Zwei Arbeiter stehen vor Teilen der eingestürzten Carolabrücke. 3 min
Audio: Bei Einsturz der Dresdner Carolabrücke ausgetretenes Fernheizwasser beeinträchtigt Umwelt kaum Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael
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MDR AKTUELL beantwortet die Hörerfrage

MDR AKTUELL Mi 02.10.2024 06:24Uhr 02:35 min

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Einsturz der Carolabrücke Ausgetretenes Fernheizwasser beeinträchtigt Umwelt kaum

02. Oktober 2024, 07:32 Uhr

Am 11. September ist die Carolabrücke in Dresden zum Teil eingestürzt. Dabei wurden nicht nur die Straßenbahngleise und der Radweg beschädigt. Auch die unter der Brücke verlaufenden Fernwärmeleitungen wurden komplett zerstört. In der Folge ist eine Zeit lang Fernheizwasser aus den Leitungen in die Elbe gelaufen. MDR-AKTUELL-Hörer Johannes Kastner fragt sich, ob dadurch Umweltschäden entstanden sind. Sowohl der Netzbetreiber selbst als auch ein Gewässeranalytiker geben Entwarnung.

Jan Kröger, Moderator und Redakteur
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  • Weil die Notschieber wegen des Brückeneinsturzes teils nicht mehr funktioniert haben, musste der Netzbetreiber die Leitung händisch schließen.
  • Dem Fernheizwasser in den Leitungen an der Carolabrücke sind keine Schadstoffe zugesetzt, wie es in manchen anderen Fernwärmeleitungen der Fall ist.
  • Da das Fernheizwasser mehr als 100 Grad Celsius heiß ist, könnten am Ufer geringfügige Umweltschäden entstanden sein.

Wieviel Fernheizwasser genau am 11. September in die Elbe gelaufen ist, kann Martin Mallon nicht beziffern.

Aber der Abteilungsleiter beim Netzbetreiber SachsenEnergie erklärt, dass zumindest auf einer Seite der Elbe einige Zeit vergangen ist, ehe die Sperren für solche Notfälle gegriffen haben.

Etwa eine Stunde lang Fernheizwasser ausgetreten

"Das sind Automatikschieber, also Abdeckklappen, die auch von der Ferne bedienbar sind. Innerhalb von einer Viertelstunde war die Altstädter Seite abgesperrt. Auf der Neustädter Seite hat es aber länger gedauert, weil der Schieber vom Einsturz der Brücke betroffen war. Wir haben ungefähr eine Stunde gebraucht, weil wir rausfahren und von Hand einen Notschieber zudrehen mussten."

Doch das, was in dieser Stunde in die Elbe geflossen ist, bringt auch einen erfahrenen Gewässeranalytiker nicht aus der Ruhe. Wolf von Tümpling vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zufolge gibt es im Fernheizwasser eher einen Mangel an Substanzen, als dass man sich um Schadstoffe sorgen muss.

"Das hängt einfach damit zusammen, dass wir eine sehr geringe Leitfähigkeit benötigen. Und wir Menschen brauchen zum Beispiel Trinkwasser, was Mineralien enthält. Genau diese Mineralien werden aus diesem Brauchwasser herausgenommen, weil sie entweder zu einer Verkalkung führen würden oder sie könnten auch aggressiv auf die Stahlwandung wirken", erklärt von Tümpling.

Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt, dahinter ist die Staatskanzlei zu sehen. (Luftaufnahme mit Drohne) 1 min
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Keine Schadstoffe im Fernheizwasser

Allerdings werden manchen Fernwärmeleitungen sehr wohl giftige Stoffe zugesetzt, wie zum Beispiel Natronlauge.

Laut Martin Mallon von SachsenEnergie war das bei den Leitungen an der Carolabrücke aber nicht der Fall: "Wir wollen beim Fernheizwasser natürlich eine Korrosion verhindern. Da gibt es die Möglichkeit, Zusatzstoffe hinzuzugeben. Bei geschlossenen Kreisläufen, etwa innerhalb von Kraftwerken, kann man sowas machen. Aber in einem Fernheiznetz im öffentlichen Raum ist das so ausgelegt, dass wir dort keine giftigen Stoffe enthalten haben."

Gewässeranalytiker Wolf von Tümpling beschwichtigt weiter: Selbst wenn Natronlauge in die Elbe gelaufen wäre, hätte sie höchstens kurzzeitig den pH-Wert erhöht – und keinesfalls über einen Wert hinaus, der auch in natürlichen Gewässern vorkomme.

Maximal geringfügige Schäden am Ufer durch hohe Wassertemperatur

Und doch blieb der Bruch der Fernwärmeleitungen nicht ganz ohne Folgen für die Umwelt – nur eben nicht im Fluss, sondern am Ufer, sagt Wolf von Tümpling. Denn ein großer Teil des Fernheizwassers sei dort ausgetreten.

"Der eigentliche Knackpunkt könnte die Temperatur sein. Das Wasser hat ja bis zu 115 Grad gehabt. Und wenn dort Pflanzen oder Organismen in der Nähe waren, wo dieses Wasser direkt aufgetroffen ist, dann wird es dort Verbrühungen gegeben haben, solange bis es sich abkühlen konnte", so der Forscher.

Was den Fluss angeht, bleibt Wolf von Tümpling auch in diesem Punkt gelassen: Die Temperatur werde in der Elbe so schnell abgenommen haben, dass dort kein Effekt nachzuweisen sei.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Oktober 2024 | 06:45 Uhr

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