Jahresbilanz Arbeitsmarkt 2022 Arbeitslosigkeit in Sachsen sinkt trotz Krieg, Inflation und Energiekrise

03. Januar 2023, 15:55 Uhr

Trotz Ukraine-Krieg, hoher Inflation, Lieferengpässen und explodierender Energiekosten zeigt sich der sächsische Arbeitsmarkt laut Agentur für Arbeit in ihrer Bilanz für das vergangene Jahr robust. Doch obwohl die durchschnittliche Arbeitslosigkeit wieder fast Vor-Corona-Niveau erreicht, sind die Prognosen für dieses Jahr gedämpft.

Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen ist 2022 geringer gewesen als im Vorjahr. Mit 118.000 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt und rund 6.500 weniger Arbeitslosen als 2021 sei das Vor-Corona-Niveau fast wieder erreicht, zog der Regionalvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Klaus-Peter Hansen, am Dienstag in Dresden Bilanz. Aktuell sind laut Arbeitsagentur in Sachsen 122.000 Menschen ohne Arbeit, was einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent entspricht.

Trotz Ukraine-Krieg, hoher Inflation, Lieferengpässen und hohen Energiekosten zeige sich der Arbeitsmarkt robust, erklärte Hansen: "Der Arbeitsmarkt in Sachsen reagiert sehr widerstandsfähig." Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen sei im vergangenen Monat jedoch weiter gestiegen. Laut Regionalagentur für Arbeit waren rund 122.000 Menschen im Freistaat ohne Beschäftigung, 2.100 mehr als im November.

Ostsachsen bleibt Schlusslicht

Die höchste Arbeitslosenquote hatte im Dezember Ostsachsen im Kreis Görlitz mit 8,0 Prozent. Die Region sei nicht nur vom Strukturwandel betroffen, sondern die Menschen hätten auch nicht so viele Möglichkeiten in angrenzende Nachbarregionen für die Arbeit zu pendeln, erklärte Agenturchef Hansen. Der Erzgebirgskreis mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Sachsen im Dezember mit 4,8 Prozent profitiere hingegen vom besonders hohen Anteil des Handwerks.

Mehr ukrainische Geflüchtete arbeiten in Sachsen

In der ersten Hälfte des Jahres 2022 habe sich der Arbeitsmarkt noch sehr positiv entwickelt, so Agenturchef Hansen. Danach seien die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs spürbar geworden: "Mitten im Jahr gab es eine Trendwende. Das sind die Folgen des Ukraine-Krieges." Eine besondere Herausforderung dabei: die Vermittlung von ukrainischen Geflüchteten in Arbeit. Im Dezember waren nach Angaben der Arbeitsagentur 19.800 Menschen Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitssuchend gemeldet. Dabei gebe es erste Erfolge: 5.200 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Sachsen hatten laut Agentur eine Arbeit, 2700 mehr als im Februar 2022.

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Thomas Postleb, Leiter der Migrationsagentur Burgenlandkreis, spricht über Schwierigkeiten bei der Arbeitsmarkt-Integration von Geflüchteten.

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Prognose: Mehr Arbeitslose 2023 erwartet

Für 2023 rechnet Hansen mit einem weiteren moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit auf mehr als 6 Prozent. Unberechenbare Unsicherheiten wie der andauernde Ukraine-Krieg oder Lieferengpässe wirken weiter auf den Arbeitsmarkt ein, wie der Agenturchef erklärte. Sorge bereite ihm die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die als Folge der Corona-Pandemie schwerer eine Arbeit hätten finden können: "Das Risiko, arbeitslos zu bleiben, war in der Pandemie höher als arbeitslos zu werden."

Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, 2019
Klaus-Peter Hansen ist der Regionalvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit Sachsen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Das Risiko, arbeitslos zu bleiben, war in der Pandemie höher als arbeitslos zu werden.

Klaus-Peter Hansen Regionalvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit

Personalnot nimmt weiter zu

Mit Blick auf die nächsten Jahre sieht Hansen die größte Herausforderung darin, die aktuelle Zahl von 1,6 Millionen Beschäftigten in Sachsen zu halten. Denn den Angaben zufolge sollen in den kommenden fünf Jahren rund 150.000 Menschen in Rente gehen. Die Personalnot werde alle Branchen in Sachsen betreffen. Eine gesteuerte Zuwanderung sei deswegen notwendig.

Wie akut der Fachkräftemangel bereits ist, zeigt die Zahl der offenen Stellen. Für das Jahr 2022 wurden rund 92.500 freie Stellen in Sachsen gemeldet. Das seien 10,9 Prozent mehr verglichen mit dem Vorjahresdurchschnitt. Die Auswirkungen einer überalternden Gesellschaft würden in Sachsen früher eintreffen, als in den alten Bundesländern, sagte Klaus-Peter Hansen. Damit seien aber auch Chancen mit Blick auf den Strukturwandel verbunden, wie etwa der weiteren Automatisierung der Wirtschaft.

MDR (phb)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 03. Januar 2023 | 12:00 Uhr

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