Tino Lorz , Vorsitzender des Dresdner Imkervereins, hält auf dem Balkon des Kulturpalastes in Dresden eine Wabe mit Buckfast-Bienen in den Händen.
Tino Lorz, Vorsitzender des Landesverband Sächsischer Buckfast-Imker, hofft, das Bienensterben in Sachsen durch gezielte Züchtungen aufzuhalten. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Naturschutz Imker bekämpfen mit Zuchtprogramm das Bienensterben in Sachsen

25. März 2024, 09:00 Uhr

Hoffnungsschimmer für Bienenvölker: In Hinterhermsdorf in der Sächsischen Schweiz beteiligen sich sächsische Imker erfolgreich an einem europäischen Großprojekt. Es soll Bienen resistent gegen die Varroa-Milbe machen, die alljährlich den Tod tausender Bienenvölker verursacht.

Der Landesverband Sächsischer Buckfast-Imker verkündet Erfolge in Hinterhermsdorf: Bereits 700 Königinnen wurden im vergangenen Jahr von speziellen Drohnen befruchtet. Diese Bienen tragen eine Resistenz gegen die gefürchtete Varroa-Milbe in sich, die jährlich tausende Bienenvölker bedroht.

Vorsitzender Tino Lorz setzt in einem Wald bei Hinterhermsdorf mit Kollegen sogenannte "Buckfast-Bienen" aus. Er hofft, dass die Bienen sich mit den heimischen Arten vermehren und die Resistenz an nachfolgende Generationen weitergeben. Sprich: Die Varroa-Milbe hätte dann keine Chance mehr. Über den Projektverlauf äußerte sich der Imker bei MDR SACHSEN zufrieden.


Europäische Bienen sollen nicht weiter auf Medikamente angewiesen sein

Ziel des Projektes ist es, bis 2033 eine medikamentenfreie Bienenpopulation in Europa zu haben. Denn laut Lorz müssen die Bienenvölker derzeit gegen die Varroa-Milbe medikamentös behandelt werden. "Sonst würde der Großteil der Völker eingehen", so der Imker. Trotz Behandlungspflicht würden jedes Jahr zwischen 20 und 40 Prozent der Bienenvölker sterben. "Stellen Sie sich mal vor, das würde bei anderen Nutztieren so sein, dass 20 oder 40 Prozent der Rinder oder Schweine sterben. Das ist schon eine sehr dramatische Situation."

Stellen Sie sich mal vor, das würde bei anderen Nutztieren so sein, dass 20 oder 40 Prozent der Rinder oder Schweine sterben. Das ist schon eine sehr dramatische Situation.

Tino Lorz Imker

Die Varroa-Milbe ist vor gut 50 Jahren aus Asien eingeschleppt worden, erklärt der Imker. Sie sauge an der Bienenpuppe und übertrage dabei Viren, an denen die Bienen dann sterben. Die Buckfast-Bienen kommen im Gegensatz zu anderen Bienenarten mit der Varroa-Milbe zurecht und würden sie eigenständig bekämpfen. Dass die Buckfast-Bienen diese Resistenz besitzen, ist das Ergebnis gezielter Zuchtarbeit.


Zucht ist mühevolle Arbeit

Die Imker überlassen bei dem Projekt nichts dem Zufall. Die Resistenz gegen die gefürchtete Milbe kommt nur zustande, wenn beide Elternteile resistent sind. Daher kommt laut Lorz auch künstliche Befruchtung zum Einsatz. Waben werden dafür von dem Imkern unter dem Mikroskop untersucht. "Das ist eine mühevolle Kleinarbeit", sagt Tino Lorz.

"Die Buckfast-Biene ist im Prinzip die einzige Haustierart unter den Bienen", erzählt Tino Lorz MDR SACHSEN, denn hier würden die Kriterien der Haustierzucht angewandt. Ein deutscher Mönch habe die Biene in den 1920er Jahren in einem Kloster im südwestlichen England gezüchtet. Heute züchtet die Gemeinschaft der Europäischen Buckfast-Imker die besondere Bienenart weiter. Der Landesverband Sächsischer Buckfast-Imker habe sich der Gemeinschaft angeschlossen.

Anpaarungszone in der Sächsischen Schweiz

Eine innovative Maßnahme zur Förderung resistenter Bienen ist die Anpaarungszone in der Sächsischen Schweiz bei Hinterhermsdorf. Sie wurde im vergangenem Jahr vom Landesverband Sächsischer Buckfastimker eingerichtet. Dort werden Völker mit resistenten Drohnen aufgestellt. Imker und Imkerinnen bringen für einige Zeit "jungfräuliche Königinnen" nach Hinterhermsdorf. Dort werden sie begattet und die Genetik mit der Milben-Resistenz weiter gegeben. Für Lorz ist diese Zone ein wichtiger Schritt, um die Bienenvölker in Sachsen bis 2033 gegen die Varroa-Milbe resilient zu machen. Interessierte Imker und Imkerinnen können ihre Königinnen auf der Internetseite des Landesverbandes Sächsischer Buckfast-Imker für die Befruchtung anmelden, um an diesem Projekt teilzunehmen.

Dass Sachsens Bienenvölker nach und nach gegen die Milbe resistent werden, passiere jedoch nicht sofort. Doch Lorz zufolge gibt es bereits Imker im Freistaat, die ihre Völker nicht mehr medizinisch behandeln müssen. "Bis 2033 schaffen wir, dass die Bienenvölker in Sachsen resilient gegen die Milben sind", zeigt sich Lorz optimistisch.

MDR (kav/bad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 21. März 2024 | 09:30 Uhr

Mehr aus Dippoldiswalde und Sebnitz

Mehr aus Sachsen