Advent Dresdens verspottete Neumarkt-Fichte hat ernsten Hintergrund
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21. November 2022, 20:50 Uhr
Eigentlich sollte er ein Aushängeschild Dresdens sein: der Weihnachtsmarkt am Neumarkt – im Schatten der Frauenkirche. Doch aktuell zieht der "Advent auf dem Neumarkt" viel Spott auf sich. Grund ist der Weihnachtsbaum, der in den sozialen Medien schon als hässlichster Weihnachtsbaum Deutschlands gehandelt wird. Dabei gibt es einen ernsten Grund für das Aussehen der Fichte.
- Der Weihnachtsmarkt solle nicht auf den Baum reduziert werden, bitten die Veranstalter.
- Waldbrände und Trockenheit machten Bäumen in der Sächsischen Schweiz zu schaffen.
- Weihnachtsmarktpublikum zeigt sich verständnisvoll.
Üppiges Grün, dichte Zweige, herrlich geschmückt – so stellt man sich den perfekten Weihnachtsbaum vor. Dementsprechend enttäuscht ist vielleicht, wer aktuell über den Dresdner Neumarkt spaziert. Die Fichte aus dem Sachsenforst sieht ausgedünnt, beinahe kahl aus. Es wirkt, als ob sie ihre besten Tage bereits hinter sich hat.
"Wenn man hier hergelaufen kommt, denkt man erstmal der Baum ist absolut abgewrackt. Er wird ja noch geschmückt, aber wenn man ihn jetzt erstmal so sieht, finde ich ihn nicht so schön", sagt Franka Benzakour. Die Dortmunderin kommt gebürtig aus Sachsen und ist offensichtlich enttäuscht vom Weihnachtsbaum auf dem Neumarkt.
Auf Sächsisch gesagt, sieht er ein bisschen mickrig aus.
Auch Christfried Drescher war vom ersten Anblick überrascht. "Als er aufgestellt wurde, haben wir alle ein bisschen komisch geguckt. Weil, auf Sächsisch gesagt, sieht er ein bisschen mickrig aus", sagt er und fängt an zu lachen.
Weihnachtsmarkt nicht auf den Baum reduzieren
Für Cathleen Janotte ist das Thema alles andere als lustig. Sie leitet die Agentur, die den Weihnachtsmarkt organisiert. Janotte findet es schade, den Markt nur auf den kahlen Baum zu reduzieren. "Der wird noch genauso aufgehübscht, wie unsere anderen Weihnachtsbäume, wird noch mit dem Herrnhuter Stern geschmückt und natürlich bekommt er noch ein paar Äste und sieht dann hoffentlich genauso schick aus wie die anderen." Nach zwei Jahren Corona will sie sich die Vorfreude auf den Weihnachtsmarkt nicht vom Spott im Internet nehmen lassen.
Waldbrände und Trockenheit als Ursache
Dass der Weihnachtsbaum dieses Jahr nicht so prachtvoll aussehen würde, das weiß Janotte bereits seit dem Sommer. Denn er stammt aus der Sächsischen Schweiz. Und durch die letzten beiden trockenen Sommer und die Waldbrände im August ist der Wald dort extrem geschwächt. "Die Bäume werden vom Sachsenforst extra für uns ausgesucht. Wir wollen das auch regional halten und den sächsischen Forst unterstützen", betont Janotte. Außerdem ist ihr wichtig zu ergänzen: "Die Bäume werden sowieso gefällt. Sie werden einzeln rausgenommen, damit der Wald weiterwachsen kann." Und auch nach dem Ende des Weihnachtsmarktes spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Der Baum wird als Feuerholz weiterverwendet.
Der Baum als Symbol
Diese Erklärung kommt bei Einheimischen wie Touristen gut an. Für Claudia Schmierer funktioniert der Baum so sogar als Zeichen: "Der Baum macht auf jeden Fall deutlich, dass mit dem Wald nicht mehr alles in Ordnung ist. Man kann damit die Leute darauf aufmerksam machen, dass der Wald leidet, dass er kaputt geht, durch Trockenheit, Stürme, Borkenkäfer." Und Doris Schäfer findet es sogar schöner, nicht nur perfekte Bäume zu präsentieren: "Ich finde, man sollte nicht nur Glitter und verwunschene Sachen haben, sondern auch die Realität zeigen."
Der Baum macht auf jeden Fall deutlich, dass mit dem Wald nicht mehr alles in Ordnung ist.
Der Vorfreude auf Weihnachten tut der Baum keinen Abbruch und Manfred Schlöbe aus dem thüringischen Münchenbernsdorf fasst es am Ende gut zusammen: "Baum ist Baum."
MDR (toz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 22. November 2022 | 19:00 Uhr
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