
Empfehlungen Dresden und die Lausitz: Sieben besondere Theaterstücke im Mai
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24. April 2025, 14:37 Uhr
Sie lieben Theater? Dann haben Sie im Mai 2025 die Gelegenheit, ganz besondere Inszenierungen zu erleben: In Dresden zeigt das Semperballett moderne Klassiker und lädt zu einem Festival mit europäischen Stücken ein. In Bautzen gibt es Figurentheater in einer Kirche und ein Musical über Kafkas Liebesleben. Und in Görlitz erwartet Sie eine neue Oper über den linken Philosophen Antonio Gramsci. Entdecken Sie unsere regelmäßig aktualisierten Theatertipps – mit allen Terminen und Adressen!
Inhalt des Artikels:
- Schauspiel in Bautzen: "... und dass du mir das Liebste bist" über Kafka
- Schauspiel in Dresden: "Das Ministerium der Albträume" nach Hengameh Yaghoobifarah
- Performance in Dresden: "Droge Faust" an der Bürgerbühne
- Figurentheater in Bautzen: "Schlafes Bruder" nach Robert Schneider
- Festival in Dresden: "Off Europa: Art Attack"
- Tanztheater in Dresden: "Classics" an der Semperoper
- Musiktheater in Görlitz: "Gramsci" und "Suor Angelica"
- FÜR KURZENTSCHLOSSENE
- 11. Lange Nacht der Dresdner Theater
- Performance in Dresden: "Peer Gynt" an der Bürgerbühne
- Tanztheater in Radebeul: "Im Puls" an den Landesbühnen Sachsen
Schauspiel in Bautzen: "... und dass du mir das Liebste bist" über Kafka
Die Werke von Franz Kafka begeistern Menschen bis heute. Denn wie keinem Zweiten gelang es Kafka, das Gefühl einzufangen, dass man im Hamsterrad feststeckt, als Mensch zur Einsamkeit verdammt ist und dass man getrieben ist. Vermutlich, weil Kafka selbst ein Getriebener war. Das zeigt auch das Stück "... und dass du mir das Liebste bist" am Theater Bautzen.
In seinem biografischen Stück voller Musik und Show schaut Stefan Wolfram vor allem auf Kafkas Liebesleben. Denn auch das fiel dem Autor nicht leicht, der sich kaum langfristig auf andere Menschen einlassen konnte und für den Sex ein fast unmögliches Vorhaben war. Für sein Stück nutzt Stefan nicht nur Erzählungen von Kafka, sondern auch Tagebuch-Einträge und Briefe des Schriftstellers. Die überzeugende Inszenierung lebt laut dem Kritiker Rainer Kasselt in der "Sächsischen Zeitung" zum einen von starken Bildern und zum anderen von einem spielfreudigen Ensemble, das meist mehrere Rollen übernimmt – bis auf Janik Marder, der den berühmten Autor oft kniend und kriechend darstellt, vom Leben niedergedrückt.
Weitere Informationen
"... und dass du mir das Liebste bist"
Biographical über Franz Kafka von Stefan Wolfram
Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen
Dauer: 135 Minuten, eine Pause
Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
25. Mai, 19:30 Uhr
Schauspiel in Dresden: "Das Ministerium der Albträume" nach Hengameh Yaghoobifarah
Nasrin ist laut und taff. Das muss sie als Türsteherin in Berlin auch sein. Es ist für sie aber auch eine Strategie, mit den Widrigkeiten und Herausforderungen des Lebens umzugehen: Nur mit Mühe konnte sie als Kind mit ihrer Familie aus dem krisengeschüttelten Iran fliehen. In Lübeck wuchs sie auf zwischen einer überforderten Mutter und den Anfeindungen ihrer Umwelt. Doch bei den neuen Herausforderungen hilft Nasrins abgebrühte Art nicht: Ihre Schwester Nushin ist gestorben und nun muss Nasrin sich um ihre Nichte Parvin kümmern.
Monique Hamelmann bringt den Roman "Ministerium der Träume" von Hengameh Yaghoobifarah auf die Bühne des Dresdner Staatsschauspiels. Dabei arbeitet sie der Vorlage folgend das generationsübergreifende Schweigen und die gesellschaftlichen Verstrickungen auf. Die Kritikerin Friederike Partzsch ist in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" vor allem von der schauspielerischen Leistung mit allen Zwischentönen überzeugt.
Weitere Informationen
"Das Ministerium der Albträume" nach Hengameh Yaghoobifarah
Adresse:
Staatsschauspiel Dresden
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 120 Minuten, keine Pause
Termine:
26. Mai, 19:30 Uhr
Performance in Dresden: "Droge Faust" an der Bürgerbühne
Auch den hohen deutschsprachigen Klassikern ist der Rausch nicht fremd: Die Inszenierung "Droge Faust" der Dresdner Bürgerbühne nimmt den Schulschreck von Goethes Versdrama als Grundlage, um über Drogen nachzudenken: Da wird in Auerbachs Keller dem Alkohol gefrönt, der Erdgeist spricht über die Ursprünge von Drogen, Grete nimmt MDMA und auf dem Brocken schwankt die Bindung zur Realität.
In den Text von Janette Mickan sind auch zahlreiche Interview-Aussagen eingeflossen, beispielsweise von dem ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Regisseurin Hanna Müller ist es gelungen, die 13 Jugendlichen, mit denen sie dieses Projekt realisiert hat, zu einem echten Kollektiv zu machen: Immer wieder sprechen sie Passagen als Chor, tanzen und lassen ihre Körper von unwillkürlichen Bewegungen (Kontrollverlust und Drogen gehören schließlich zusammen) durchzucken. Kritiker Tobias Prüwer zeigt sich in "Die deutsche Bühne" überraschend begeistert von der Leistung des jungen Ensembles auf der Bühne und schätzt, dass der Abend auf den Zeigefinger verzichtet, dem Thema offen, aber nicht verharmlosend begegnet.
Weitere Informationen
"Droge Faust"
Ein Jugendprojekt zu Sucht und Rausch von Janette Mickan.
Adresse:
Staatsschauspiel Dresden
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Termine:
28. Mai, 19:30 Uhr
Figurentheater in Bautzen: "Schlafes Bruder" nach Robert Schneider
Die Wahl für den Ort ist durchaus mutig: Das Puppentheater des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters zusammen mit Studierenden der Berliner Theaterhochschule "Ernst Busch" inszenierten in der 1599 gebauten Taucherkirche die Adaption von Robert Schneiders Roman "Schlafes Bruder". Das passt, denn es geht um einen Jungen, der in der Einsamkeit seines Zimmers das perfekte Gehör entwickelt und das Orgelspiel auf ungeahnte Weise meistert. Dieser Elias hat sich schon bei ihrer Geburt in seine Cousine Elsbeth verliebt, als er ihren Herzschlag auf unmögliche Entfernung hörte, doch die Beziehung wird von Elsbeths Bruder erschwert, der Elias nicht als Freund verlieren will.
Um diese Geschichte zu erzählen, müssen die Puppenspielenden durch die ganze Kirche eilen. Die kleinen Puppen werden dabei immer wieder spannend in Szene gesetzt, vor allem im Verhältnis zu den großen Menschen, die sie bewegen. Der Kritiker Andreas Herrmann zeigt sich auf dem Portal "Fidena" durchaus überzeugt von der geschickten Adaption des Erfolgsromans und der Vielseitigkeit der Spielenden, die selbst an der Orgel performen.
Weitere Informationen
"Schlafes Bruder"
Figurentheater mit Musik nach dem Roman von Robert Schneider
Adresse:
Taucherkirche
Löbauer Straße 1B
02625 Bautzen
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
17. Mai, 20:30 Uhr
23. Mai, 20:30 Uhr
Festival in Dresden: "Off Europa: Art Attack"
Seit mehr als 30 Jahren holt das Festival "Off Europa" internationales Theater nach Sachsen. Lange Zeit konzentrierte es sich dabei immer wieder auf einzelne europäische Länder, meistens solche, die nicht als Theaterländer bekannt sind – daher das Off im Titel. Auch die eingeladenen Stücke finden eher auf kleinen, abseitigen Bühnen statt. Nachdem jahrelang vor allem einzelne Länder im Fokus standen, schaut das Festival dieses Jahr auf einen besonderen Ort oder auf eine besondere Beziehung: nämlich die Bühne selbst.
In der Performance "Art Attack", der der Festival-Jahrgang sein Motto verdankt, werden Manifeste und Proklamationen der Popmusik der 80er-Jahre verlesen und dann wild dazu getanzt durch Konfetti-Regen und viele Farben. In "MilchMärchenRechnung" schafft der Puppenspieler Peter Müller zu den Klängen von Gundolf Nandico faszinierende Miniatur-Szenarien aus kleinen Maschinen, die zu Entdeckungen einladen. In "Laute Stille" tritt die Tänzerin Fine Kwiatkowski in den Dialog zwischen Musik und Raum.
Weitere Informationen Das Festival "Off Europa" findet vom 10. bis 17. Mai 2025 auf verschiedenen Bühnen in Dresden statt.
Tanztheater in Dresden: "Classics" an der Semperoper
Die erste Assoziation bei Ballett sind vermutlich nicht unbedingt die USA. Vielleicht war es dem Semperballett deswegen so wichtig, den Abend "Classics" auf die Dresdner Bühne zu bringen und eben auch so zu nennen. Dabei präsentieren sie drei Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert, die in Amerika entstanden sind und als Paradebeispiele der drei folgenden Choreografen gelten dürften:
George Balanchine war Mitbegründer des New York City Ballet, mit dem er die US-amerikanische Tanzgeschichte prägte. Seine frühe Arbeit "Serenade" mit Musik von Tschaikowsky zitiert die klassische Choreografie von "Schwanensee", spielt aber vielmehr mit Gruppenformationen. Justin Pecks Tanzstück entstand erst 2015 auf die Musik von "Rodeo" des Komponisten Aaron Copland, der wie kaum ein anderer die Seele des Cowboy-Landes in seine symphonischen Dichtungen verarbeitete. Schließlich ließ sich die Choreografin Twyla Tharp vom Minimalismus-Meister Philipp Glass das Stück "In the Upper Room" schreiben und schuf dazu eine Choreografie, die bemerkenswert mit dem besonderen Rhythmus spielte.
Was die Stücke alle gemeinsam haben, erklärt Wiebke Hüster von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", ist die Übersetzung von Musik in Bilder und Bewegung. Die Kritikerin ist vor allem von der Energie, der Haltung und Ausstrahlung des Dresdner Tanzensembles eingenommen.
Weitere Informationen
"Classics"
mit Choreografien von George Balanchine, Justin Peck und Twyla Tharp
Adresse:
Semperoper Dresden
Theaterplatz 2
01067 Dresden
Dauer: 135 Minuten, eine Pause
Termine:
7. Mai, 19 Uhr
23. Mai, 19 Uhr
26. Mai, 19 Uhr
30. Mai, 19 Uhr
Musiktheater in Görlitz: "Gramsci" und "Suor Angelica"
Wer sich in den vergangenen Jahren mit dem neuen Aufstieg der Rechten (oder dem Aufstieg der Neuen Rechten) und dem damit verbundenen akuten Kulturkampf beschäftigt hat, dem wird der Name Antonio Gramsci begegnet sein. Er war Philosoph und Mitbegründer der kommunistischen Partei in Italien, weswegen er einen Großteil seines Werks im Gefängnis schrieb. Er entwarf das Konzept der kulturellen Hegemonie, also dass man die entsprechenden Ideen in der breiten Gesellschaft erstmal so weit verbreiten und verankern muss, dass sie den Menschen vollkommen normal erscheinen. Statt den Linken hilft diese Idee nun aber vor allem den Rechten.
Der zeitgenössische Komponist Cord Meijering hat eine Oper geschaffen, die den italienischen Denker im Gefängnis zeigt. In Görlitz wurde die Kurzoper nun endlich aufgeführt, zusammen mit dem Einakter "Suor Angelica" von Giacomo Puccini. Das Stück erzählt von einer Ordensschwester, die nur wegen eines unehelichen Kindes und einiger Intrigen im Kloster lebt, unglücklich und eingeengt. Wie der Kritiker Jens Daniel Schubert in der "Sächsischen Zeitung" berichtet, besticht der Doppelabend vor allem, weil die beiden Figuren in ihrem Leiden und ihrer Zerrissenheit gezeigt werden, weil die beiden Hauptpartien genau das in ihrem Gesang transportieren und die Lausitzer Philharmonie beide Musikstile meistert. "Emotional und gedanklich anregend", so Schubert.
Weitere Informationen
"Gramsci" von Cord Meijering und "Suor Angelica" von Giacomo Puccini
Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz
Dauer: 160 Minuten, eine Pause
Termine:
17. Mai, 19:30 Uhr
FÜR KURZENTSCHLOSSENE
11. Lange Nacht der Dresdner Theater
Von Nachmittag bis Mitternacht beweist Dresden, dass die Stadt auch eine Theatermetropole ist. Dabei zeigen so ziemlich alle Bühnen der Stadt, was ihr Programm ausmacht: Zum ersten Mal dabei ist das Carte Blanche Theater für Travestiekunst. Nach einer Pause präsentiert auch die Semperoper wieder Highlights aus dem Programm ebenso wie das Boulevardtheater. Im Societätstheater gibt es malerischen Tanz und kurze akrobatische Geschichten. Auch im Projekttheater werden Tanz und bildende Kunst verknüpft und es gibt Lieder von Georg Kreisler. Die Opernklasse der Musikhochschule zeigt eine frühe Fassung von Udo Zimmermanns "Die weiße Rose".
Weitere Informationen
Die 11. Lange Nacht der Dresdner Theater findet am 26. April, ab 16 Uhr an verschiedenen Orten der Stadt statt.
Das vollständige Programm wird am 3. April veröffentlicht.
Die Eintrittsbändchen werden ab dem 4. April verkauft.
Performance in Dresden: "Peer Gynt" an der Bürgerbühne
Vielleicht wusste Peer einfach nicht mehr, wohin er in seinem Leben wollte, und schlug deswegen vollkommen über die Stränge. Er lässt seine Mutter ohne Ausweg auf dem Dach zurück und entführt eine Braut von ihrer Hochzeit. Vor dem Zorn der Dorfgemeinschaft flieht er, gerät mit mythischen Kräften in Konflikt und wird schließlich unglücklich reich. Unglücklich, weil er sich auf seiner Reise trotzdem nicht selbst finden konnte. Im Zeitalter des Internets ist das vielleicht noch schlimmer, wo uns der Erfolg oder angeblich unbedingt Erstrebenswertes permanent vor Augen geführt wird. An der Bürgerbühne in Dresden wurde das Drama von Henrik Ibsen mit diesem Gedanken und mit zehn jungen Menschen neu interpretiert. Die Jugendlichen streiten sich um die Hauptrolle, finden verschiedene Aspekte des "nordischen Fausts", singen hinreißend Lieder und gehen dabei immer der Frage nach "Wer bin ich?" nach. Kritiker Torsten Klaus zeigte sich in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" überzeugt von der Sinnsuche.
Weitere Informationen
"Peer Gynt"
nach Henrik Ibsen
in einer Fassung von Joanna Praml und Dorle Trachternach
Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 120 Minuten, keine Pause
Termine:
30. April, 19:30 Uhr
Tanztheater in Radebeul: "Im Puls" an den Landesbühnen Sachsen
Natalie Wagner, Choreografin und Chefin des Tanz-Ensembles in Radebeul, legt viel Wert auf die Arbeit und den Zusammenhalt in der Gruppe. Viele Arbeiten an den Landesbühnen entstehen explizit in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern. Auch das Stück "Im Puls" ist von diesem Geist getragen: Das Ensemble bewegt sich wie innig verbunden: eine amorphe Masse oder ein Fischschwarm. Es braucht Geduld, Ruhe und einen genauen Blick, um die Impulse in der Menge zu erkennen und den Puls, den Rhythmus zu spüren. Kritiker Rico Stehfest ist auf der Plattform "tanznetz" begeistert, wie gut das junge Ensemble miteinander harmoniert.
Weitere Informationen
"Im Puls"
Tanzabend von Natalie Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ensemble
Adresse:
Landesbühnen Sachsen
Meißner Straße 152
01445 Radebeul
Dauer: 60 Minuten, keine Pause
Termine:
25. April, 19:30 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 15. April 2025 | 15:10 Uhr