen gehörten eher in die 1990er-Jahre, heute sei mehr Athletik gefragt. Er selbst habe sich in den vergangenen Monaten dennoch gut zehn Kilogramm mehr Gewicht antrainiert. Knapp 85 Kilogramm ermöglichten ihm im Ring mehr glaubhafte Aktionen gegen oft mächtigere Gegner.
Vom Waschbär-Duo zum Solo-Wrestler
Wenn es darum geht, ob Show oder Kampfsport in im Ring dominiert, wird Laurenz etwas schmallippiger. Es sei natürlich bekannt, dass eine Choreografie dahinter steckt. Ob es konkrete Absprachen mit dem Gegner gibt, das will Laurenz aber nicht verraten. Ohne Fitness und ordentliches Kampfsporttraining funktioniere es allerdings nicht, betont er.
Mehrmals in der Woche trainiert er, vor allem im Fitnessstudio. Zum Wrestling-Training geht er nur noch gelegentlich an Wochenenden in die Pro Wrestling School in Dresden, die gerade ein festes Domizil sucht. Dort ist sein ehemaliger Tag-Team-Partner Franz Engel der Chef.
Als "Die Waschbären" haben die beiden Dresdner sich in der Wrestling-Szene einen Namen gemacht. Nach zweijähriger Pause steigt Laurenz seit Sommer allein in den Ring. Von verschiedenen Wrestling-Ligen, also letztendlich Veranstaltern, werde er gebucht. Zuletzt hatte er Auftritte in Tirol und im Harz, am 23. Oktober steht er im Kraftwerk seiner Heimatstadt Dresden im Ring.
"Einmal Nase gebrochen und leichte Gehirnerschütterungen"
Sein Hauptaugenmerk legt er aber auf seine Ausbildung, ein duales Studium zum Fitnessökonom. Die Wrestling-Matches besserten sein Einkommen auf, sagt er. Sie bleiben aber Hobby, wenn auch ein ziemlich zeitaufwendiges.
Im Ring gibt Laurenz die Rolle des Sympathischen, der den Fieslingen eine Kopfnuss verpasst oder sie mit einem waghalsigen Sprung von den Ringseilen gleich auf Kreuz legt. Ein gewisses Verletzungsrisiko bestehe zwar, sei aber mit guter Fallschule kalkulierbar, meint er. "Ich hatte bisher nur einmal die Nase gebrochen und wenige leichte Gehirnerschütterungen", sagt Laurenz trocken.
Wrestling war dem einstigen Waldorf-Schüler familiär nicht in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist er behütet in Dresden. Sein großer Bruder habe irgendwann ein Wrestling-Spiel für die Playstation angeschleppt, so sei sein Interesse geweckt worden, erinnert sich der 25-Jährige. Die erste Wrestling-Zeitschrift habe er noch vor seinen Eltern versteckt. "Mit einem Fußball-Magazin hätte ich das nicht gemacht." Seine Familie stehe zu seinem Hobby. "Sie unterstützen mich", sagt er. Er habe aber schon immer Wert darauf gelegt, sein Hobby selbst zu finanzieren.
Vom Schultheater in den Wrestling-Ring
2012 begann Laurenz mit dem Wrestling-Training, 2013 stand er erstmals im Ring. Bühnenerfahrung hatte er damals nur vom Schultheater. Als Kind habe er zunächst Breakdance und Hip-Hop trainiert, war also nie ein Couch-Potato. Sein größtes Wrestler-Vorbild sei der Dresdner Axel Tischer, der in den USA Erfolge feierte und nun wieder zurück in der sächsischen Landeshauptstadt ist. Tischer war auch sein erster Trainer und ist nun gelegentlich sein Trainingspartner.
Laurenz schätzt, dass er ungefähr 150 Mal als Wrestler im Ring stand – in Deutschland, Tschechien, Polen, Österreich und England. Wie viele Kämpfe er noch bestreiten wird, darauf will er sich nicht festlegen. Immerhin hat er nach der selbst gewählten Pause gerade erst sein Comeback gefeiert. "Es macht mir Spaß, ich genieße die Show und die Begeisterung der Zuschauer", sagt Laurenz. "Solange das so bleibt, bleibe ich dabei."
Quelle: MDR/lam