Ackermann-Nachfolge Bernd Ebert ist neuer Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
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02. Mai 2025, 04:00 Uhr
Der Kunsthistoriker Bernd Ebert leitet seit Freitag als neuer Generaldirektor die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Er arbeitete bereits in den 90er-Jahren in Dresden, als Bankkaufmannslehrling. Er folgt auf Marion Ackermann, die nach acht Jahren Amtszeit zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin wechselt. Ebert will die Zusammenarbeit zwischen den Museen stärken, neue Technologien verstärkt einsetzen und neue internationale Zusammenarbeit beispielsweise mit Indien aufbauen.
- Bernd Ebert ist seit Mai 2025 neuer Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
- Ebert schätzt die lange Geschichte der Sammlungen und will unter anderem die Vermittlungsarbeit ausbauen.
- Die bisherige Generaldirektorin Marion Ackermann verlässt die SKD nach acht Jahren Amtszeit.
Der Kunsthistoriker Bernd Ebert ist seit Freitag neuer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Bereits im März hatte das Kulturministerium in Dresden mitgeteilt, dass das sächsische Kabinett den Kunsthistoriker berufen hat. Nach Angaben der SKD läuft sein Vertrag bis 2033.
Ebert, Jahrgang 1972, leitete zuvor die Sammlung für Holländische und Deutsche Barockmalerei an der Alten Pinakothek München. Die Neubesetzung des Postens war nötig geworden, weil die bisherige SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann als Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach Berlin wechselt.
Enge Verbindungen nach Dresden
Wie Bernd Ebert im Gespräch mit MDR KULTUR sagte, sei die Entscheidung für Dresden auch eine emotionale gewesen. Er schätze die Stadt und ist begeistert, wie sehr die Sammlungen und Museen mit der Stadtbevölkerung verbunden sind.
Dass die Sammlungen zurückgehen bis auf das 16. Jahrhundert, finde ich großartig. Und das unterscheidet sie auch von anderen großen Museen in der Welt wie London oder New York, wo die Sammlungen erst im 19. Jahrhundert entstanden sind.
Bernd Ebert sagte in einer Mitteilung, es sei sein Ziel, gemeinsam mit dem Team der SKD neben der Intensivierung der Erforschung der vielfältigen Sammlungen auch deren zeitgemäße Vermittlung zu fördern. Er habe im Jubiläumsjahr zu Caspar David Friedrich in Dresden erlebt, wie gut "museumsübergreifende Zusammenarbeit" wirken kann. Dafür will er auch intensiv mit dem Leitungspersonal der einzelnen Museen zusammenarbeiten. Er stehe für einen "partizipativen Führungsstil". Außerdem wolle er sich mehr mit Künstlicher Intelligenz und Robotik im Museum beschäftigen.
Er freue sich darauf, das in seiner Qualität und Vielfalt weltweit einzigartige Kulturerbe national wie international noch bekannter zu machen und stelle sich gern in den Dienst der sächsischen Kunstleidenschaft. Dabei geht sein Blick auch weiter nach Osten, als es bisher der Fall war: nach Indien, China oder den Nahen Osten.
Wahl fiel einstimmig auf Bernd Ebert
Eine internationale Findungskommission hatte Ebert nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren einstimmig für die Position empfohlen. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) lobte Ebert als "herausragende Persönlichkeit" sowie "profilierten und gefragten Kunsthistoriker". Ebert sei prädestiniert für das Amt des Generaldirektors. Er habe mit klaren Vorstellungen, wie er den international renommierten Museumsverbund "in eine vielversprechende Zukunft" führen wolle, überzeugt.
Neil MacGregor, der ehemalige Direktor des British Museums und Intendant des Berliner Humboldt Forums, war Teil der Findungskomission. Er lobte Bernd Ebert als "hervorragenden Kunsthistoriker", der eine "seltene Mischung aus juristischen, finanziellen und verwaltungstechnischen Fähigkeiten" mitbringe. Ebert habe Erfahrung mit einer großen enzyklopädischen Sammlung wie der SKD und eine "beeindruckende Erfolgsbilanz" bei Ausstellungen, die neues Publikum gewinnen und die traditionellen Grenzen zwischen Kunstgeschichte und anderen Disziplinen überwinden.
Rückkehr nach Dresden
Die Staatlichen Kunstsammlungen teilten mit, Ebert habe seinen Berufsweg in Dresden mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank AG begonnen. Anschließend studierte er Kunstgeschichte, Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre in Bonn und arbeitet parallel in US-amerikanischen und südafrikanischen Museen.
Von 2005 bis 2013 war Ebert bei den Staatlichen Museen zu Berlin als wissenschaftlicher Museumsassistent und wissenschaftlicher Referent des Generaldirektors tätig. Seit 2013 ist Ebert Sammlungsleiter für die Holländische und Deutsche Barockmalerei an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und verantwortet die Staatsgalerien in Bayreuth und Bamberg.
Ackermann wechselt nach Berlin
Marion Ackmann kann nach ihrer achtjährigen Amtszeit große Erfolge verbuchen: Dazu zählen unter anderem die Ausstellung "Wo alles begann" anlässlich des 250. Geburtstags des Malers Caspar David Friedrich im vergangenen Jahr oder die Etablierung der Kinderbiennale im Japanischen Palais. Auch die Eröffnung von zwei neuen Einrichtungen fielen in ihre Amtszeit: das Archiv der Avantgarden und das neue Museum für die Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte. Mit der Schließung der Museen während der Corona-Pandemie und dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe durchlebte sie aber auch Krisenzeiten in Dresden.
Ackermann war seit 2016 Generaldirektorin der SKD. Geboren 1965 in Göttingen, studierte sie Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik und promovierte 1995 über Wassily Kandinsky. Nachdem sie an verschiedenen Hochschulen gelehrt hatte, übernahm sie 2003 die Leitung des Kunstmuseums Stuttgart. Ab 2009 leitete sie für sieben Jahre die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bevor sie nach Dresden zu den SKD wechselte.
Große Kunstsammlungen mit langer Geschichte
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) sind ein Verbund aus 15 Museen. Dazu zählen renommierte Einrichtungen wie das Grüne Gewölbe, das Kupferstich-Kabinett und die Rüstkammer im Dresdner Residenzschloss, die Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger oder die Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart im Albertinum.
Als Vorläufer der SKD gilt die Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten. Insbesondere August der Starke (1670–1733), Kurfürst von Sachsen und späterer König von Polen, machte sich um die Sammlung verdient und legte den Grundstein für die heutige Museumsstruktur. Unter seinem Sohn August III. wurde die Dresdner Gemäldegalerie Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Galerien Europas.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Dresden zur Drehscheibe im Kunstverschiebesystem der Nazis. Im Zuge der Bombardierung der Stadt 1945 wurden viele Gebäude der Kunstsammlungen zerstört, viele Werke lagerten jedoch schon zuvor außerhalb der Stadt und konnten nach dem Wiederaufbau zurückkehren.
Quelle: dpa, MDR KULTUR, SKD
Redaktionelle Bearbeitung: hro, lig, hki, tsa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. Mai 2025 | 17:00 Uhr