Zwingerbauhütte Teenie beeindruckt von Sandstein-Schatz und uraltem Wissen in Dresden

02. März 2025, 07:00 Uhr

Der Dresdner Zwinger ist ein wenig wie der Kölner Dom - an irgendeiner Stelle des Sandstein-Ensembles wird immer gebaut, ausgebessert, restauriert. Und deshalb gibt es wie in Köln auch in Dresden eine sogenannte Bauhütte, in der Restauratoren, Steinmetze, Bildhauer und andere Spezialisten alles dafür tun, den Zwinger mit all seinen Verzierungen und rund 700 Skulpturen zu erhalten.

Die Handwerksmeister geben ihr umfangreiche Fachwissen neuerdings nicht nur an Lehrlinge weiter. In der Zwingerbauhütte können Interessierte jetzt auch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Als erste hat Marie Debes aus Leipzig diese Chance ergriffen.

Diamanten als Werkzeug statt als Schmuck

Gerade arbeitet sie unter der Anleitung von Restaurator Stephan Heisig an einer beschädigten Sandsteinvase. Die steht normalerweise an der Zwingerbrücke und hat durch die Witterung sichtbare Schäden erlitten.

Zwei Handwerker sitzen in einem großen Raum, in dem beschädigte und schon restaurierte Skulpturen und Vasen aus Sandstein stehen.
In der Zwingerbauhütte in Dresden gibt es immer viel Arbeit. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die 18-Jährige bessert nun die Löcher und Abplatzungen aus. Vorsichtig drückt sie mit einer Lanzette die Füllmasse an. Ist diese getrocknet, wird mit einem edelsteinbesetzten Werkzeug nachbearbeitet, wie Marie Debes erklärt: "Das ist jetzt so eine Diamantenraspel - tatsächlich besetzt mit ganz, ganz vielen kleinen Diamanten." Damit werde die ausgebesserte Stelle so bearbeitet, dass wieder eine schöne geschlossene Fläche entsteht.

Eine junge Frau mit einem Werkzeug in der Hand sitzt neben einer beschädigten Sandsteinvase.
Ein unscheinbares Werkzeug mit wertvollem Besatz: FSJ-lerin Marie Debes glättet mit einer Diamantraspel die ausgebesserte Oberfläche einer Sandsteinvase. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Freude an Handarbeit und alten Techniken

Für die junge Leipzigerin war schon früh klar, dass sie einmal etwas mit den Händen erschaffen will: "Mir hat das tatsächlich auch immer Spaß gemacht, wenn Dinge kaputt gegangen sind, weil das bedeutete, ich kann sie reparieren. Ich hab' irgendwelche Türklinken auseinander genommen und so. Es ist immer eine Herausforderung gewesen, aber auch schön, wenn es dann am Ende klappt."

Das Freiwillige Soziale Jahr in der Zwingerbauhütte hat sie ihrer Eigeninitiative zu verdanken - einer Blindbewerbung. Nun kann sich die 18-Jährige in Dresden in verschiedenen alten Handwerkstechniken versuchen. Und sie ist schwer beeindruckt von dem Wissensschatz, den Bauhütte neben den Restaurationsobjekten beherbergt.

Nicht jeder hat das Privileg, an so einem Zwinger, der so eine massive Geschichte hat, teilzuhaben, mitzuarbeiten und diese Stücke, die Leute vor 100 Jahren vielleicht erschaffen haben, irgendwie wieder zu retten oder instand zu setzen.

Marie Debes FSJ-lerin in der Zwingerbauhütte Dresden

Eine junge Frau arbeitet konzentriert an einer Büste.
Die Tätigkeiten in der Zwingerbauhütte sind vielfältig. Dabei sind eine sichere Hand und auch eine künstlerische Ader von Vorteil. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wissensschatz für Handwerks-Azubis

Neben der dauerhaften Restaurierung des Zwingers ist die Weitergabe alter Handwerkstechniken an jüngere Generationen die zweite wichtige Aufgabe der Bauhütte, erklärt Restaurator Stephan Heisig.

Denn: "Wir haben natürlich ziemlich spezielles Fachwissen, was für den Zwinger notwendig ist. Und das müssen wir, bevor wir hier Hand anlegen können, erstmal alles vermitteln. Da gehört natürlich auch ein bisschen Kunstgeschichte dazu, bisschen Objektkenntnis - speziell für den Zwinger - weil die Geschichte sehr komplex ist."

Stephan Heisig, Restaurator der Zwingerbauhütte Dresden, sitzt neben einer alten Sandsteinvase.
Stephan Heisig ist Restaurator an der Zwingerbauhütte Dresden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Berufliche Orientierung durch FSJ

Marie Debes hat schon gezeigt, dass sie nicht nur wissbegierig und talentiert ist, sondern auch eine Unterstützung für das zehnköpfige Team. Deshalb sollen junge Leute auch künftig die Chance haben, sich in der Zwingerbauhütte mit einem freiwilligen sozialen Jahr beruflich orientieren zu können.

Sanierungsarbeiten im Lustgarten des Dresdner Zwingers
Seit Anfang 2021 laufen groß angelegte Sanierungsarbeiten am Dresdner Zwinger. Eigentlich sollten sie schon vor einem Jahr abgeschlossen sein. Bildrechte: picture alliance/imageBROKER/Sylvio Dittrich

Die Zwingerbauhütte in Dresden - Die Bauhütte wurde 1924 gegründet und nach Vollendung des Wiederaufbaus des Zwingers 1968 aufgelöst.
- 1991 erfolgte die Wiedereinrichtung als Teil der staatlichen sächsischen Hochbauverwaltung.
- Seit 2002 ist sie sich auch örtlich in der Nähe Zwingers angesiedelt - mit Restaurierungswerkstatt, Freiarbeitsplätzen, Magazinen, Büros und Sozialräumen.

- Alle Mitarbeiter sind Angestellte des Freistaates Sachsen. Seit 1998 werden regelmäßig drei Lehrlinge ausgebildet. Die meisten Arbeiten werden von Hand erledigt und auch die Werkzeuge sind fast ausschließlich von handgefertigt.
- 2020 wurde der Dresdner Zwingerbauhütte der Titel "Immaterielles Kulturerbe der UNESCO" verliehen. Quelle: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement

MDR (dst/stt)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 25. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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