Herzversagen Sänger und Moderator Gunther Emmerlich gestorben
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20. Dezember 2023, 04:58 Uhr
Seine Stimme war unverwechselbar und mit seinem charmanten Wesen nahm er seit Jahrzehnten das Publikum für sich ein. Gunther Emmerlich - der in Eisenberg geborene Dresdner - ließ seinen Bass in der Semperoper, im Fernsehen und bei großen Klassik- und Opern-Galas erklingen. Vor wenigen Tagen war er noch im MDR FERNSEHEN auf dem Riverboat zu Gast. Es war sein letzter Live-Auftritt im Fernsehen - Gunther Emmerlich ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
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Der Opernsänger und Entertainer Gunther Emmerlich ist tot. Nach Angaben seines Managements starb er am Dienstag überraschend im Alter von 79 Jahren. Noch am Sonntag trat er bei einem Weihnachtskonzert in Lößnitz im Erzgebirge auf und vor einer Woche war er Überraschungsgast beim Weihnachtskonzert an der Friedrich-Schiller-Schule in Ronneburg.
Gunther Emmerlich war viele Jahrzehnte Fernsehliebling
Emmerlich wurde am 18. September 1944 im thüringischen Eisenberg geboren. Seit vielen Jahren hat Emmerlich in Dresden gelebt und war dem MDR-Publikum über Jahrzehnte wohlbekannt. Emmerlich, der gestandene Opernsolist, konnte auch in der leichten Unterhaltung durch seine Stimme und seine Statur mit einer beachtlichen Bühnenpräsenz aufwarten.
Der 1,93-Meter-Mann avancierte nach zahlreichen Moderationen und Auftritten als singender Talkmaster 1988 zum DDR-"Fernsehliebling". Sein Bart und seine sonore Stimmen waren seine Markenzeichen. 1990 bekam er den Bambi und 1997 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Menschen, die ihn gut kannten, erinnern sich besonders an seinen Humor und seine klaren Worte. Emmerlich ließ sich nicht auf ein Genre festlegen. Er war breit aufgestellt und stets offen für neue Herausforderungen und er hat - wie er selbst sagte - noch lange nicht ans Aufhören gedacht.
Trauer und Bestürzung bei Fans, Promis und Kollegen
Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) erklärte, mit Emmerlich verliere Dresden und Sachsen nicht nur einen großen Opernsänger, sondern auch einen Sympathieträger. Die Ministerin erinnerte an die enge Verbundenheit Emmerlichs "mit unserer Semperoper". Ferner würdigte Klepsch den Künstler für sein gesellschaftliches Engagement.
Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hebt genau das noch einmal hervor und erinnert daran, dass der Künster den "Dresdner Gedenkweg – unterwegs zur Versöhnung" am 13. Februar stets unterstützte. "Mit Gunther Emmerlich verlieren wir einen im wahrsten Sinne stimmgewaltigen Kulturbotschafter unserer Stadt und einen unverwechselbaren, wunderbaren Menschen."
MDR-Nutzerin Romy Bortenreuter schrieb bei Facebook, Dresden verliere "eine große Persönlichkeit". Ähnlich äußerte sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der Emmerlich in einem Pressestatement als "großen Unterhaltungskünstler und begnadeten Opernsänger" würdigte. Der Verstorbene "verkörperte die sächsische Lebensfreude und brachte sie den Menschen in ganz Deutschland näher", so Kretschmer.
Große Trauer bei langjährigem Weggefährten
Der Schauspieler Wolfgang Stumph sagte: "Es bricht mir das Herz, es ist unfassbar." Er verliere "einen großen Freund, eine große Stütze auf meinem Weg, ein Vorbild." Emmerlich und Stumph verbindet ein langer gemeinsamer Weg, sie arbeiteten oft miteinander, standen gemeinsam auf der Bühne oder vor der Kamera und waren eng befreundet.
Kabarettist Tom Pauls beschrieb Emmerlich als "Tausensassa in jeglicher Beziehung". Er sei ein wunderbarer Sänger, Komödiant und Entertainer gewesen. "Wir kennen uns seit 1981", erinnert sich Pauls. "Es ist ein riesengroßer Verlust, weil solche warmherzigen, dem Leben zugewandten Menschen kann man heutzutage suchen."
Der Kabarettist Volker Heißmann aus dem fränkischen Fürth erinnert sich auf Facebook an lustige Abende in geselligen Runden in Sachsen und Franken mit Gunther Emmerlich. Er verabschiedet sich mit "Ruhe in Frieden mein alter Kumpel".
Oper statt Baustelle - so fing alles an
Gunther Emmerlich studierte zunächst an der Ingenieurschule für Bauwesen in Erfurt, wandte sich dann aber der Musik zu und studierte fünf Jahre lang Operngesang an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar. 20 Jahre lang war er als Bass festes Ensemblemitglied an der Semperoper Dresden.
"Die Showkolade" - großes DDR-Fernsehen
Ab 1987 sah man ihn als Sänger, Moderator und Interviewer immer wieder im DDR-Fernsehen, unter anderem in der "Nacht der Prominenten" und in der Unterhaltungssendung "Ein Kessel Buntes" so wie als Talkmaster der beliebten Samstagabend-Unterhaltungssendung "Die Showkolade", die bis 1990 insgesamt 13 Mal über den Bildschirm ging. Legendär sind dabei die gemeinsamen Auftritte mit Wolfgang Stumph. Sie nahmen aktuelle Ereignisse unter die Lupe und die DDR-Oberen nicht selten auf die Schippe.
Emmerichs Neigung zu aufmüpfigen politischen Randbemerkungen brachte ihn mitunter ins Fadenkreuz der DDR-Kulturbehörden, die ihn zeitweise wegen "staatsfeindlicher Betrachtungen" mit einem regional begrenzten Auftrittsverbot belegten.
1992 löste er seinen Vertrag mit der Dresdner Oper, wodurch der Weg für mehr berufliches Engagement im Unterhaltungsbereich geebnet wurde. Im ZDF hatte er in den 1990er-Jahren eine eigene Show mit dem Titel "Gunther und drüber". Auch kleinere Schauspielrollen übernahm der Barde.
Weinbauverband Saale-Unstrut: Förderer der Weinkultur
Gunther Emmerlich war seit 2008 auch leidenschaftlicher Botschafter für Weine aus der Saale-Unstrut-Region. Der Weinbauverband schreibt: "Als bekennender Weinfreund genoss er nicht nur selbst die edlen Tropfen, sondern trug auch dazu bei, die Weinkultur der Region zu fördern und zu feiern." Viele seiner legendären Auftritte bei Weinfesten und Veranstaltungen blieben unvergessen, hieß es aus Freyburg. "Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke und wir werden ihn stets als einen charismatischen Künstler und leidenschaftlichen Weinfreund in Erinnerung behalten."
MDR Fernsehen erinnert am Abend an den Künstler
Zum Tode von Gunther Emmerlich zeigt das MDR Fernsehen am Abend um 20:15 Uhr wie lange geplant die vorproduzierte Weihnachtssendung "Wenn Engel lachen - Die schönsten Weihnachtslieder".
Im Anschluss wird nach MDR Aktuell ab 22:15 Uhr die Sendung "Legenden - Ein Abend für Gunther Emmerlich" (Erstausstrahlung 2019) wiederholt. Der Polizeiruf 110 entfällt.
Um 23:45 Uhr wird die von Gunther Emmerlich 1994 präsentierte Sendung "Lieder zum Fest" aus seiner Geburtsstadt Eisenberg gezeigt.
Um 0:30 Uhr sendet der MDR schließlich eine Aufzeichnung der Aufführung von "Der Freischütz" zur Wiedereröffnung der Semperoper 1985 mit Emmerlich in einer der Hauptrollen.
Zudem bietet die ARD Mediathek einen umfangreichen Programmschwerpunkt mit Shows und Sendungen von und mit Gunther Emmerlich.
MDR (sat/lam/MDR THÜRINGEN)/dpa/AP
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 20. Dezember 2023 | 19:00 Uhr
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