Bergbau Lithium-Abbau im Erzgebirge frühestens ab 2028
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19. Januar 2024, 14:38 Uhr
Der kommerzielle Abbau von Lithium im Erzgebirge verzögert sich. Das Bergbauunternehmen Zinnwald Lithium rechnet nach eigenen Angaben damit, dass ab 2028 Lithium gefördert werden könnte. Die Firma schätzt, dass sich in der Lagerstätte in Zinnwald rund 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich abbauen lassen.
- Im Erzgebirge liegt ein Lithium-Vorkommen mit einer möglichen Fördermenge von 12.000 Tonnen jährlich
- Doch Bürgerinitiativen befürchten negative Konsequenzen für die Region
- Dabei kann gerade der Lithium-Abbau in Deutschland umweltfreundlicher betrieben werden, sagt der Chef des Sächsischen Oberbergamtes
Marko Uhlig soll vollenden, wovon andere seit Jahren träumen: ein Lithiumbergwerk in Sachsen. Der 54-Jährige hat schon Rohstoffprojekte in Indien, Brasilien und Südafrika geleitet. Im Oktober ist Uhlig nach Freiberg zurückgekehrt, wo er einst studiert hat. Von hier aus organisiert er für die Firma Zinnwald Lithium die Wiedergeburt des Erzbergbaus in Sachsen, plant einen Stollen an der deutsch-tschechischen Grenze: "Wir werden Lithium zu Weltmarktkonditionen fördern. Wir haben jetzt im letzten Jahr intensiv gebohrt. Wir warten jetzt darauf, die abschließenden Ergebnisse dazu zu bekommen. Das wird sicher dazu führen, dass die Ressourcen, die in dieser Lagerstätte liegen, nochmal erhöht werden."
Auf Uhligs Firmengelände liegen unzählige Gesteinsproben. Er lässt sie analysieren, um den Gehalt der Lagerstätte festzustellen. Schon vor Jahren prognostizierten Rohstoffexperten, es werde sich lohnen. Die Zinnwald Lithium selbst schätzt, dass sie jährlich 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid fördern kann – genug für 800.000 Elektroautos.
Bürgerinitiativen verlangsamen den Prozess
Doch trotz solch optimistischer Prognosen zieht sich die Wiedergeburt des sächsischen Erzbergbaus schon Jahre hin. Wirtschaftsminister Martin Dulig mahnt weiter zur Geduld: "Wir sind mitten im Prozess. Wir sind in Gesprächen mit Bergbauunternehmen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es immer schwieriger wird, auch für Bergbaumaßnahmen gesellschaftliche Akzeptanz zu bekommen. Wir haben diverse Bürgerinitiativen, die ihr Recht einfordern, kritisch zu hinterfragen, ob Maßnahmen richtig sind. Das bedeutet eben auch manchmal, dass Verfahren länger dauern, weil eben vor Ort für Akzeptanz geworben werden muss und vielleicht auch neue Wege gefunden werden müssen."
So hat sich wegen des Lithium-Projekts eine Bürgerinitiative in Bärenstein gegründet. Dort soll der Abraum abgekippt werden, der bei der Förderung anfällt. Anwohner sorgen sich um ihre Bergwiesen, befürchten, dass Touristen fernbleiben. Die Einwände wird das Sächsische Oberbergamt prüfen. Dessen Chef Bernhard Cramer sagt, man tue dies gewissenhaft.
Als Geologe befürworte er die Wiederbelebung des Bergbaus, sagt Cramer. Denn Deutschlands Wirtschaft benötige auch künftig viele Rohstoffe. Man habe als eine der am weitesten entwickelten Industrien und Gesellschaften der Welt die Wahl, die Rohstoffe "von irgendwo her zu kaufen", wo man nicht die Kontrolle über Umweltverträglichkeit habe, oder eigene Rohstoffe zu nutzen. "Da sind wir europaweit wirklich was ganz Besonderes." Die Rohstoffe sollte man nutzen und so umweltgerecht und nachhaltig wie möglich für die neuen Technologien abbauen.
Es geht auch um Unabhängigkeit von anderen Ländern
Noch vor anderthalb Jahren konnte man mit Lithium reich werden. Eine Tonne in „Batteriequalität“ wechselte für 80.000 Dollar den Besitzer. Inzwischen sind die Preise gefallen, weil weltweit Lagerstätten erschlossen werden. Marko Uhlig sagt, die Schwankungen der Märkte müsse man einkalkulieren. "Und letzten Endes ist das Fördern von Rohstoffen in Deutschland auch ein gesellschaftlicher Anspruch. Logistikkrisen wie unter Corona, oder geopolitische Krisen wie durch den Krieg in der Ukraine wird es immer wieder geben. Wenn ein Wirtschaftsraum wie Europa sich zumindest eine Basisförderung sichert, dann kann man solche Krisen auch stabiler abfangen."
Fördergelder, betont Uhlig, habe seine Firma bislang nicht erhalten. Das Projekt solle sich selbst tragen. Doch bis es so weit ist, sei weiterhin Geduld gefragt. Als nächstes komme eine Machbarkeitsstudie. Es folge der Raumordnungsplan und dann die Umweltverträglichkeitsprüfung. Die erste Tonne Lithium, resümiert Uhlig, werde frühestens 2028 gefördert. Selbst das sei in der Bergbauwelt rauschend schnell.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 19. Januar 2024 | 06:13 Uhr